Wertschöpfung mit Wind

Saarbrücken/Merzig · Saarländische Versorger sehen große Chancen im Geschäft mit erneuerbaren Energien.

 Auf der Merchinger Höhe weht offenbar viel Wind. Denn gleich zwei Unternehmen, die VSE und die Stadtwerke Merzig, betreiben dort jeweils einen Windpark. Foto: Ruppenthal

Auf der Merchinger Höhe weht offenbar viel Wind. Denn gleich zwei Unternehmen, die VSE und die Stadtwerke Merzig, betreiben dort jeweils einen Windpark. Foto: Ruppenthal

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Windkraft ist auch für die Energieversorger in der Region ein lukratives Geschäftsfeld. Die Unternehmen richten sich zunehmend auf erneuerbare Energien aus und bringen dabei auch neue Technologien mit auf den Weg. Gabriël Clemens, Vorstand der VSE-Gruppe, sieht als eine der nächsten großen Herausforderungen jetzt die Entwicklung eines verlässlichen und wirtschaftlichen Systems zur Energiespeicherung. Es soll eine ständige und optimale Verfügbarkeit der erneuerbaren Energien gewährleisten. Dem Stromkunden winken dann noch günstigere Tarife. In der Gemeinde Freisen, wo 1994 der erste Windpark im Saarland den Betrieb aufnahm, will Bürgermeister Karl-Josef Scheer (SPD) gerade gemeinsam mit der Bürger-Energie-Genossenschaft St. Wendeler Land, Energieversorgern, weiteren finanziellen Partnern sowie dem Land ein Forschungsprojekt zur Energiespeicherung auf den Weg bringen.

Wie schnell sich die Energiespeicherung für den Massenmarkt entwickeln lässt, hängt nach Auffassung von VSE-Vorstand Clemens sehr stark auch von der weiteren Preisentwicklung am Energiemarkt ab. Sollte die Preise etwa durch unsichere internationale Entwicklungen steigen, erhöhe dies zugleich auch den Anreiz und das Tempo, Alternativen zu suchen. Anhaltend niedrige Ölpreise hemmten dagegen den Entwicklungs-Prozess.

Die VSE setzt massiv auf die erneuerbaren Energien durch Millionen-Investitionen in Windpark-Beteiligungen. Sie selbst realisiert beziehungsweise betreibt im Saarland Windparks in Nohfelden-Eisen, Oberthal, Losheim-Britten, Perl und Merchingen. Weitere in Wadern-Felsenberg sowie Perl-Büschdorf sind gerade in Umsetzung. Darüber hinaus ist die VSE an weiteren Windparks in Freisen und Silwingen finanziell beteiligt. Die VSE kooperiert nach den Worten von Clemens bei Projekten eng mit Partnern in den Kommunen. Zugleich werde darauf geachtet, dass neue Anlagen nicht zu nah an Wohnbebauungen heranreichen, damit die Akzeptanz in der Bevölkerung für neue Windräder möglichst gesichert bleibt. "Unser Ziel ist nicht eine Maximierung von Anlagen", betont Clemens ausdrücklich. Ziel sei vielmehr auch, die zahlreichen Formen der Energierzeugung in Deutschland vernünftig zu koordinieren, besser miteinander zu verzahnen und so jederzeit einen vernünftigen Energiemix darstellen zu können. Zumal man gerade die Mammut-Aufgabe bewältigen müsse, deutschlandweit rund zwei Millionen Kraftwerke, nämlich zahlreiche Windparks und vor allem Photovoltaik-Anlagen unter einen Hut zu bringen. Wobei in diesem Mix nach Überzeugung von Clemens erneuerbare Energien eine noch größere Rolle übernehmen müssen und werden.

Auch die Stadtwerke Saarbrücken puschen erneuerbare Energien und hier speziell Windkraft. Da im Regionalverband Saarbrücken eher mit einer geringeren Windausbeute zu rechnen ist, konzentriert sich das Engagement auf das Nordsaarland und zwei Windparks an der Ostseeküste. Mit 24,9 Prozent sind die Stadtwerke Saarbrücken der größte Anteilseigner am Windpark in Freisen. Falk Ihrig, Geschäftsführer der Stadtwerke Saarbrücken Beteiligungsgesellschaft, rechtfertigt das Engagement auch damit, "dass die erneuerbaren Energien die Umwelt schonen und den Anteil an CO{-2}-Emissionen stark reduzieren. Die Anlagen tragen zur Versorgungssicherheit der Bürger mit Energie bei." Gleichzeitig sei es erklärtes unternehmerisches Ziel der Stadtwerke, "dass die Wertschöpfung im Land bleiben soll und die Investitionen gleichzeitig wirtschaftlich sind".

Überwiegend positive Erfahrungen mit Windrädern hat inzwischen auch die Stadt Merzig gesammelt. Gemeinsam mit dem Projektentwickler Ökostrom haben die Stadtwerke Merzig zwei Windparks auf den Weg gebracht. Einer steht in Merchingen mit drei Anlagen und einer Leistung von je drei Megawatt, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Windpark, den die VSE AG betreibt. Der zweite steht in Silwingen-Büdingen mit ebenfalls drei Windrädern und je 2,5 Megawatt. Die Einwohner sind an beiden Windparks über die Bürger Energie Genossenschaft Hochwald und verschiedene weitere Beteiligungsmodelle, wie zum Beispiel dem Windschein oder dem Klimasparbrief beteiligt.

Daniel Barth, Geschäftsführer der Stadtwerke, nennt zwei Erfolgsfaktoren. So habe man die Bevölkerung frühzeitig in alle Planungen einbezogen. Und man habe bewusst konservativ kalkuliert, um die Erwartungen nicht in den Himmel wachsen zu lassen. Dieses Prinzip gelte auch für die zu erwartenden Pachteinnahmen. Die konservative Herangehensweise in den Kalkulationen sowie in den Gutachten hätten zudem die Verhandlungen mit den Banken erleichtert. Anhand erster Zahlen könne man schon ablesen, "dass unsere Erwartungen in das Projekt weit übertroffen wurden". Barth empfiehlt allen, die in ein Windkraftprojekt eingebunden sind, einen Grundsatz zu beachten: ,,Man darf sich nicht gegenseitig zerfleischen, sondern sollte von Anfang an versuchen, nicht nur auf seinen eigenen Standpunkt zu pochen. Es müssen alle Seiten betrachtet werden. Deshalb sollten alle Beteiligten aufeinander zugehen. Es ist immer möglich, einen Kompromiss zu finden. Das geht."

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