Rettung von Kaiser's Tengelmann in Sicht

Mülheim · Noch ist keine Lösung erreicht, aber in der Zitterpartie um die Zukunft von Kaiser's Tengelmann wächst die Hoffnung. Die Frist für eine endgültige Einigung wurde bis zum 17. Oktober verlängert.

 Die Mitarbeiter von Kaiser's Tengelmann demonstrieren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Foto: dpa

Die Mitarbeiter von Kaiser's Tengelmann demonstrieren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Foto: dpa

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Tausende Beschäftigte der angeschlagenen Supermarktkette Kaiser's Tengelmann müssen zwar weiter um ihre Arbeitsplätze bangen, aber die Chancen für den Erhalt der Jobs sind gewachsen. Bei einem Spitzentreffen wurde der Gewerkschaft Verdi zufolge gestern ein Durchbruch erzielt, wenn auch die drohende Zerschlagung des Unternehmens nicht abgewendet ist. Wie die Verdi mitteilte, verständigten sich die Parteien auf das Ziel, die umstrittene Ministererlaubnis für die Übernahme von Tengelmann durch den Branchenprimus Edeka umzusetzen - wenn die Klagen von Wettbewerbern, darunter Rewe, zurückgezogen werden. Die Frist für eine Einigung, die eigentlich heute auslaufen sollte, wurde bis zum 17. Oktober verlängert. Bis dahin soll eine einvernehmliche Lösung ausgearbeitet werden. Über den Fortgang der Verhandlungen und weitere Inhalte sei Stillschweigen vereinbart worden, heißt es bei Verdi.

"Das Ziel ist in Sicht, aber es ist noch keine Tinte auf dem Papier", hieß es aus Verhandlungskreisen. Die entscheidende Frage lautet: Unter welchen Bedingungen sind die Konkurrenten um Rewe, Markant und Norma bereit, ihre Beschwerden zurückzuziehen? Dabei dürften unter anderem Ausgleichszahlungen und die Klärung von rechtlichen Fragen im Zusammenhang der Ministererlaubnis im Vordergrund stehen. Ein Rewe-Sprecher hatte in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass ein möglicher Kompromiss nur mit Zustimmung der Unternehmen Markant und Norma möglich sei.

Die Unternehmen hatten aus Wettbewerbsgründen gegen die Ministererlaubnis beim Oberlandesgericht Düsseldorf geklagt, das wenig später die Genehmigung auf Eis legte. Ursprünglich hatte das Bundeskartellamt die Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka untersagt. Verdi machte sich für die Komplettübernahme stark, weil diese Option die meisten Arbeitsplätze der verlustreichen Supermarktkette retten würde.

Tengelmann-Eigentümer Eriwan Haub hatte eigentlich eine Frist bis heute gesetzt, nachdem ein erstes Spitzentreffen vor wenigen Wochen kein Ergebnis gebracht hatte. Danach wollte er mit dem Einzelverkauf der Filialen beginnen. Hierdurch würden mehrere Tausend Arbeitsplätze bedroht, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Rund 2500 Berliner Beschäftigte der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann hatten gestern auf einer Betriebsversammlung für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze eingesetzt. In einer Resolution, die einstimmig angenommen wurde, forderten sie die Unternehmen Rewe, Markant und Norma auf, ihre Klage gegen die Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka zurückzuziehen.

Meinung:

Neue Hoffnung für Tausende

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Nun könnte der Streit um Kaiser's Tengelmann doch noch glimpflich für die gut 15 000 Mitarbeiter ausgehen. Noch ist zwar nichts in trockenen Tüchern, doch die Supermarkt-Riesen scheinen sich zu bewegen. Rewe, Markant und Norma stellen offenbar eine Rücknahme ihrer Klagen gegen die Ministererlaubnis in Aussicht. Dafür wird Edeka gewiss den Konkurrenten etwas Substanzielles geben müssen. Wenn die Übernahme durch Edeka doch noch gelingen sollte, besteht die Chance auf Erhalt der allermeisten Arbeitsplätze . Aber langfristig sicher sind sie nicht. Und es bleiben Zweifel, ob diese Übernahme dem Markt angesichts der eh schon hohen Konzentration auf wenige Konzerne gut tut.

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