Greta Thunberg „Ich will, dass ihr in Panik geratet“

Davos · 16-jährige Greta Thunberg fordert bei emotionaler Rede in Davos mehr Klimaschutz.

 Aktivistin Greta Thunberg gibt nach ihrer Ankunft im schweizerischen Davos ein Interview.

Aktivistin Greta Thunberg gibt nach ihrer Ankunft im schweizerischen Davos ein Interview.

Foto: AP/Adrian Reusser

Mit einem emotionalen Appell hat die 16 Jahre alte Klimaaktivistin Greta Thunberg die Top-Manager und Spitzenpolitiker in Davos zu Maßnahmen gegen den Klimawandel aufgerufen. „Ich will, dass ihr handelt, als wenn euer Haus brennt, denn das tut es“, sagte die Schwedin am Freitag auf der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums. „Erwachsene sagen immer wieder: Wir sind es den jungen Leuten schuldig, ihnen Hoffnung zu geben. Aber ich will eure Hoffnung nicht“, so Thunberg. „Ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre.“

Die Zeit für Höflichkeiten sei vorbei, sagte die 16-Jährige in einer Diskussionsrunde zum Klimawandel. „Jetzt ist es an der Zeit, deutlich zu sein. Die Klimakrise zu lösen, ist die größte und komplexeste Herausforderung, der die Menschheit je gegenüberstand“, sagte Thunberg. „An Orten wie Davos erzählen Menschen gerne Erfolgsgeschichten. Aber ihr finanzieller Erfolg hat ein unvorstellbares Preisschild. Und beim Klimawandel müssen wir anerkennen, dass wir versagt haben.“

In Davos gehe es – wie überall – nur um Geld, sagte die Teenagerin. „Es hat den Anschein, dass Geld und Wachstum unsere einzige Sinnerfüllung sind.“ Und weil die Klimakrise eine Krise sei, die noch nie als Krise erkannt worden sei, seien viele Menschen sich der Konsequenzen nicht bewusst. Noch aber gebe es eine Lösungsmöglichkeit, „so einfach, dass selbst ein kleines Kind sie versteht: Wir müssen den Ausstoß von Treibhausgasen stoppen“.

Die 16-Jährige war mit dem Zug aus Schweden nach Davos gereist – weil Flugreisen viel CO2 ausstoßen. Sie setzt sich an vorderster Front für ein stärkeres Klimabewusstsein ein. Im Rahmen ihrer Protestaktion „Schulstreik fürs Klima“ demonstriert sie jeden Freitag vor dem Reichstag in Stockholm. Die Aktion fand bereits weltweit Nachahmer.

In Davos warnten auch die Chefinnen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds, Kristalina Georgiewa und Christine Lagarde, vor den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels. „Steigende Temperaturen werden ganze Teile von Volkswirtschaften auslöschen“, sagte Lagarde am Freitag, dem letzten Tag des Weltwirtschaftsforums. Eine „neue Klima-Ökonomie“ würde dagegen 65 Millionen Arbeitsplätze schaffen, sagte Georgiewa. Die Weltbankchefin wies Einwände zurück, eine Verringerung des Schadstoffausstoßes würde der Wirtschaft schaden. Die Kosten, wenn man nichts unternähme, würden unermessliches Leid bedeuten. In einer Studie sei errechnet worden, dass ein rapider Temperaturanstieg die globale Wirtschaftsproduktion um 25 Prozent verringern würde.

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