Saarländische Sparkassen suchen nach neuen Ertragsquellen

Saarbrücken · Die Saar-Sparkassen leiden unter der Nullzins-Phase. Eine noch intensivere Zusammenarbeit mit den Saarland-Versicherungen und der Landesbausparkasse soll ein Weg sein, um weiterhin ordentliche Erträge zu erzielen.

Die saarländische Sparkassen-Organisation hat in diesem Jahr ei nige Gründe zu feiern: zwei Jubiläen - 75 Jahre Sparkassenverband - 75 Jahre Saar-LB, und "ein erfreuliches Geschäftsjahr 2015", wie Verbandspräsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider gestern auf der Verbundpressekonferenz in Saarbrücken sagte. Wenn da nicht die große Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt wäre, die mit ihrer Nullzins-Strategie den Sparkassen zu schaffen macht. Hoffmann-Bethscheider kann da temperamentvoll ihrem Unmut Luft machen. Sie kann es nicht verstehen, dass EZB-Präsident Mario Draghi "mit Vollgas eine Maßnahme betreibt, die bisher nicht geholfen hat". Die Inflation bleibt trotz Billig-Geld-Flut niedrig und das Wirtschaftswachstum mau. In Kauf genommen werde dabei, dass dadurch in Deutschland das klassische Geschäftsmodell der Regionalbanken geschwächt werde, moniert sie.

Entsprechend heißt es im Jahresbericht des Verbandes: "Die Erträge der Sparkassen , insbesondere die Zinserträge, standen 2015 unter Druck." Die Institute sehen sich daher vor großen Herausforderungen. Gegensteuern müssen sie. Mehrere Wege nennt Hoffmann-Bethscheider. Erstens: Erträge erzeugen über "mehr Masse", bei vielen Kreditverträgen mit geringem Überschuss kommt eben auch einiges an Gewinn zusammen. Zweitens: "Kosten im Griff behalten". Drittens: "das Verbundgeschäft", also in Kooperation mit den Saarland-Versicherungen und der Landesbausparkasse "in allen Lebenslagen die jeweiligen Kundenbedürfnisse abdecken zu können" - vom Girokonto über die Altersvorsorge bis zum Bausparvertrag. Gerade auf diesem Feld der Zusammenarbeit im Sparkassenverbund sieht die Präsidentin noch Potenzial, um mehr Kunden zu gewinnen.

Zurückhaltend ist man im Sparkassen-Lager beim Thema Gebühren. Hier sieht man offenbar keine Hebel, um Erträge zu steigern. "Gute Leistung erwartet auch einen fairen Preis", sagt Hans-Werner Sander, Vorstandschef der Sparkasse Saarbrücken , zwar, doch es "gibt aktuell keine Überlegungen" für Erhöhungen.

Hinzu kommen weitere große Veränderungen durch die Digitalisierung. Gerade jüngere Leute wickeln mehr und mehr ihre Bankgeschäfte übers Internet ab. Entsprechend hat sich das Angebot in den vergangenen Jahren verändert. So gibt es Internet-Filialen und eine Sparkassen-App. Und dieses Angebot soll weiter ausgebaut werden .

Zugleich versichert Sparkassen-Präsidentin Hoffmann-Bethscheider, dass sie sich "Sparkassen ohne Filialen nicht vorstellen kann". "Schließlich "ist die Verankerung vor Ort unser Kern der Marke, die uns auch von anderen unterscheidet". Und man habe nach wie vor viele Kunden, die das persönliche Gespräch suchten. Deshalb müsste man die Filialen auch attraktiver machen. Doch das saarländische Sparkassen-Filialnetz ist in den vergangenen Jahren bereits deutlich kleiner geworden, wie der Jahresbericht ausweist: Gab es 1995 noch 341 Geschäftsstellen im Saarland, waren es im vergangenen Jahr nur noch 217.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort