Flüchtlinge werden Arbeitsberater

Saarbrücken · Die Regionaldirektion der Bundesagentur bereitet Syrer auf duale Ausbildung im eigenen Haus vor

 Maher Alass (l.) und Louay Takesh sind bereits in die Arbeit in der Bundesagentur eingebunden. Foto: Dietze

Maher Alass (l.) und Louay Takesh sind bereits in die Arbeit in der Bundesagentur eingebunden. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Arabische Gedichte und deutsche Behördenschreiben - größer könnte ein Gegensatz kaum sein. Trotzdem will Louay Takesh seinem Studium der arabischen Literatur nun eine Ausbildung bei der Bundesagentur für Arbeit im Saarland folgen lassen. Takesh ist einer von drei Flüchtlingen, die aktuell eine Einstiegsqualifizierung absolvieren und im kommenden August bei erfolgreichem Abschluss die Ausbildung zum Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen starten sollen.

Louay hatte in Aleppo studiert, sein Kollege Maher Alass hatte in einem Telekom-Laden als Kundenbetreuer gearbeitet. Für die beiden Flüchtlinge, die schon seit über einem Jahr in Deutschland sind, ist die Ausbildung bei der Arbeitsagentur die große Chance auf einen soliden Job in Deutschland. "Es liegt mir, Menschen zu helfen", sagt Alass. "Das habe ich schon in meinem Beruf in Syrien gerne gemacht." Insofern habe er sich auch gleich beworben, als er von dem Angebot der Bundesagentur hörte. Und musste sich einer harten Konkurrenz stellen: 50 Bewerbungen auf drei Stellen für den Qualifizierungskurs habe es gegeben, sagt Monika Wilken, die bei der Regionaldirektion für die Ausbildung zuständig ist. Und die Qualifizierung verlangt den Dreien einiges ab. Sie müssen nicht nur ausreichend Deutsch sprechen, um anschließend an der normalen dualen Ausbildung teilnehmen zu können. Sie beschäftigen sich auch mit der Gesetzeslage in Deutschland, den sozialen Sicherungssystemen und überhaupt mit Deutschland: "Wir haben gerade die Bundesländer und ihre Hauptstädte durchgenommen", sagt Alass.

Am Wichtigsten allerdings ist die Sprache: Takesh, der vor seiner Ankunft vor 18 Monaten kein Deutsch sprach, beherrscht Deutsch schon recht gut. "Es ist leichter als Arabisch, weil die Grammatik weniger schwierig ist", sagt er. Für ihn ist die Qualifizierung weit mehr als nur ein Vorbereitungskurs für die spätere Ausbildung: "Wir lernen, um zu verstehen, nicht nur, um die Prüfung zu machen."

Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion, begründet die Initiative vornehmlich mit gesellschaftlichem Engagement: "Uns ist es ein großes Anliegen, den geflüchteten Menschen in unserer Organisation eine Zukunftschance zu geben." Doch es ist nicht allein dieser Aspekt. Denn auch für die Arbeitsagentur ist es von großem Nutzen, Personal in den eigenen Reihen zu haben, das sowohl die Sprache der arabischen Kunden spricht als auch ihre Kultur kennt. "Sie besitzen Sprachkenntnisse und Erfahrungen in kulturellen Hintergründen ihrer Herkunftsländer, die wir in unserer täglichen Arbeit benötigen", sagt Schulz über die neuen Kollegen.

Es ist bereits das zweite Mal, das die Regionaldirektion zusätzlich zu den regulären Auszubildenden Flüchtlinge in die Ausbildung mit aufnimmt. Schon im vergangenen Februar hatten 14 geflüchtete Menschen eine Einstiegsqualifizierung im Saarland und Rheinland-Pfalz begonnen. "Es war nicht jeder Tag leicht, aber am Ende haben alle es geschafft", sagt Christiane Lauer, Sprecherin der Regionaldirektion, rückblickend. Vier Teilnehmer haben am 1. September ihre Ausbildung begonnen - gemeinsam mit sieben deutschen Auszubildenden.

Das große Engagement der Teilnehmer sei beeindruckend gewesen, sagt Lauer. Dieses Engagement mag auch den Ausschlag für diese zweite Runde gegeben haben, bei der nun erneut 13 Geflüchtete qualifiziert werden. Und das Engagement zeigt sich auch in dem klaren Plan, den Takesh skizziert: "Es ist wichtig, Ziele zu haben. Erstes Ziel: Deutsch lernen, nächstes Ziel: Ausbildung machen. Und dann eine Arbeitsstelle finden." Auch ein weiteres Ziel steht im Raum: Studieren. Mit einer soliden Ausbildung als Grundlage.

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