25. St. Wendeler Jazztage: Drei Tage lang Weltmusik, Jazz und Blues auf hohem Niveau

St Wendel · Die St. Wendeler Jazztage feierten 25. Jubiläum. Das dreitägige Programm begeisterte mit hervorragenden Musikern und einer ausgelassenen Tanzparty.

 Kontrabassist mit atemberaubender Bogentechnik: Renaud Garcia-Fons. Foto: K. Krämer

Kontrabassist mit atemberaubender Bogentechnik: Renaud Garcia-Fons. Foto: K. Krämer

Foto: K. Krämer

2012 grübelte man über den Wattestäbchen. Nun fragte man sich, was der Pfau auf dem Plakat bedeuten sollte. Dass man sich nach einem schillernden Vierteljahrhundert getrost mal spreizen darf? Fakt ist: Zum Jubiläumsauftakt punkteten die 25. St. Wendeler Jazztage - ein klassisches Drei-Tage-Rennen, dem seit drei Jahren ein regionaler Prolog vorgeschaltet ist, diesmal mit dem Susan Weinert Trio im Kurhaus Harschberg - mit Wohlfühl-Atmosphäre und einem Programm, das Weltmusik wie immer groß schrieb.

Dafür sorgte am Freitag im Saalbau der französische Ausnahme-Kontrabassist Renaud Garcia-Fons, der bei seinem fulminanten Solo-Konzert eine musikalische Reise rund um den Mittelmeerraum antrat. Ob andalusischer Flamenco oder syrischer Folk, ob türkische, italienische oder arabische Weisen: Garcia-Fons verarbeitet in seinen Kompositionen jazzige und klassische Einflüsse und scheint dabei mit seinem um eine fünfte Saite ergänzten Instrument wie verwachsen. Sein Pizzicato und seine Bogentechnik, insbesondere der Springbogen, sind atemberaubend; perfekt integriert sind perkussive Elemente durch Beklopfen des Instrumentenkorpus. Mittels eines Loop-Geräts, Hall- und Echoeffekten sowie - ebenfalls mit dem Kontrabass generierter - Zuspielungen agiert der "Paganini der Bassgeige" in orchestraler Fülle mit sich selbst. So verbreitet er mal leidenschaftliche Melancholie, mal entfacht er in freier Improvisation Klangteppiche, die er in filigraner Ornamentik auflöst.

Mit einem vitalen Blues leitete er perfekt über zu der holländischen Sängerin Masha Bijlsma, die mit ihrer spielfreudigen Band "Bones" einen ausgesprochen erdig-souligen und mit stehendem Beifall bedachten Auftritt hinlegte. Die fidele Niederländerin ist blond, aber sie klingt nicht so: Vielmehr tönt das stimmliche Schwergewicht mit dem so beweglichen wie wuchtigen dunklen Timbre wie eine schwarze Blueslady, die mit erfreulich unverkopftem Zugriff die Tradition des swingenden Modern Jazz hochhält. Dabei ersang Bijlsma bei eigenen Nummern und Coverversionen auch ergreifende Gänsehautmomente, so im intimen Duett mit Kontrabassist Henk de Ligt. Für den erkrankten Posaunisten Bart van Lier war kurzfristig der Amerikaner Andy Hunter (WDR-BigBand) eingesprungen, der sich perfekt in das Ensemble (am Piano: Ed Baatsen, Schlagzeug: Dries Bijlsma) einfügte und sich mit seinem Kollegen Adrian Mears gegenseitig zu Höchstleistungen anstachelte. Der breitentaugliche Partytag des Festivals, der üblicherweise den sonntäglichen Kehraus markiert, fiel diesmal aus organisatorischen Gründen auf den Samstag. Die experimentierfreudige dreizehnköpfige Berliner Großformation "17 Hippies" brachte den Saal mit ihrem mitreißenden Querbeet-Mix aus Balkanfolklore, französischem Musette, Cajun, Chanson, Pop, Jazz , Rock und Klezmer zum Schwofen - und gegen Ende glänzte der teils überorchestrierte Angriff auf die Tanzbeine sogar mit dynamisch differenzierten Momenten. Frenetischer Applaus.

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