Millionen in schwarzer Kasse bei Großbäckerei

Saarbrücken · Nach der Insolvenz der Bäckereikette Maus stehen drei ihrer Ex-Geschäftsführer vor Gericht. Sie sollen eine schwarze Kasse geführt und 1,2 Millionen Euro Sozialabgaben sowie Steuern nicht abgeführt haben.

 SymbolbildLocation:Karlsruhe

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Foto: Uli Deck/dpa

Dem Gründer der Bäckereikette Maus aus Altenkessel droht vor dem Landgericht eine mehrjährige Haftstrafe wegen der Hinterziehung von Sozialabgaben und Steuern in Millionenhöhe. Der Angeklagte Rudolf Maus (67) soll dafür mitverantwortlich sein, dass in dem Unternehmen mit 17 Filialen und mehr als 100 Mitarbeitern eine schwarze Kasse geführt wurde. Daraus sollen zwischen 2006 und 2011 Mitarbeiter in bar an Fiskus und Sozialversicherung vorbei bezahlt worden sein. Dadurch soll ein Schaden von bis zu 1,2 Millionen Euro entstanden sein.

Neben Maus sitzen dessen erste Ex-Ehefrau und ein weiteres Ehepaar auf der Anklagebank. Alle vier legten zum Prozessauftakt Geständnisse ab. Die früheren Eheleute Maus und das mitangeklagte Ex-Geschäftsführer-Ehepaar wiesen die Hauptschuld jeweils der anderen Seite zu. Dabei wurde deutlich, wie eng der persönliche Lebenslauf und die Tatvorwürfe in diesem Fall verknüpft sind. Im Zentrum steht Rudolf Maus. Mit 24 Jahren hatte er 1973 als einer der jüngsten Bäckermeister Deutschlands das Geschäft des Vaters nach dessen Erkrankung übernommen und zu einer der großen Bäckereien im Saarland gemacht. Über Jahrzehnte an seiner Seite war seine mitangeklagte erste Ehefrau, die sich um die Buchhaltung kümmerte. Nach rund 25 Jahren suchte das kinderlose Ehepaar mögliche Nachfolger.

Auf eine Anzeige in einer Bäckerzeitung meldete sich 1999 ein Bäcker-Konditor-Ehepaar aus Ostdeutschland. Sie wurden Mitgeschäftsführer - der Bäckermeister mehr in der Produktion, seine Frau mehr im Büro. Von Buchführung, Computern oder Betriebswirtschaft hatten beide nach eigener Aussage kaum Ahnung. Das hätten sie bei ihrer Ausbildung in der DDR nicht gelernt. Was sie brauchten, hätten sie von den Eheleuten Maus erfahren.

Unter anderem, wie man die Kassen der Filialen so manipuliert, dass die Umsätze geringer ausgewiesen werden. Das so geschaffene (Schwarz-)Geld wurde genutzt, um am Monatsende die Mitarbeiter zu bezahlen. Die Lohnabrechnungen machte der Angeklagte Maus. Er sagte dazu: "Ich habe schwarz Löhne gezahlt." Das Geld sei in der Regel zu der monatlichen Gehaltsabrechnung ins Briefcouvert für den jeweiligen Mitarbeiter gesteckt worden. Und dann gab es betriebsintern noch Ringbuchkladden - in die wurde von Hand offenbar jeder Ein- und Ausgang von Bargeld eingetragen. Die Kladden waren quasi die Basis für die offizielle und inoffizielle Buchhaltung.

Das Ganze funktionierte über Jahre gut. Dann kam 2011 die Insolvenz für die Bäckereikette. Der Insolvenzverwalter bemerkte, dass an den Kassensystemen und den Umsätzen manipuliert wurde. Er fragte bei dem Geschäftsführer-Ehepaar aus Ostdeutschland nach. Beide zogen die Notbremse und erstatteten eine Selbstanzeige. Und dann kamen die Kladden ins Spiel. Wohl nach einem Streit in seiner neuen Ehe hatte die damalige Ehefrau des 67-Jährigen die Nase voll und ließ den Ermittlern die Ringbuchkladden der vergangenen Jahre zukommen. Auf deren Basis kalkulierten Fiskus und Sozialversicherung den möglichen Schaden. Der wird jetzt unter Berücksichtigung der Aussagen der Angeklagten neu berechnet. Das kann dauern. Der Prozess wird fortgesetzt.

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