Tuifly will am Sonntag wieder fliegen

Hannover/Saarbrücken · Das Chaos für Tuifly-Kunden hat sich gestern noch einmal verstärkt. Fast keine Maschine hob ab. Immerhin konnte die Airline Rückflüge aus den Urlaubsgebieten organisieren. Und seit gestern Abend ist Entspannung in Sicht.

Erschöpfte Urlauber warten am Flughafen Hannover darauf, dass es für sie weitergeht. Foto: dpa

Erschöpfte Urlauber warten am Flughafen Hannover darauf, dass es für sie weitergeht. Foto: dpa

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Nach den massiven Ausfällen beim Ferienflieger Tuifly lenkt der Konzern ein. Die Entscheidung über eine Neuordnung der Airline soll auf Mitte November verschoben werden. Der Aufsichtsrat der Tui AG werde nicht, wie ursprünglich geplant, schon am 26. Oktober entscheiden, teilte Personalvorstand Elke Eller gestern Abend mit. Zugleich gab der Konzern den Tui fly-Mitarbeitern eine mindestens dreijährige Tarif- und Standortgarantie. "Wir hoffen, dass dies unmittelbar zur Entspannung der Situation beiträgt." Mit den Arbeitnehmervertretern seien, beginnend ab Montag, für die nächste Woche Gespräche vereinbart. Am Sonntag will Tuifly wieder nach dem normalen Flugplan fliegen. Heute, am Samstag, würden aber noch viele Flüge ausfallen, teilte das Unternehmen mit. Ob davon die Verbindung Saarbrücken/Fuerteventura betroffen ist, war gestern Abend noch unklar.

Vor einer Woche war bekannt geworden, dass Tuifly in eine neue Dach-Holding unter Führung von Etihad integriert werden soll. Arbeitnehmervertreter befürchten Job-Verluste und kritisierten zu unkonkrete Angaben. Seitdem führen kollektive Krankmeldungen der Besatzungen zu Flugausfällen und massiven Verspätungen. Betroffen ist auch Air Berlin, denn ein Drittel der Tui-Flotte fliegt für die Berliner.

Bei Tuifly waren gestern fast alle Flüge ausg efallen. Die Airline versuchte mit gemieteten Maschinen und Crews einen Teil der Ausfälle aufzufangen. Tausende Passagiere waren betroffen. Auch Air Berlin musste nach eigenen Angaben 50 von 90 Flügen streichen. Etwa 45 Prozent des Flugprogramms hätten durch freiwillige Crews von Air Berlin und den Einkauf von Charterflügen aufgefangen werden können, teilte die Airline mit. Auch der Flughafen Saarbrücken-Ensheim war betroffen. Gestern Morgen fiel der Flug nach Heraklion (Kreta) aus. Nach Angaben von Tuifly wurden gestern Urlauber aus Rhodos ins Saarland zurückgebracht. Der Flug hätte eigentlich am Donnerstag gehen sollen. Und der Abendflug von Heraklion nach Saarbrücken fand am Abend statt.

Nach den massiven Ausfällen mehrt sich die Kritik am Tui-Konzern, der keine Entschädigungen an betroffene Passagiere zahlen will. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ) empfahl geschädigten Urlaubern, Schadenersatzansprüche bei dem Ferienflieger anzumelden. Der saarländische Verkehrsminister Reinhold Jost (SPD ) sagte: "Es müsste schon ein dramatisches Naturereignis geschehen, damit die Fluggesellschaft außergewöhnliche Umstände geltend machen kann. Krankmeldungen der Belegschaft sind kein Grund für eine Fluggesellschaft, die Passagiere im Stich zu lassen." In diesem Sinne äußerte sich auch der saarländische Grünen-Bundestagsabgeordnete, Markus Tressel, und forderte: "Die Airlines müssen sich jetzt mit ihren Mitarbeitern einigen, statt den Konflikt auf dem Rücken der Passagiere auszutragen."

Meinung:

Unfairer Arbeitskampf

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Niemand wird wohl glauben, dass plötzlich eine Krankheitswelle die Tuifly-Mitarbeiter erfasst hat. Hier wurden offenbar Krankheiten vorgetäuscht, um gegen die Konzernpolitik zu protestieren. Die Unzufriedenheit der Belegschaft mit dem Vorgehen des Managements mag verständlich, ja, berechtigt sein, doch gibt dies den Beschäftigten kein Recht zum Betrug. Wer sich gegen die Pläne des Mutterkonzerns Tui auflehnen will, kann das tun, aber mit regulären Mitteln - zum Beispiel mit Demonstrationen oder auf Betriebsversammlungen. Man kann nur hoffen, dass diese unfaire Form des Arbeitskampfs nicht um sich greift.

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