Opel wird nach fast 90 Jahren französisch

Paris/Rüsselsheim · PSA Peugeot-Citroën übernimmt Opel. Die Einigung mit GM steht. Die Franzosen wollen den Autobauer bis 2020 auf Profit trimmen.

(dpa) Der französische Autokonzern PSA Peugeot-Citroën will nach dem vereinbarten Kauf von Opel einen tiefgreifenden Sanierungskurs bei dem verlustreichen deutschen Hersteller durchziehen. Ein Drei-Jahres-Plan solle Opel bis 2020 wieder profitabel machen, sagte PSA-Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon gestern in Paris. Die Franzosen verständigten sich mit der Opel-Mutter General Motors (GM) auf einen Kaufpreis von 1,3 Milliarden Euro. Die Übernahme soll bis zum Ende dieses Jahres unter Dach und Fach sein. Seit 1929 gehörte Opel zu GM.

"Das gibt uns die Gelegenheit, ein echter europäischer Auto-Champion zu werden", sagte PSA-Chef Carlos Tavares zu dem offiziell vorgestellten Übernahmeplan. Auf dem europäischen Markt wird der französische Konzern mit seinen bisherigen Marken Peugeot, Citroën und DS durch den Opel-Kauf zur Nummer zwei hinter der VW-Gruppe.

Tavares machte deutlich, dass er Opel nach Jahren roter Zahlen auf Effizienz trimmen will. Mittelfristig wird ein Jobabbau befürchtet. Die IG Metall warnte den künftigen Eigentümer vor Einschnitten. "Wir setzen nicht auf Kahlschläge, wenn das irgendjemand anderes tun würde, wüssten wir uns dagegen auch zur Wehr zu setzen", sagte der Chef des Gewerkschaftsbezirks Mitte, Jörg Köhlinger. Opel-Mitarbeiter Milan Sommer sagte: "Wir müssen zusammenhalten und um jeden Arbeitsplatz kämpfen." Ein Kollege sprach dagegen von "Aufbruchsstimmung" bei Opel.

Der PSA-Chef bekräftigte seine Vorstellung, dass der Sanierungsplan von Opel selbst kommen müsse. Er sei zuversichtlich, dass die Kehrtwende mit Unterstützung von PSA beschleunigt wird. "Gleichzeitig respektieren wir die Verpflichtungen, die GM gegenüber den Mitarbeitern von Opel/Vauxhall eingegangen ist." Die rund 19 000 deutschen Opel-Beschäftigten sind noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt.

Die Bundesregierung und die Bundesländer mit Opel-Standorten pochten bei den weiteren Schritten auf Transparenz und Mitsprache der Arbeitnehmer-Vertreter. "Die Verträge müssen intensiv geprüft werden, insbesondere von den Vertretern der Arbeitnehmer", erklärten Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und die Regierungschefs von Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen. Die Wettbewerbsbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen.

PSA kauft laut der Vereinbarung das gesamte europäische Autogeschäft von GM mit Opel und der Schwestermarke Vauxhall in Großbritannien. Zudem übernehmen die Franzosen in einem Joint Venture mit der Großbank BNP Paribas die zugehörige Finanzierungsbank GM Financial. Dafür fließen nochmals 900 Millionen Euro. Insgesamt ist der Deal für GM 2,2 Milliarden Euro wert.

Tavares gab kein Versprechen zum Erhalt aller Fabriken ab. Er machte aber klar, dass Werksschließungen aus seiner Sicht nicht unbedingt notwendig sind, falls die Produktivität gesteigert werden kann: "Das einzige, was uns beschützt, ist Leistung." Der Manager sieht ein hohes Einsparpotenzial, er will bis 2026 Synergieeffekte von 1,7 Milliarden Euro jährlich erzielen. So sollen die Fahrzeuge künftig auf gemeinsamen Plattformen entstehen. Als Beispiele nannte er auch Mengeneffekte im Einkauf und eine effizientere Produktion. Tavares hatte zuvor betont, Opel als deutsche Marke erhalten zu wollen.

Beim kniffligen Problem der in Opel-Autos genutzten GM-Patente gibt es eine Übergangslösung. "Opel/Vauxhall wird weiterhin von den Urheberrechtslizenzen von GM profitieren, bis die Fahrzeuge nach und nach auf PSA-Plattformen gebaut werden", hieß es. Die GM-Europasparte schreibt seit langem rote Zahlen, im vergangenen Jahr stand sie operativ mit 257 Millionen Dollar (241 Millionen Euro) in den Miesen. PSA dagegen fuhr einen Betriebsgewinn von 2,6 Milliarden Euro ein. Die Franzosen waren zuvor selbst mit einer harten Sanierung und Jobabbau in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt.

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