Arbeitsmarkt kann viele Flüchtlinge aufnehmen

Nürnberg/Saarbrücken · Forscher: Integration von 50 Prozent in fünf Jahren ist realistisch.

Die Hälfte der Flüchtlinge in Deutschland könnte schon nach fünf Jahren in den Arbeitsmarkt integriert sein. Diese Quote halten die Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) für realistisch. Als Beleg nehmen sie die Entwicklung der vergangenen Jahre.

Der Studie zufolge waren in der zweiten Jahreshälfte 2016 von den 2015 zugezogenen Flüchtlingen im erwerbsfähigen Alter zehn Prozent erwerbstätig. Von den 2014 zugezogenen waren es 22 Prozent und von den 2013 zugezogenen bereits 31 Prozent. Für die Studie hatte das IAB gemeinsam mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) mehr als 4800 Geflüchtete befragt.

Der Integrationsverlauf decke sich mit den Erfahrungen "früherer Fluchtepisoden sowie mit Erfahrungen anderer Volkswirtschaften der Europäischen Union" schreiben die Autoren der Studie, Herbert Brücker, Andreas Hauptmann und Steffen Sirries. "Vor diesem Hintergrund erscheint eine Erwerbstätigenquote von 50 Prozent unter den Geflüchteten nach etwa fünf Jahren realistisch.Auch Vertreter der saarländischen Wirtschaft bezeichnen die Prognosen der Arbeitsmarktforscher als ein realistisches Ziel.

"Angesichts der guten Konjunktur ist der Arbeitsmarkt aktuell sehr aufnahmefähig", sagt Heino Klingen, Hauptgeschäftsführer der saarländischen Industrie- und Handelskammer. Bei der Einbindung spielen Klingen zufolge mehrere Faktoren eine Rolle. Einerseits die Integrationsbereitschaft, die allerdings bei den Flüchtlingen aus Syrien sehr hoch sei.

Andererseits aber auch der Bildungsstand - und der würde häufig nicht den Anforderungen genügen. Trotzdem wären die Chancen aktuell gut: "Wegen des Fachkräftemangels sind viele Unternehmen bereit, ihre Mitarbeiter weiterzubilden und Flüchtlingen trotz fehlender Qualifikationen über Helferjobs einen Einstieg zu ermöglichen", sagt er.

Auch Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände (VSU), sieht bei den Unternehmen große Bereitschaft, Flüchtlinge in die Firmen zu integrieren. Auch gebe es viele Branchen, die aktuell unter Nachwuchsmangel leiden und die deshalb besonders offen für das Thema seien. Neben der Gastronomie, die vom Fachkräftemangel bereits sehr früh getroffen worden ist, nennt Malter auch noch die Logistikbranche sowie das Handwerk.

Wichtigster Faktor bleibe bei allen Integrationsmaßnahmen die Sprache, sagt Malter. Deshalb setzt er große Hoffnungen auf die jüngeren Generationen: "Wer jetzt mit zehn oder 15 Jahren hierhergekommen ist, und die Sprache perfekt lernt, hat später beste Chancen im Arbeitsmarkt."

Zum Thema:Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt ist auch Ziel des Vereins "Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen". Dieser veranstaltet am Freitag, 2. Juni von 10.00 bis 13.00 Uhr in der Saar-Handwerkskammer (Hohenzollernstraße 47-49, Saarbrücken) eine Jobbörse speziell für Flüchtlinge.

Unternehmen, die darüber nachdenken, Geflüchtete in ihrem Unternehmen zu beschäftigen, sind eingeladen, sich mit einem Stand an der Jobbörse zu beteiligen. Die Anmeldung ist bis zum 12. Mai 2017 möglich. Infos: IHK, Christian Düppre, Tel. (0681) 9520-104, christian.dueppre@saarland.ihk.de

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