Syrischer Käse aus Uchtelfangen

Uchtelfangen · Im Saarland entsteht auf dem Georgshof die erste arabische Käserei in Deutschland.

 Abdaljalel Saymoa (3.v.l) präsentiert auf dem Georgshof gemeinsam mit Familie Riehm und Stefanie Valcic-Manstein (4.v.l.) vom IQ-Netzwerk seinen selbst gemachten arabischen Käse. Foto: Andreas Engel

Abdaljalel Saymoa (3.v.l) präsentiert auf dem Georgshof gemeinsam mit Familie Riehm und Stefanie Valcic-Manstein (4.v.l.) vom IQ-Netzwerk seinen selbst gemachten arabischen Käse. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Eigentlich wirkt der Georgshof in Uchtelfangen völlig normal: mit Kühen in einem typischen Stall. Und doch ist der Hof etwas Besonderes. Denn dort entsteht gerade die erste arabische Käserei Deutschlands, wie Bäuerin Christel Riehm betont. Die Planungen sind in den letzten Zügen. Aktuell geht es darum, wo die Container stehen und mit welchen Geräten sie ausgestattet werden müssen. Spätestens Anfang Juni soll es dann losgehen, rechtzeitig zum islamischen Fastenmonat Ramadan, der in diesem Jahr am 27. Mai losgeht. "Das ist die Zeit, in der arabischer Käse besonders gefragt ist", sagt Bauer Matthias Riehm.

Ursprung des Projekts waren die Besuche des syrischen Flüchtlings Abdaljalel Saymoa auf dem Georgshof. Mehrfach hatte er dort frische Milch gekauft. Erst nur ein paar Liter, dann immer mehr. Der hohe Milchbedarf klärte sich bald: Saymoa stellte Käse her. Für sich und seine Freunde. "Ich habe schon in Syrien immer Käse gemacht", sagt Saymoa. Und hier in Deutschland sei es schwierig, frischen arabischen Käse zu bekommen. Eine arabische Käserei gibt es nicht, der Käse in den Geschäften wird importiert. Anders bei Saymoa: "Ich mache morgens Käse, der dann am Abend fertig ist."

Aus ersten Gesprächen entstand schnell eine Freundschaft und dann die Geschäftsidee mit der arabischen Käserei. Eine Idee, von der beide Seiten profitieren können: Für den Bauernhof ist die Käserei eine sichere Absatzquelle für die Milch - angesichts des immer wieder ruinös niedrigen Milchpreises eine stabile Einnahmequelle. Die Käserei wiederum hat Zugriff auf extrem frische Milch. Was wiederum der Qualität zugutekommt.

Doch von der Idee zur Umsetzung war es ein weiter Weg. "Ohne Hilfe hätten wir das nicht geschafft", sagt Christel Riehm. Diese Hilfe kam vor allem von Stefanie Valcic-Manstein vom IQ-Netzwerk, die den Junggründern durch den Dschungel von Handwerkskammer, Veterinäramt, Sachkundenachweis und all den nötigen Genehmigungen half. Das IQ-Netzwerk gehört zum Institut für Technologietransfer (Fitt) der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) und unterstützt Migranten bei der Unternehmensgründung.

Käse, das lernten die Gründer schnell, darf man in Deutschland nicht einfach so auf den Markt bringen. Dafür benötigt es einen Sachkundenachweis, den Bauer Riehm und Saymoa im Dezember nach einem mehrtägigen Lehrgang in Berlin abgelegt haben. Für den Syrer, der erst seit zwei Jahren in Deutschland ist, eine harte Aufgabe: "Die Prüfung auf Deutsch war schwierig", sagt er. Doch als er die Herstellung des Käses beschrieben und teilweise - als die Worte fehlten - auf Zeichnungen zurückgegriffen habe, seien die Prüfer von seiner Sachkunde schnell überzeugt gewesen.

Hilfe bekommen Riehm und Saymoa aber auch beim Business-Angels-Netzwerk, das Gründern erfahrene Unternehmer zur Seite stellt. Nach einer erfolgreichen Projektpräsentation helfen nun drei Business Angels bei der Ausarbeitung des Geschäftsplans.

Ein Risiko ist die Gründung natürlich schon. Vor allem muss die sechsstellige Startinvestition über Kredite finanziert werden. Doch die Familie Riehm und Saymoa sind optimistisch: Mit Jungbauer Matthias Riehm Junior, seiner Frau Anna und Saymoa liegt das neue Unternehmen, die Käserei Cham Saar, in den Händen der Nachfolge-Generation. Und auch Riehm senior, der das Projekt entscheidend auf den Weg gebracht hat, ist um den Erfolg nicht bange. Gerade erst hat ihm ein Großhändler bestätigt, dass der arabische Käse von Cham Saar Top-Qualität hat. Der werde den Käse zum Start probeweise ins Sortiment nehmen, sagte Riehm. Und auch arabische Geschäfte im Saarland hätten schon Interesse bekundet. "Ich bin absolut zuversichtlich, dass unsere Käserei ein Erfolg wird", sagt Matthias Riehm.

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