Arcelor-Mittals Glanz ist verblasst

Luxemburg · Vor zehn Jahren krönte sich der gebürtige Inder Lakshmi Mittal zum „König des Stahls“. Seitdem ist Arcelor-Mittal der mit Abstand größte Stahlhersteller der Welt. Doch Mittals Königreich glänzt nicht mehr.

 Stahlarbeiter bei Arcelor-Mittal. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ist der Stahl-Bedarf weltweit eingebrochen. Foto: dpa

Stahlarbeiter bei Arcelor-Mittal. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ist der Stahl-Bedarf weltweit eingebrochen. Foto: dpa

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Es war Lakshmi Mittals Krönung. Fünf Monate lang tobte eine erbitterte Übernahmeschlacht, bis sein Unternehmen Mittal Steel den luxemburgischen Stahlkocher Arcelor für rund 26 Milliarden Euro übernehmen konnte. Es entstand der bis heute mit Abstand weltgrößte Stahlhersteller. Die Hoffnungen waren groß: Arcelor-Mittal sollte "die Zukunft der Stahlindustrie prägen". Das ist jetzt zehn Jahre her. Doch die Stahl-Welt hat sich inzwischen fundamental verändert - gelohnt hat sich das Geschäft kaum.

Zunächst freilich glänzte der neue Stahlriese. Im ersten vollen Geschäftsjahr nach der größten Unternehmensfusion der Stahlbranche legte Arcelor-Mittal für 2007 Rekordzahlen vor: einen Überschuss von 10,4 Milliarden US-Dollar, gut 105 Milliarden Dollar Umsatz , 110 Millionen Tonnen Stahl und 320 000 Beschäftigte. Es waren goldene Zeiten. Die Weltwirtschaft war im Wachstumsmodus: In Südeuropa boomte die Baubranche, und China versprach noch großartige Zuwächse. Die Stahlnachfrage übertraf das Angebot.

Sein Reich hat sich der Sohn eines kleinen indischen Stahlindustriellen durch Übernahmen von Stahlwerken in aller Welt zusammengekauft - finanziert vor allem durch Schulden. "Ich kaufe Unternehmen, fusioniere, konsolidiere sie, reduziere ihre Kosten, mache sie sehr effizient", beschrieb der Milliardär einst sein Geschäftsmodell. Sein Meisterwerk sollte schließlich die Übernahme von Arcelor sein.

Doch dann kamen die Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise. Bis heute hat sich die Stahlbranche davon nicht erholt. "Allein in Europa liegt die Rohstahlerzeugung immer noch 20 bis 25 Prozent unter dem, was man vor der Krise als Normalwert hatte", sagt Stahlexperte Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung. Die Preise stehen unter Druck. Und China wirft mittlerweile seine Überproduktion zu Billig-Preisen auf den Weltmarkt.

Das hinterlässt tiefe Spuren bei Arcelor-Mittal. Der Konzern hat in Europa vier seiner 25 Hochöfen geschlossen, ganze Sparten wie den Edelstahlbereich ausgliedert und weltweit Zehntausende Arbeitsplätze gestrichen. Doch ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Immer wieder musste Arcelor-Mittal hohe Abschreibungen vornehmen. Auch der Ausbau der eigenen Rohstoffförderung hat sich bislang kaum gelohnt - die Erzpreise sind deutlich eingebrochen.

Als Höhepunkt kam im vergangenen Jahr ein Rekordverlust von fast acht Milliarden US-Dollar zusammen. Derzeit arbeiten noch knapp 210 000 Menschen im Konzern, der Umsatz ist auf 64 Milliarden Dollar abgesackt. Als vergleichsweise stabile Stütze gelten dabei die vier deutschen Werke Bremen, Duisburg, Eisenhüttenstadt und Hamburg.

Zu viel Massenstahl - das ist die Hauptkritik an der Strategie bei Arcelor-Mittal. In der Branche wünschen sich viele vom Weltmarktführer eine stärkere Führungsrolle beim Abbau von Kapazitäten. Der Konzern wiederum betont, schon genug geleistet zu haben.

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