Voit kauft groß zu

St Ingbert · Auf einen Schlag vergrößert sich der Autozulieferer Voit um 30 Prozent. Das St. Ingberter Unternehmen steigt bei der Fonderie Lorraine ein und plant weiteres Wachstum.

 Ein Voit-Mitarbeiter prüft Getriebeteile. Archivfoto: Oliver Dietze

Ein Voit-Mitarbeiter prüft Getriebeteile. Archivfoto: Oliver Dietze

Der Autozulieferer Voit hat einen Wachstumssprung gemacht. Das St. Ingberter Unternehmen übernahm zum neuen Jahr von seinem Hauptkunden ZF die Mehrheit beim lothringischen Guss-Unternehmen Fonderie Lorraine. Im November hatten sich die Kaufpläne bereits angedeutet (wir berichteten). "Wir haben unseren großen Schritt realisiert", sagte gestern Vorstandschef Carsten Schubert. 70 Millionen Euro Jahresumsatz kommen damit hinzu. 290 Millionen Euro plant Voit für dieses Jahr - ein Plus von 30 Prozent. Auch die Zahl der Mitarbeiter wächst auf einen Schlag um 400 auf rund 2000. Voit erweitert mit dem Kauf seine Produktpalette für Getriebe-Innenteile aus Aluminium. Überschneidungen mit dem bisherigen Sortiment gebe es kaum, sagte Schubert. Zum Kaufpreis schweigt er allerdings.

ZF bleibt weiterhin Miteigentümer des Alu-Guss-Spezialisten aus Grosbliederstroff. Schubert spricht von "einer langfristigen strategischen Allianz" des St. Ingberter Mittelständlers mit dem Friedrichshafener Zuliefer-Riesen. Mit der Partnerschaft entstehe ein Kompetenzzentrum für Getriebe- und Antriebskomponenten.

ZF hatte die Fonderie 2010 nach der Insolvenz des Unternehmens Honsel übernommen, "um die Lieferbeziehung zu sichern", wie Voit mitteilte. Damals baute ZF gerade die Fertigung der Achtgang-Automatikgetriebe in Saarbrücken aus. Viele Millionen habe ZF in die Fonderie investiert, sagte Schubert. Daher "steht das Unternehmen technisch und wirtschaftlich sehr gut da". In dem neuen Gemeinschaftsunternehmen soll es technologisch weiter vorankommen und wettbewerbsfähiger werden. Dafür plane Voit auch Investitionen. Ausdrücklich weist Schubert darauf hin, dass auf dem Gelände der Fonderie Lorraine noch viel Platz für Erweiterungen sei - mehr als 54 000 Quadratmeter. Entsprechend kommentiert ein ZF-Sprecher: "Voit ist für die Fonderie Lorraine ein solider Partner, der sowohl ein langjährig aufgebautes Know-how in der Gusstechnologie als auch Investitionsbereitschaft mitbringt. Der Zusammenschluss stärkt die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Fonderie Lorraine."

Der Zukauf ist Teil einer umfassenden Wachstumsstrategie von Voit. Die Produktpalette werde erweitert - auch hin zu Teilen für Hybrid-Autos und Elektromobilität. Die Standorte werden weltweit ausgebaut: So wurden laut Schubert zum Beispiel in St. Ingbert 20 Millionen Euro in Großpressen zum Stanzen von Auto-Komponenten investiert und die Produktionskapazität des Werkes in Polen verdoppelt. Insgesamt beliefen sich die Investitionen der vergangenen beiden Jahre auf rund 40 Millionen Euro. In diesem Jahr sollen es zwölf Millionen werden. Inzwischen habe Voit, so Vorstandschef Schubert, auch seine Position in der Zulieferbranche gestärkt und produziere zunehmend direkt für die Autobauer, zum Beispiel für Ford und VW .

Meinung:

Eine starke Botschaft

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

In der jüngsten Zeit kamen aus der hiesigen Industrie viele schlechte Nachrichten. Drastische Auftragsrückgänge hier, Stellenabbau und Werksschließungen dort. Um so erfreulicher sind die Botschaften des St. Ingberter Autozulieferers Voit. Der Zukauf in Lothringen bedeutet nicht nur mehr Größe, sondern auch mehr Stärke - in der Partnerschaft mit ZF und im Wettbewerb der Zulieferer. Überhaupt hat das Unternehmen eine erstaunliche Entwicklung hingelegt - von einem defizitären Sanierungsfall im Jahr 2009 zu einem profitablen, wachstumsstarken Technologieunternehmen heute. Voit ist daher auch künftig für erfreuliche Nachrichten gut - wenn nicht politische Krisen der gesamten Auto- und Zulieferbranche schaden.

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