Ein 600-Millionen-Bekenntnis

Saarlouis/Köln · Der Autobauer Ford bekräftigt Zusagen für sein Werk in Saarlouis.

 Im kommenden Jahr laufen in Saarlouis voraussichtlich die ersten Wagen der nächsten Focus-Generation vom Band. Foto: Rich Serra

Im kommenden Jahr laufen in Saarlouis voraussichtlich die ersten Wagen der nächsten Focus-Generation vom Band. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Die Zahl macht etwas her: 600 Millionen Euro. Bei Ford habe man mal zusammengerechnet, wie viel der Autobauer insgesamt investiert, um das Werk in Saarlouis fit zu machen für die Fertigung der nächsten Generation des Modells Focus, sagte ein Konzernsprecher. Das Ergebnis verkündete das Unternehmen offenbar gern. Diese 600 Millionen fließen in neue Fertigungsanlagen, Logistikprojekte, Energieversorgung und Vorbereitung der künftigen Fertigung. "Ford bekennt sich damit klar zum Standort Deutschland als europäischer Hauptstützpunkt des Unternehmens", sagte gestern Jim Farley, Chef von Ford Europa.

Politik und Wirtschaft im Saarland spitzen seine Aussage noch etwas zu. "Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort Saarlouis", kommentierte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) die Nachricht aus der Kölner Europazentrale des US-Autoherstellers. "Mit dieser Investition stärkt das Unternehmen nachhaltig den saarländischen Standort", formuliert Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ganz ähnlich. Und Heino Klingen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes, ergänzt: "Mit Blick auf die künftigen Herausforderungen im Fahrzeugbau ist die Investitionsentscheidung von Ford ein wichtiges Vertrauenssignal - für die Mitarbeiter und für das Land."

Für wie viele Jahre das Saarlouiser Werk gesichert ist, lässt das Unternehmen offen. Doch "die Investition von 600 Millionen Euro in das Werk Saarlouis belegt, dass der Standort Deutschland nicht nur heute, sondern auch in Zukunft für das weltweite Geschäft von Ford von essenzieller Bedeutung ist", sagte Farley.

Klar ist, dass bis Ende 2021 eine Beschäftigungsgarantie gilt. Wenn im kommenden Jahr der neue Focus anlaufe und eine Generation in der Regel über sieben Jahre gefertigt werde, könne man sich aber in etwa ausrechnen, wie lange die Jobs gesichert seien, blickt der Saarlouiser Betriebsratschef Markus Thal voraus. "Ich bin optimistisch", sagte er. Derzeit sind im Werk Saarlouis nach Angaben des Unternehmens 6000 Menschen beschäftigt.

Die grundsätzliche Entscheidung, in Saarlouis auch den nächsten Focus zu bauen, ist allerdings nicht neu. Die wurde bereits im Juni 2014 verkündet. Seitdem wurden einige Investitionsprojekte bereits gestartet. So begann Ford mit dem Bau von zwei Pressanlagen, in denen Karosserieteile aus warmem Stahl geformt werden. Die Vorteile gegenüber der üblichen kalten Pressung: weniger Materialverbrauch und ein geringeres Gewicht der Bauteile. Ein dicker Batzen des Geldes fließt daneben in fünf Blockheizkraftwerke für die Versorgung des Werks mit Strom und Wärme. Ford betreibt sie gemeinsam mit dem Energieversorger Steag New Energies.

Damit die Investition ins Saarland kam, habe die Belegschaft aber auch etwas geben müssen, sagte Thal. Als Alternative galt ein Werk in Rumänien. Man habe flexibleren Arbeitszeiten im Presswerk zugestimmt. Konkret heiße das: Ein 24-Stunden-Betrieb wird gesichert. Saarlouis konnte aber offenbar auch mit der Qualifikation der Mitarbeiter punkten. "Wir haben einen Facharbeiteranteil von 70 Prozent", sagte Thal.

Neben allen Vorbereitungen für den nächsten Focus muss jetzt aber noch die aktuelle Generation gefertigt werden. 1680 Autos rollen täglich vom Band, heißt es aus der Ford-Zentrale in Köln. "Das Werk ist gut ausgelastet. Die Nachfrage ist gut", sagte der Unternehmenssprecher. Wenn er das auch künftig sagen kann, wird Ford vielleicht in den 2020er Jahren wieder eine Investition von mehreren hundert Millionen Euro verkünden können.

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