ZF-Beschäftigte behalten weiter ihr Geld

Saarbrücken · Die knapp 8000 Saar-Mitarbeiter des Automatikgetriebe-Herstellers ZF müssen vorerst keine Gehaltseinbußen hinnehmen. Betriebsratschef Wolfgang Schuler kündigte Verhandlungen ohne Vorbedingungen an.

 ZF-Automatikgetriebe-Produktion in Saarbrücken. Foto: ZF

ZF-Automatikgetriebe-Produktion in Saarbrücken. Foto: ZF

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Vorerst werden die übertariflichen Leistungen beim Automobilzulieferer ZF nicht angerührt. Das sagte der Betriebsratsvorsitzende der saarländischen ZF-Werke, Wolfgang Schuler, unserer Zeitung. "Wir haben die Verhandlungen über die zukünftige Ausrichtung unserer Standorte ohne Vorbedingungen gestartet", sagte Schuler. Bis Ende November wollen die Arbeitnehmervertreter zusammen mit der Geschäftsführung in mehreren Verhandlungsrunden erreichen, "dass wir zu vernünftigen Ergebnissen kommen". Fachlichen Rat holt sich der Betriebsrat vom Saarbrücker Info-Institut, das in den kommenden Monaten die Abläufe in den Werken Saarbrücken und Neunkirchen unter die Lupe nehmen soll.

Auf Grundlage dieser Ergebnisse "soll dann in Arbeitsgruppen eine Strategie für die nächsten fünf Jahre und darüber hinaus entwickelt werden", sagte Schuler. So würde unter anderem untersucht, welches Sparpotenzial in der Verbesserung der Arbeitsprozesse steckt oder welchen Beitrag ein effizientes betriebliches Vorschlagswesen bringen kann. Allerdings sollen auch darüber gesprochen werden, wie sich neue Trends in der Automobiltechnik auf die Arbeitsplätze in Saarbrücken auswirken können. Als Beispiele nannte Schuler die Elektromobilität und ihre Auswirkungen auf den Getriebebau oder welche Herausforderungen das autonome Fahren an die Technik stellt. Ziel soll sein, die knapp 8000 Arbeitsplätze an der Saar zu erhalten, "aber auch sinnvolle Maßnahmen einzuleiten, die dies sicherstellen".

Im Juni waren Pläne der Geschäftsführung bekannt geworden, die zunächst vorsahen, dass die ZF-Beschäftigten nur noch ein Entgelt erhalten sollten, das sich am Tarifvertrag in der Metall- und Elektroindustrie orientiert. Schicht- und Leistungszulagen sollten gekürzt und die Mitarbeiter neu eingruppiert werden. Auch die Zeitkonten sollten ausgeweitet werden, so dass ZF weniger Überstunden hätte zahlen müssen. Schuler hatte damals vorgerechnet, dass dies einer Lohn- und Gehaltskürzung von 33 Prozent gleichkäme, und erheblichen Widerstand gegen dieses Vorhaben angekündigt.

Außerdem hatte die ZF-Geschäftsführung signalisiert, dass möglicherweise ein neues Getriebewerk in Ungarn errichtet werde. Dort sollten Neun-Gang-Automatikgetriebe gefertigt werden, die ursprünglich im neuen US-Werk von ZF in Grey Court (South Carolina) vom Band laufen sollten. Es wurde ebenfalls gemutmaßt, dass in Ungarn auch Acht-Gang-Getriebe gebaut werden könnten, die derzeit in einer Stückzahl von 2,5 Millionen pro Jahr an den saarländischen Standorten montiert werden. Schuler betonte gestern, "dass in dieser Richtung noch keine Entscheidung gefallen ist". Denkbar sei auch, dass das Werk in Saarbrücken dieses Neun-Gang-Getriebe baue und damit ein zweites Standbein erhalte, wenn dafür in Europa Kunden gefunden würden.

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