Eine Brauerei erfindet sich neu

Homburg · Christian Weber setzt bei Karlsberg weniger auf Bier und mehr auf neue, alkoholfreie Produkte.

 Thomas Kaiser ist einer von zwölf Braumeistern bei der Karlsberg Brauerei. Foto: Karlsberg

Thomas Kaiser ist einer von zwölf Braumeistern bei der Karlsberg Brauerei. Foto: Karlsberg

Foto: Karlsberg

Die Karlsberg Brauerei verfolgt eine neue Strategie. Noch im Verlauf des Jahres wird die Bierproduktion von insgesamt rund drei Millionen Hektoliter schrittweise auf künftig nur noch zwei Millionen Hektoliter jährlich verringert. Am Ende dieses Prozesses werde ein Drittel der bisherigen Menge auf Dauer nicht mehr produziert, sagte Christian Weber, Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei, gestern in der Bilanz-Pressekonferenz.

Stattdessen konzentriere man sich künftig darauf, zahlreiche neue, alkoholfreie Produkte zu entwickeln und die Eigenmarken zu stärken. Der Strategiewechsel sei notwendig wegen eines immer härter umkämpften Biermarkts in Deutschland bei gleichzeitig konstant zurückgehenden Marktanteilen. Die Deutschen trinken immer weniger Bier.

Die Verringerung der Bierproduktion in Homburg geht auf den Beschluss zurück, Discounter im In- und Ausland künftig nicht mehr zu beliefern, da dieses Geschäft ohnehin nur noch geringe Margen abwerfe. Aus all diesen Gründen sanken die Umsatzerlöse der Karlsberg Brauerei im Geschäftsjahr 2016 um 4,2 Prozent auf 159,2 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Abschreibung, Zinsen und Steuern (EBITDA), das die operative Leistungsfähigkeit des Unternehmens wiedergibt, hat sich um 16,1 Millionen Euro auf 16,8 Millionen Euro verbessert.

"Größe alleine entscheidet nicht, um Erfolg zu haben. Wir müssen mit unseren Marken auch Geld verdienen", sagte Weber zur Begründung der neuen Strategie. Eine generelle Abwendung vom klassischen Biermarkt bedeute das nicht, zumal man im Heimatmarkt Saarland und Umgebung "weiterhin die Nummer eins ist", so Weber. Die Marktanteile im Bereich Ur-Pils seien nochmals gestiegen. Ende April kommt ein neues "Karlsberg Helles" auf den Markt. Weitere regionale Neuheiten sollen folgen. Auch die Aktivitäten in der Gastronomie, in Vereinsheimen und auf Festen will Karlsberg ausbauen. Neu hinzu kommen auch drei irische Bierspezialitäten, die Karlsberg bundesweit vermarktet.

Das Hauptgewicht der Brauerei soll jedoch künftig im Bereich der alkoholfreien Getränke liegen. In Kürze ist das neue "Mixery 0.0" im Handel erhältlich. Hinzu kommen die zwei Geschmacksrichtungen Lemon und Grapefruit. Zudem gibt es mehr Varianten von Gründels. Über die Karlsberg-Beteiligungen an der Mineralbrunnen Überkingen-Teinach GmbH sollen neue Mineralwasser, Limonaden und Säfte auf den Markt kommen. Die Kooperation bringe neue Möglichkeiten im Vertrieb. So könne man über die Beteiligungen in bestimmten Regionen Karlsberg Produkte bekannter machen.

Ein Personalabbau ist mit der Neuausrichtung nicht verbunden. Die Belegschaft soll deutlich mehr mitreden und mit entscheiden, welche neuen Produkte erfolgreich sein könnten. Hierzu tagt Ende April eine neue, zweitägige "Unternehmenswerkstatt" mit Mitarbeitern aus allen Unternehmensbereichen. Weber selbst ist überzeugt, dass man mit Hilfe neuer Produktionsanlagen und einer verbesserten Logistik flexibler wird. So könne man mehrere neue Getränkesorten auch in kleineren Mengen produzieren und erreiche so ein vielfältigeres Spektrum an Spezialprodukten. Der Konsument müsse aber bereit sein, einen etwas höheren Preis zu bezahlen. Karlsberg soll in der Öffentlichkeit erlebbarer werden. In Kürze startet eine Plakataktion, auf der "die Karlsberger" vorgestellt werden, zunächst Braumeister. Im Geschäftsjahr 2016 wurden 14,3 Millionen Euro in das Unternehmen investiert (2015: 10,4 Millionen Euro). Karlsberg beschäftigt 575 Mitarbeiter am Standort Homburg, davon 310 in der Brauerei, 76 in der Logistik, 127 bei Vendis und 62 im Service.

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