Handel will mehr mitreden

Saarbrücken · Wie soll Saarbrückens Verkehr in Zukunft aussehen? Autofrei, fahrradfreundlich? Die lokalen Händler warnen davor, dass Einschnitte in die Infrastruktur auch den Handel vor Ort massiv beeinträchtigen können.

 Ein Bauzaun auf dem St. Johanner Markt hat vor einer Woche Ärger bei den Händlern hervorgerufen. Foto: Schoenberg

Ein Bauzaun auf dem St. Johanner Markt hat vor einer Woche Ärger bei den Händlern hervorgerufen. Foto: Schoenberg

Foto: Schoenberg

Gesperrte Brücken, gesperrte Autobahnen, unangekündigte Baustellen - wenn Max Schoenberg aufzählt, was ihn in den vergangenen Monaten in Sachen Verkehrspolitik geärgert hat, fällt dem Vorsitzenden des Saarbrücker Vereins für Handel und Gewerbe einiges ein. Der Höhepunkt: Die Sperrung der Fechinger Talbrücke durch das Land. Rund 20 Prozent der Besucherzahlen habe das den Handel in der Stadt gekostet, sekundiert Michael Genth, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Nach der Öffnung habe sich das zwar gebessert, aber ein Minus von drei bis fünf Prozent sei immer noch da. "Das müssen wir jetzt mühsam wieder aufholen", sagt Genth.

Dass Baumaßnahmen nötig sind, wissen natürlich auch die Saarbrücker Händler , sagt Schoenberg. Aber sie sollten dort wie auch bei der Verkehrsplanung besser einbezogen sein. Als Beispiel nennt Schoenberg eine großflächige Sperrung des St. Johanner Marktes vor gut einer Woche. Die Stadt hatte zur Sanierung des Pflasters Absperrgitter aufgestellt und den Zugang zum Markt deutlich eingeschränkt. "So etwas muss mit den Händlern abgestimmt werden", sagt Schoenberg, und fügt hinzu, dass so eine Baustelle ein Geschäft auch in Existenznot bringen kann. Nach dem Protest des Handels wurde die Baustelle wieder abgeräumt.

Aktuell arbeitet die Stadt an einem "Verkehrsentwicklungsplan 2030", mit dem sie sich auf die Entwicklungen der Mobilität einstellen will. Das Ziel dabei: Die Stadt, die aktuell sehr stark auf den Kfz-Verkehr ausgerichtet ist, soll für Fußgänger, Fahrradfahrer und Anwohner lebenswerter werden, der Öffentliche Nahverkehr soll besser werden und der Autoverkehr geringer. Zwar ist in die Beratungen auch der Handel mit eingebunden, allerdings fürchtet Schoenberg hier auch eine Fehlentwicklung. Zwar sei es sinnvoll, den Pendlerverkehr aus der Stadt zu bekommen, der Besucherverkehr, der eben auch zum Einkauf in die Stadt komme, müsse die Möglichkeit haben, auch mit dem Auto seine Ziele zu erreichen. Schon jetzt sei das problematisch, weil beispielsweise durch die Saarbahn wichtige Straßen wie die Großherzog-Friedrich-Straße einspurig geworden sind. "Wenn dann ein Müllwagen durchfährt, ist die Straße dicht." Als abschreckend für Stadt-Besucher empfindet er auch den Plan, auf der Wilhelm-Heinrich-Brücke Radwege auf der Fahrbahn einzurichen. "Erreichbarkeit ist einer der wichtigsten Punkte für den Handel. Wir haben jetzt die Möglichkeit, das Handelszentrum der Region zu werden", sagt Schoenberg. "Oder wir verlieren große Käufergruppen an Metz und Nancy - und bekommen sie dann aber auch nicht wieder zurück", sagt Schoenberg mit Blick auf große Einkaufszentren, die gerade in den französischen Städten entstehen.

Obwohl der Handelsverband grundsätzlich bei Bauvorhaben einbezogen sein soll, würde sich Genth auch hier eine bessere Abstimmung wünschen. "Die Zeiten, die Planer für eine Baustelle als ideal ansehen, sind es für den Handel - zum Beispiel bei Wochenendbaustellen - absolut nicht", sagt er.

Meinung:

Miteinander planen

Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

Die Händler sind nicht nur einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren einer Stadt, sie beleben auch die Innenstädte. Insofern ist es unerlässlich, dass sie bei Verkehrsplanungen eingebunden werden können. Sicher ist es erstrebenswert, die Stadt möglichst autofrei zu gestalten, wenn das passiert, müssen aber Möglichkeiten geschaffen werden, wie Besucher mit dem Auto in Laufweite zur Innenstadt parken können. Alles andere würde dem lokalen Handel - schon gar in Zeiten des Internet - das Wasser abgraben. Die Folge wäre eine tote Innenstadt. Und die können Stadtplaner natürlich auch nicht anstreben.

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