Saar-Wirtschaft in Frühlingslaune

Saarbrücken/München · Der Saar-Industrie geht es wieder besser. Das hebt die Stimmung in der Wirtschaft. Die IHK erwartet ein höheres Wachstumstempo.

Die Stimmung in der saarländischen Wirtschaft ist so gut wie lange nicht mehr. Wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) des Saarlandes gestern mitteilte, stieg das Konjunktur-Barometer für die gegenwärtige Geschäftslage zum dritten Mal hintereinander und erreichte nun 38,4 Zähler. In der Industrie sind die Werte mit 45 Punkten sogar so hoch wie zuletzt im Juli 2011. Auch die Aussichten sind laut IHK positiv. Sie haben sich gegenüber dem Vormonat zwar nicht weiter verbessert, mit 6,8 Punkten liegt das Barometer, das die Erwartungen für die kommenden sechs Monate misst, aber weiterhin deutlich über dem Niveau der vergangenen zwei Jahre. Für die Konjunkturanalyse wurden nach Angaben der Kammer rund 300 Unternehmen mit insgesamt 120 000 Beschäftigten befragt.

"Nach einem verhaltenen Jahresauftakt dürfte sich das Wachstumstempo im Verlauf des kommenden Sommerhalbjahres beschleunigen", prognostizierte IHK-Hauptgeschäftsführer Heino Klingen. Aktuell profitiere der Export von der anziehenden Weltkonjunktur und der Erholung im Euroraum sowie vom unterbewerteten Euro. Die gute Beschäftigungslage und steigende Einkommen sorgten im Saarland für eine robuste Binnenkonjunktur.

"Die Politik in Bund und Land sollte die Gunst der Stunde nutzen und durch gezielte Maßnahmen den Aufschwung verstetigen", forderte Klingen. Mehr öffentliche Investitionen in die Verkehrswege und die digitale Infrastruktur sowie eine Absenkung der im internationalen Vergleich überdurchschnittlichen Steuer- und Abgabenlast von Unternehmen und Arbeitnehmern könnten die Wachstumskräfte stärken. Damit "ließe sich zudem die internationale Kritik an den deutschen Leistungsbilanzüberschüssen entkräften", sagte Klingen.

Gute Geschäfte melden der IHK-Umfrage zufolge etwa der Fahrzeug- und Maschinenbau sowie die Keramikindustrie. Bei der Medizin-, Mess- und Regeltechnik gebe es auch gute Zahlen. Etwas verhaltener laufen die Geschäfte im Ernährungsgewerbe, im Stahlbau und in der Metallbearbeitung. Überwiegend befriedigend sei die Lage in der Stahl- und in der Elektroindustrie oder auch bei den Gießereien. Im Dienstleistungssektor berichten 92 Prozent der Firmen über gute oder befriedigende Geschäfte. Insgesamt beurteilen 46 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage laut IHK als gut, 47 Prozent der Firmen erachten sie als befriedigend und sieben Prozent als schlecht.

Auch in der deutschen Wirtschaft insgesamt hat sich die Stimmung im April weiter verbessert. Der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung stieg von 112,4 auf 112,9 Punkte. "Die deutsche Wirtschaft wächst kräftig", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die rund 7000 befragten Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage nochmals deutlich besser. Der Teilindex legte von 119,5 auf 121,1 Punkte zu. Für das kommende halbe Jahr zeigten sich die Betriebe allerdings nicht mehr ganz so optimistisch: Dieser Teilindex sank um einen halben Punkt auf 105,2 Zähler.

Die Industriefirmen planen dem Ifo-Institut zufolge eine Ausweitung der Produktion. Vor allem Elektrotechnik-Unternehmen berichten von sehr guten Geschäften. Die Kapazitätsauslastung liegt unverändert bei 86 Prozent und damit über dem langfristigen Durchschnitt. Auch das Bauhauptgewerbe ist guter Dinge. Die Branche beurteilt seine aktuelle Lage so gut wie nie seit der Wiedervereinigung. "Die Auftragsbestände entwickeln sich hervorragend", sagte Institutspräsident Fuest.

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