Wenn es mit dem Studium nix wird

Saarbrücken · Nicht jeder Student hält sein Studium auch bis zum Ende durch. Die Kammern zeigen hier mit der dualen Ausbildung attraktive Alternativen auf. Sie bieten Abbrechern ausführliche Beratung an.

 Viele Abiturienten streben ein Studium an. Doch häufig zeigt sich, dass es nicht die richtige Entscheidung war. Foto: dpa

Viele Abiturienten streben ein Studium an. Doch häufig zeigt sich, dass es nicht die richtige Entscheidung war. Foto: dpa

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Immer mehr junge Leute entscheiden sich heutzutage für ein Studium statt für eine Berufsausbildung. Im Saarland führt das zu der Situation, dass es seit einigen Jahren schon mehr freie Ausbildungsstellen gibt als Bewerber. Was für die jungen Menschen eine komfortable Situation ist, birgt für die Unternehmen Probleme: Durch den Mangel an Azubis fallen ihnen künftige Fachkräfte weg. Wenn es mehr Studenten gibt, gibt es aber auch mehr Studienabbrecher - und das wiederum ist eine Chance für den Ausbildungsmarkt. Denn ein Studienabbrecher ist gleichzeitig ein potenzieller künftiger Azubi.

Das hat auch die Saar-Wirtschaft längst bemerkt: Sowohl die Industrie- und Handelskammer (IHK), als auch die Handwerkskammer (HWK) haben Beratungsstellen eingerichtet, die sich an Studenten richten. Wobei die Beratung nicht allein das Ziel verfolgt, Studenten in die Berufsausbildung zu drängen: "Ich überrede da keinen", sagt IHK-Ausbildungsberater Mathias Lauer, der sich mit zwei Kollegen um Studenten kümmert, "damit ist ja keinem geholfen." Auch ein Betrieb habe ja nichts von einem Azubi, der eigentlich gar keiner sein will. Jede Lösung ist individuell, so wie auch jeder Student individuell ist.

Manche Studenten wollen abbrechen, weil sie merken, dass das Studium nichts für sie ist. Andere dagegen müssen abbrechen, weil sie eine wichtige Klausur mehrmals versemmelt haben. Manche kommen schon mit einem Plan zu den Ausbildungsberatern, was sie machen und wie sie dorthin kommen wollen. Andere stehen erst einmal völlig ohne Idee da. Oder mit Ideen, die gar nicht zu ihnen passen, wie eine Maschinenbau-Studentin, die über eine Lehre als Industriemechanikerin nachdachte. Als die Ausbildungsberater ihr aufzeigten, woraus der Beruf unter anderem besteht, aus Wartung, Reparatur, harter körperlicher Arbeit nämlich - reagierte sie mit einem "Oh, so habe ich mir das nicht vorgestellt." Die Berater geben dann Hilfestellung, suchen Kompromisse: Technisches Produktdesign könnte doch etwas sein. Und schauen in der Lehrstellenbörse auch nach möglichen Arbeitsplätzen.

Es gibt viele Unternehmen, die gerne Studienabbrecher nehmen, weil die häufig schon eine gewisse Reife mitbringen. Vor allem kleinere Unternehmen, erzählt Lauer, setzen gern auf selbstständiges Arbeiten. Dass Studienabbrecher , die eine Ausbildung beginnen, schon einige Semester Studium hinter sich haben, kann auf der anderen Seite auch zu Schwierigkeiten führen: Wenn nämlich die Erwartungshaltung zum Problem wird. Wenn man das Gefühl hat, ja schon einiges geleistet zu haben, - und dann soll man wieder mit 16-Jährigen die Schulbank drücken?

Viele Abbrecher, erzählen die IHK-Berater, empfinden sich denn auch als gescheitert, teilweise breche da für die jungen Leute eine Welt zusammen. Da müssen die Berater dann erst einmal Aufbauarbeit leisten und die jungen Leute motivieren, einen neuen Weg zu beschreiten. Die Nachfrage nach der Studienabbrecher-Beratung jedenfalls steigt: Haben 2014 noch etwa 100 junge Leute Hilfe bei der IHK-Stelle gesucht, waren es allein im ersten Halbjahr 2016 schon über 300.

Die Ausbildungsserie im Internet: www.saarbruecker-zeitung.de/serie-ausbildung

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