Brüssel 2021 kommt „Sauber“-Quote für Linienbusse

Brüssel · EU macht Druck bei der Anschaffung neuer Busse. Städte und Gemeinden reagieren alarmiert.

 Künftig sollen verbindlich Elektrobusse für Verkehrsbetriebe in Deutschland fahren. Berlin hat schon damit angefangen.

Künftig sollen verbindlich Elektrobusse für Verkehrsbetriebe in Deutschland fahren. Berlin hat schon damit angefangen.

Foto: BECKER&BREDEL/bub

Die EU wird ab 2021 die Betreiber im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erstmals zwingen, emissionsfreie Linienbusse zu kaufen. Zwischen 2021 und 2025 sollen 45 Prozent der Neuanschaffungen „saubere Busse“ sein. Von 2025 bis 2030 hängt die Latte noch höher. Dann müssen sogar 65 Prozent der Neukäufe „sauber“ sein. Jeweils die Hälfte dieser Beschaffungsquoten muss mit komplett emissionsfreien Fahrzeugen gedeckt werden. Hybrid-Fahrzeuge gehören nicht dazu. Dies sieht ein Kompromiss vor, auf den sich die Verhandlungsführer von Europaparlament sowie aller 28 Mitgliedstaaten geeinigt haben. Es gilt als sicher, dass das Europaparlament das Paket heute mit großer Mehrheit beschließen und damit grünes Licht für die Beschaffungsquoten geben wird.

Ab 2021 sollen alle Ausschreibungen davon betroffen sein, bei denen mehr als zwei Busse gekauft werden. 2018 wurden EU-weit 13 000 Linienbusse neu in Betrieb genommen. Zur Liste der alternativen Antriebstechnologien, die von der EU akzeptiert werden, gehören auch der Antrieb mit Wasserstoff, Biokraftstoffen, synthetischen und paraffinischen Kraftstoffen sowie bestimmte Sorten Gas, nicht aber Erdgas.

Die Städte und Gemeinden sind hochgradig alarmiert. Der Landkreistag, Städtetag sowie der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) fordern die Abgeordneten auf, mit „Nein“ zu stimmen. In dem Brief, der unserer Zeitung vorliegt, heißt es: Der Gesetzgeber habe es versäumt, der finanziellen Mehrbelastung durch die Quoten im ÖPNV Rechnung zu tragen: „Langfristig kann es zu einer Verteuerung oder gar zu einer Einschränkung des ÖPNV kommen.“

Martin Burkart vom Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) warnt: „Beim E-Bus befindet sich die Branche in einem verlängerten Experimentierstadium.“ E-Fahrzeuge hätten viel zu geringe Reichweiten. „Dadurch müssen wir mindestens 50 Prozent mehr Fahrzeuge vorhalten, um die Bedarfe abzudecken.“ Die Anschaffungskosten seien mindestens doppelt so hoch wie beim konventionellen Fahrzeug. Daimler produziert den vollelektrischen ECitaro mit einer Reichweite von etwa 150 Kilometern. Damit deckt der ECitaro nur ein Drittel der Strecken ab, die ein Linienbus im Schnitt am Tag fährt.

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