Gemeinsam gegen den Niedrigzins

Saarlouis/Sulzbach · Die Vereinigte Volksbank und die Volksbank Westliche Saar plus wollen zum zweitgrößten Institut der Genossen im Saarland fusionieren.

Der Markt der Volksbanken im Saarland ordnet sich neu. Die Vereinigte Volksbank (VVB) und die Volksbank Westliche Saar plus haben gestern bekanntgegeben, dass sie zum Beginn des kommenden Jahres fusionieren wollen. Die Aufsichtsräte hätten am 26. April grünes Licht gegeben, ein Fusionskonzept zu entwickeln, teilten die beiden Vorstandsvorsitzenden Mathias Beers (VVB) und Edgar Soester (Westliche Saar plus) gestern mit. Im Juni werden die Vertreterversammlungen über das Vorhaben informiert, im November soll ihnen dann der fertige Fusionsplan zur Genehmigung vorgelegt werden.

Mit der Fusion entsteht die nach der Bank 1 Saar zweitgrößte Volksbank im Saarland. Gemeinsam erreichen die beiden Banken dann eine Bilanzsumme von 1,9 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen summieren sich auf 1,5 Milliarden Euro, die Kundenkredite auf 1,4 Milliarden Euro. Insgesamt beträgt das betreute Kundenvolumen, das unter anderem auch Wertpapiere umfasst, 4,1 Milliarden Euro.

Größe alleine sei aber nicht der entscheidende Faktor, unterstreicht Beers: "Die Bilanzsumme sagt nicht viel über eine Bank aus", sagt er. "Die kann ich leicht aufblähen, indem ich ganz viele Kundeneinlagen reinhole. Ob das klug ist, ist eine ganz andere Frage." Für ihn zählt die Ertragskraft. Und auch da sehe die neue Bank gut aus, wie Soester sagt: "Auf Basis der 2016er Zahlen hätten wir beide gemeinsam ein operatives Ergebnis von 21 Millionen Euro." Verglichen mit der achtmal so großen Saar-LB, die für das vergangene Jahr 30 Millionen Euro Ergebnis gemeldet hat, sei das beachtlich, sagt Soester. Außerdem seien beide Häuser die vertriebsstärksten Banken in der Volksbanken-Gruppe, sagt Beers. "Beide Häuser haben Provisionserträge in Höhe von etwa einem Prozent der Bilanzsumme." Diese vertriebliche Spitzenposition gelte es gemeinsam weiterzuentwickeln.

Organisatorisch soll die Bank künftig einen Doppelsitz bekommen. Die Volksbank westliche Saar plus als übernehmende Bank soll in Saarlouis die Zentrale beherbergen, in Sulzbach soll ein zweiter Hauptstandort entstehen. Ansonsten werde die Bank 43 Filialen sowie 24 Selbstbedienungs-Geschäftsstellen haben.

Der Vorstand besteht künftig aus Mathias Beers, Edgar Soester, Manfred Ziegler und Uli Starck. Beers wird bis zu seinem Ausscheiden Mitte 2020 den Vorsitz übernehmen, Soester wird sein Stellvertreter. Ab dem 1. Juli 2020, wenn Beers und Ziegler altersbedingt ausscheiden, übernimmt Soester den Vorsitz und wird die Bank gemeinsam mit Starck führen.

Fusionserfahrung haben beide Institute: Die Vereinigte Volksbank ist 2013 aus einem Zusammenschluss der Vereinigten Volksbank im Regionalverband Saarbrücken und der Volksbank Dillingen hervorgegangen. Die Volksbank Westliche Saar plus gibt es seit Anfang 2014. Sie ist aus der Volksbank Saar-West und der Volksbank Saarlouis entstanden.

Auslöser für die Fusionsverhandlungen war nicht nur die Tatsache, dass die beiden Banken sowohl von der Größe als auch vom Gebiet her gut zusammenpassen. Vielmehr ist der Zusammenschluss den Rahmenbedingungen geschuldet. "Es ist schon dramatisch, wenn der Preis für ein zentrales Produkt - in unserem Fall ist es das Geld - durch andere auf Null gesetzt wird", sagte Beers. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), aber auch der Regulatorik-Tsunami, der die Banken mit immer neuen Meldevorschriften belastet, sei für viele Unternehmen kaum noch zu stemmen. Gleichzeitig sei der Markt aktuell im Umbruch. Die Digitalisierung erfordere erhebliche Investitionen in den einzelnen Häusern. Deshalb habe er auch gerne Soesters Einladung zum Essen angenommen, als der vorgeschlagen habe: "Wir müssen mal reden."

Gemeinsam seien all diese Lasten deutlich einfacher zu stemmen, sagt Beers: "Wir müssen dann nur einen Jahresabschluss machen, nur eine Vertreterversammlung, und nur einen Geschäftsbericht schreiben." Auch personell sieht er Sparmöglichkeiten. Bei der Vereinigten Volksbank würden bis 2020 altersbedingt rund 20 Mitarbeiter ausscheiden, bei der Volksbank westliche Saar 13 bis 14. Allein, weil die nicht mehr alle ersetzt werden müssten, sei das bereits ein Effekt im Millionenbereich, sagt Beers.

Der Name der künftige Bank steht übrigens noch nicht fest. Darüber müsse man jetzt nachdenken. "Vereinigte Volksbank Westliche Saar plus Mitte" werde es aber wohl nicht werden, hieß es.

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