2015 war Rekord-Streikjahr

Düsseldorf · 2015 wird vielen in Deutschland als heftiges Streikjahr in Erinnerung bleiben. Das bestätigt nun auch eine Statistik der Gewerkschaften. Bei den schärfsten Konflikten ging es ums Eingemachte.

 Auch die Flugbegleiter waren 2015 im Ausstand. Foto: dpa

Auch die Flugbegleiter waren 2015 im Ausstand. Foto: dpa

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Lokführer, Piloten, Erzieherinnen, Flugbegleiter und Paketboten: Im vergangenen Jahr hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung ein Streik an den anderen gereiht. Dass nicht nur gefühlt so viel gestreikt wurde wie seit über 20 Jahren nicht mehr, hat gestern die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung bestätigt. Ihren Zählungen zufolge sind mehr als zwei Millionen Arbeitstage streikbedingt ausgefallen - eine Größenordnung, wie sie zuletzt 1992 beim großen, elftägigen Flächenstreik im Öffentlichen Dienst registriert worden war.

Rund 1,1 Millionen Menschen haben sich an den Arbeitskämpfen beteiligt. Die IG Metall hat bei ihren massiven Warnstreiks alleine fast 900 000 Menschen vor die Werkstore gebracht, wenn auch meist nur für Stunden.

Bei den Beteiligten überwiegen die Metaller, bei der ausgefallenen Arbeitszeit stehen hingegen die von Verdi angeführten Konflikte um die Ausgliederung von Post-Paketdiensten und die höhere Eingruppierung von Erziehern an der Spitze. Von den gut zwei Millionen ausgefallenen Arbeitstagen entfallen drei Viertel auf diese beiden Arbeitskämpfe. Erreicht hat Verdi letztlich bei der Post nur einen Bestandsschutz für bereits angestellte Paketfahrer, während neue Kollegen bei den eigens gegründeten Billigtöchtern zu geringeren Gehältern fahren müssen. Die Erzieherinnen ließen nach wochenlangen Streiks ein erstes Schlichtungsergebnis durchfallen und erzielten laut Gewerkschaft letztlich ein überdurchschnittliches Tarifplus von 3,7 Prozent.

Das arbeitgebernahe Institut der Wirtschaft Köln (IW) zählt kürzere Warnstreiks nicht mit und kommt so auf eine niedrigere Zahl von nur 960 000 ausgefallenen Arbeitstagen. IW-Experte Hagen Lesch sieht Deutschland damit aber auf einem Streikniveau wie in den USA oder Großbritannien.

Noch offen sind die Konflikte beim fliegenden Personal der Lufthansa. Allerdings hat die Kabinengewerkschaft Ufo den grundsätzlichen Systemwechsel bei den Betriebsrenten akzeptiert und befindet sich nun in einer Schlichtung. Auch ein Wiederaufflammen der Pilotenstreiks durch die Vereinigung Cockpit zeichnet sich nicht ab.

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