Ein Neuanfang nach langer Zeit ohne Job

Neunkirchen/Saarbrücken · Sieben Jahre lang war Klaus Dieter Andes arbeitslos. Mit Hilfe des Förderprogramms „Soziale Teilhabe“ hat er wieder einen Job gefunden. Er arbeitet nun als Stromsparhelfer. Es soll nun mehr solcher Erfolgsgeschichten geben. Im Saarland stehen nun 230 zusätzliche Plätze für dieses Programm zur Verfügung.

 „Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß“, sagt Klaus Dieter Andes. Er hat nach langer Arbeitslosigkeit einen Job als Stromsparhelfer gefunden. Foto: Oliver Dietze

„Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß“, sagt Klaus Dieter Andes. Er hat nach langer Arbeitslosigkeit einen Job als Stromsparhelfer gefunden. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Wenn Klaus Dieter Andes von seiner Arbeit erzählt, blüht der 54-Jährige auf. Seit einem Jahr ist er Stromsparhelfer. Er besucht Menschen mit geringem Einkommen in ihrer Wohnung und berät sie, wie sie Strom- und Heizkosten einsparen können. Dazu muss er wissen, wie lange welche Lampen brennen oder wie oft der Fernseher läuft. Dann errechnet er den Verbrauch und tauscht Energiefresser zum Beispiel gegen sparsamere LED-Glühbirnen aus. "Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, ich habe jeden Tag mit anderen Leuten zu tun", erzählt Andes. Aber es gab auch andere Zeiten. Sieben Jahre war der gelernte Kraftfahrer arbeitslos. Rückenprobleme , seine kranke Frau und seine schulpflichtige Tochter, um die er sich kümmern muss, machten es schwer für ihn, einen Job zu finden.

Das Jobcenter in Neunkirchen machte ihn dann auf die "Soziale Teilhabe" aufmerksam - einem Programm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Als einziges Jobcenter im Saarland nahm zunächst Neunkirchen daran teil. Seit Jahresbeginn sind jetzt auch die Jobcenter in Saarbrücken und Merzig-Wadern mit rund 230 Plätzen dabei. Das Angebot richtet sich an Menschen über 35 Jahre, die seit mindestens vier Jahren arbeitslos sind. Auch werden vorrangig Menschen gefördert, die es aufgrund gesundheitlicher Probleme oder Kinderbetreuung besonders schwer haben, einen Arbeitsplatz zu bekommen.

Das Jobcenter in Neunkirchen stellte in dem Programm "Soziale Teilhabe" 71 Plätze bei verschiedenen Trägern zur Verfügung. Die Neue Arbeit Saar stellte zum Beispiel Helfer ein, die den Busverkehr vor Schulen regeln. Die Gemeinnützige Gesellschaft für soziale Einrichtungen hat auf dem Wertstoffhof zusätzliche Stellen geschaffen. Die AQA Gemeinnützige Beschäftigungs- und Qualifizierungs-GmbH richtete Stellen ein, die alte Materialien zu neuen Produkten verarbeiten. Und das Diakonische Werk stellte Stromsparhelfer wie Klaus Dieter Andes ein.

Andes ist über ein reguläres Bewerbungsverfahren an den Arbeitsplatz gekommen. Am Anfang hat er eine Schulung gemacht, mit Abschlussprüfung bei der Handwerkskammer. Seitdem ist er zertifizierter Stromsparhelfer und Serviceberater in Energie- und Wassertechnik. Er arbeitet 30 Stunden in der Woche. "Es gibt aber Teilnehmer, die nur 25, 20 oder 15 Stunden in der Woche arbeiten", sagt Bärbel Wolf, Teamleiterin des Jobcenters Neunkirchen. Bis zu 1320 Euro brutto im Monat zahlen die Arbeitgeber für die Tätigkeiten. "Wir haben es geschafft, mit allen Trägern Verträge über drei Jahre abzuschließen", sagt Wolf. Nur wenige Stellen mussten neu besetzt werden. Und wenn jemand abbrach, dann meist aus gesundheitlichen Gründen oder weil er in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis gekommen sei, erzählt Wolf. Das sei schließlich auch das Ziel des Programms, dass die Menschen wieder dauerhaft arbeiten können.

Mitarbeiter der Träger und des Jobcenters kümmern sich nicht nur um die Arbeit der Teilnehmer, sondern stehen ihnen auch sonst zur Seite. Sie bieten zum Beispiel Hilfen, um einen Weg aus einer Sucht oder aus Schulden zu finden, und unterstützen bei der Suche nach einer Betreuung für Kinder.

Klaus Dieter Andes hat, wie er sagt, durch seine Arbeit als Stromsparhelfer wieder ein Stück Lebensqualität zurückgewonnen. Das komme seiner ganzen Familie zugute.



Arbeitslosigkeit geht im Saarland trotz Dezemberkälte zurück

Bundesweit im Dezember mehr Menschen ohne Job - Im Gesamtjahr 2016 so wenige Erwerbslose wie seit 25 Jahren nicht mehr

Saarbrücken/Nürnberg. Im Saarland ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember trotz des Winterwetters leicht zurückgegangen. Insgesamt hatten 34 324 Männer und Frauen keine Stelle, wie die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte. Das waren 59 Betroffene oder 0,2 Prozent weniger als im November und 1733 Arbeitslose oder 4,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. "Zum Jahresende hat sich der Arbeitsmarkt recht gut entwickelt", bilanzierte die Chefin der Regionaldirektion, Heidrun Schulz.

Auf dem gesamtdeutschen Arbeitsmarkt lief es dagegen im Dezember nicht ganz so gut wie im Saarland. Die Zahl der Arbeitslosen stieg nach Angaben der Bundesagentur witterungsbedingt um 36 000 auf 2,568 Millionen. Der Anstieg lag aber unter dem Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr gab es in Deutschland zum Jahresende 113 000 weniger Jobsucher. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte auf 5,8 Prozent.

Für das Gesamtjahr 2016 zog die Bundesagentur eine positive Bilanz. Mit durchschnittlich 2,691 Millionen sei die Zahl der Erwerbslosen auf den niedrigsten Stand seit einem Vierteljahrhundert gesunken. Die Jahresarbeitslosenquote ging um 0,3 Punkte auf 6,1 Prozent zurück. "2016 war ein starkes Jahr für den Arbeitsmarkt, besser als 2015 und besser als wir erwartet haben", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Im Saarland war die Zahl der Arbeitslosen dagegen im Jahresdurchschnitt um 0,6 Prozent auf rund 37 100 gestiegen (wir berichteten). Forderungen des Bunds der Steuerzahler nach einer Senkung der Arbeitslosenbeiträge wies Weise zurück. Er erinnerte an die Wirtschafts- und Finanzkrise, während der die BA 17 Milliarden Euro aus den Rücklagen benötigt habe. Die BA hat jetzt elf Milliarden Euro Rücklagen. dpa/red

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