Martinshof setzt zunehmend auf Online-Geschäft

St Wendel · Der Bio-Hof Martinshof aus St. Wendel hat seinen Vertrieb stark ausgebaut. Nötig waren dafür Investitionen unter anderem in Kühlanlagen und moderne Verpackungsmaschinen.

 Geschäftsführer Gerhard Kempf verkauft auch Gemüse kooperierender Bio-Betriebe aus dem Saarland. Foto: woll

Geschäftsführer Gerhard Kempf verkauft auch Gemüse kooperierender Bio-Betriebe aus dem Saarland. Foto: woll

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Bio-Wurst, Bio-Gemüse und Bio-Wein per Mausklick? Für Gerhard Kempf ist das keine Utopie, sondern längst ebenso selbstverständlich wie der Internet-Kauf von Büchern, Filmen oder anderen technischen Geräten. Der Geschäftsführer des Bio-Hofs Martinshof in St. Wendel Osterbrücken setzt schon seit einiger Zeit auf den Internet-Vertrieb. Und das mit Erfolg: In Frankreich beliefere der Hof seine Kunden bereits seit drei Jahren mit Bio-Produkten - und verzeichne noch immer zweistellige Zuwachsraten beim Internetshop "Ferme du bio", sagt Kempf. Aktuell liege der Frankreich-Umsatz bei 30 000 Euro pro Monat. "Das ist schon ordentlich", sagt Kempf. Auch in Deutschland ist seit einem Jahr ein Internet-Versand am Start. Und auch der entwickle sich zufriedenstellend, sagt Kempf, wenn auch die Umsatzzahlen noch deutlich unter denen des Nachbarlandes lägen.

Die Idee für den Internet-Vertrieb kam quasi durch einen Zufall. Die französische Kette Auchan hatte in Aktionen Produkte des saarländischen Biohofes im Programm gehabt. "Als anschließend Kunden bei uns fragten, wo man unsere Waren beziehen könne, haben wir den Internet-Shop eingerichtet."

Seit bereits 30 Jahren betreiben Gerhard Kempf und seine Frau Monika den Bioland-Hof im St. Wendeler Land. Dabei beliefern sie Kunden weit über die Region hinaus. Neben Bio-Läden liefern sie auch noch an Supermarkt-Ketten wie Edeka, Kaufland und Globus. Außerdem versorgen sie über 1000 Kunden im Saarland und der Großregion regelmäßig mit sogenannten Bio-Kisten, gefüllt mit Bio-Produkten aus der Region.

Was wie ein beschaulicher Hof aussieht, ist längst ein Großbetrieb geworden. Rund 80 Mitarbeiter haben die verschiedenen Unternehmen des Martinshofs, auf sieben Millionen Euro beziffert Kempf den Umsatz. In den ursprünglichen Stallungen des Hofs verbergen sich nicht nur eine Metzgerei und eine Käserei mit den dazugehörigen Kühlhäusern, sondern auch ein Logistiklager, über das Bio-Produkte sowie Gemüse verschiedener Bio-Zulieferer an die Kunden weitervertrieben werden. "Gemüse bauen wir nicht mehr selber an, dafür bietet das St. Wendeler Land keine so guten Gegebenheiten", sagt Kempf. Auf den knapp 130 Quadratmetern Nutzfläche werde stattdessen Getreide und Gras für die Tiere angepflanzt. Der Hof hält Milchziegen und Kühe unter Bio-Bedingungen, produziert Produkte aus Ziegenmilch sowie verschiedenste Fleisch- und Wurstspezialitäten. Neben dem Vertrieb über Partner und das Internet betreibt der Martinshof auch noch einen Stadtladen in der Diskonto-Passage in Saarbrücken.

In den vergangenen Jahren habe er erheblich investieren müssen, sagt Kempf. Um die notwendige Haltbarkeit für den Supermarkt-Vertrieb zu garantieren, habe er beispielsweise moderne Verpackungsmaschinen anschaffen müssen. Das zahlt sich allerdings auch beim Internet-Vertrieb aus. Mit den passenden Kühl-Kartons sei es möglich, die Ware ohne Temperaturverluste innerhalb von 24 Stunden zuzustellen.

Dass es überhaupt möglich gewesen sei, den Hof so für die Zukunft aufzustellen, sei auch rund 350 Bio-Fans zu verdanken, die sich über eine stille Beteiligung beim Martinshof engagiert haben. Rund zweieinhalb Millionen Euro an Kapital hätten sie den beiden Betreibern zur Verfügung gestellt. "Ohne ihr Engagement hätten wir den neuen Vertrieb so gar nicht aufbauen können", sagt Kempf.

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