München Megaparty für den „wunderbaren Neger“

München · Schlagersänger Roberto Blanco feiert heute mit 400 Gästen seinen 80. Geburtstag.

 Auch für seine ausdrucksstarke Mimik ist Roberto Blanco bei seinen Fans beliebt.  Foto: Horst Ossinger/dpa

Auch für seine ausdrucksstarke Mimik ist Roberto Blanco bei seinen Fans beliebt. Foto: Horst Ossinger/dpa

Foto: dpa/Horst Ossinger

(dpa/afp) Wer es böse mit Roberto Blanco meint, sagt, dass er nur noch von seinen über 40 Jahre zurückliegenden Erfolgen zehrt. Aber Blanco, den Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) politisch völlig unkorrekt als „wunderbaren Neger“ lobte, scheint vollkommen mit sich im Reinen. „Ein bisschen Spaß muss sein“ ist zugleich Hit und Lebensmotto des Sängers, der heute 80 Jahre alt wird. „Ich bereue nichts“, sagte er gerade in einem Interview.

Wie kaum ein anderer Künstler gehört Blanco zum Inventar der Bonner Republik. Er war ein Aushängeschild gelungener Integration, schon lange, bevor man darüber zu diskutieren begann, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei oder sein sollte. Blanco ist beides: Weltbürger, der mehrere Sprachen beherrscht, und bodenständiger Volkskünstler, der durch die Provinz tingelt und seine Hits in Dauerschleife bei Betriebsfesten und Eröffnungen von Möbelhäusern singt.

Der Schlagerstar kam am 7. Juni 1937 in Tunis zur Welt. Zusammen mit seinem Vater, einem kubanischen Folklore- und Varieté-Künstler und seiner Stiefmutter kam er viel in der Welt herum, lernte Ägypten, Griechenland, Italien und die Türkei kennen. Ein Medizinstudium in Madrid brach er nach zwei Semestern ab. Zu seiner eigentlichen Berufung als Sänger kam er erst in Deutschland, wo er sich 1957 beim ARD-Wettbewerb „Dem Nachwuchs eine Chance“ gegen die Konkurrenz durchsetzte.

Seither ist er aus Deutschlands Schlagerszene nicht mehr wegzudenken. Schon ein Jahr nach seinem Überraschungssieg war er Teil des Tour-Ensembles der berühmten Sängerin Josephine Baker und brachte seine erste von zahllosen Schallplatten heraus. Er trat im Fernsehen auf, war in Kinofilmen zu sehen, war Dauergast in der ZDF-„Hitparade“ und sang Schlager-Klassiker wie „Ein bisschen Spaß muss sein“, „Heute so, morgen so“ oder die „Der Puppenspieler von Mexiko“.

Blancos offensive Fröhlichkeit, mit der er, sicher ungewollt, das rassistische Klischee des ewig singenden und tanzenden Äquatorial-Bewohners bedient, überdeckte manche privaten Eskapaden. Die Ehe mit seiner Frau Mireille endete nach über 30 Jahren mit einem öffentlichen Rosenkrieg und dem Bekanntwerden eines unehelichen Sohnes, die zwei erwachsenen Töchter brachen mit ihm, es gab eine schmutzige Auseinandersetzung um Unterhaltszahlungen.

Inzwischen lebt Blanco mit der 40 Jahre jüngeren Luzandra in zweiter Ehe in Österreich. Seine Frau plane zum 80. Geburtstag eine große Party mit 400 Gästen, erzählte der Sänger der österreichischen Zeitung „Kurier“. Zum Geburtstag soll auch ein neues Album erscheinen, im Oktober seine Autobiografie. „Ein Buch von einem, der mit sich und der Welt im Reinen ist“, wirbt der Verlag. Gerne hätte man den Künstler gefragt, was er vom Aufstieg populistischer Bewegungen hält, von der AfD und der von der CSU propagierten Einwanderungs-„Obergrenze“. Interviewanfragen blieben jedoch unbeantwortet. Wenn sich Blanco bisher zu politischen Fragen äußerte oder zu der Rolle als „Vorzeige-Schwarzer“, die ihm immer wieder angetragen wurde, blieb er meist seinem Spaß-Motto treu. Als Kommentar zu Herrmanns „Neger“-Fauxpas präsentierte er sich in Jan Böhmermanns Satire-Sendung „Neo Magazin Royal“ neben einem Berg von Schokoküssen. Sein Nachname Blanco (spanisch für „weiß“) ist freilich keine ironische Anspielung auf seine Hautfarbe. Roberto Blancos leibliche Mutter, eine kubanische Tänzerin und Sängerin, hieß ganz einfach: Mercedes Blanco.

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