Opec will neue Macht über das Öl

Frankfurt · Gemeinsam mit Russland will das Ölkartell Opec den Preis für den wichtigen Rohstoff hochtreiben. Allein die Ankündigung löste einen Anstieg des Preises für Nordseeöl auf ein Jahreshoch aus. Doch wie ernst ist es den Förderländern wirklich?

 Im September förderte die Opec wieder mehr Öl als zuvor. Foto: Widmann/dpa

Im September förderte die Opec wieder mehr Öl als zuvor. Foto: Widmann/dpa

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Das ehemals mächtige Ölkartell Opec scheint seit Monaten schwach und zerstritten. Doch jetzt machen die Förderländer einen neuen Anlauf im Kampf gegen die niedrigen Preise. Seit dieser Woche scheint klar: Auch Russland dürfte sich an einer geplanten Förderbeschränkung beteiligen. Gestern teilte Moskau offiziell mit, am 29. Oktober an einem Treffen des Ölkartells teilnehmen zu wollen.

Manch einem Ölscheich dürfte bei den Ankündigungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin Anfang der Woche ein Stein vom Herzen gefallen sein. "Ein Einfrieren oder sogar eine Kürzung der Ölförderung ist wohl die einzig richtige Entscheidung", hatte der Kremlchef gesagt. Russland sei bereit, sich einer Initiative der Opec anzuschließen. Die Chancen auf eine Einigung stünden gut, gab sich der saudi-arabische Ölminister Khalid Al-Falih zuversichtlich.

Für die Opec bedeuten Putins Worte nicht weniger als den zweiten Etappensieg im Kampf gegen niedrige Ölpreise. Die Reaktion an den Finanzmärkten kam prompt: Die Ölpreise schnellten nach oben, der Preis für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent kletterten über 53 US-Dollar auf den höchsten Stand in diesem Jahr.

Schon nach dem ersten Etappensieg hatten die Ölpreise zugelegt. Ende September einigten sich die Mitgliedstaaten auf eine Beschränkung der gemeinsamen Fördermenge. Monatelang war darum gerungen worden. Kaum noch jemand hatte mit einem Erfolg gerechnet. Zu groß schienen die Differenzen, zu groß der Druck, durch immer mehr Produktion möglichst viel Geld in die Kassen zu spülen.

Seit Mitte 2014 waren die Ölpreise immer weiter gefallen, von über 100 Dollar je Barrel bis auf zwischenzeitlich unter 30 Dollar. Anfangs kamen der Opec die niedrigen Preise sogar gelegen, um die Fracking-Firmen aus den USA vom Markt zu drängen. Doch das Pokerspiel geriet außer Kontrolle. Die weltweite Produktion stieg immer weiter.

Ob die Opec zusammen mit Russland wieder die Märkte kontrollieren. kann? Die Internationale Energieagentur (IEA) ist zurückhaltend. Man rechne noch bis Mitte 2017 mit einem Überangebot, hieß es im jüngsten Öl-Marktbericht. Aber "wenn die Opec zu ihrem Ziel steht, dann könnte die Ausgeglichenheit am Markt früher kommen". Die wirkliche Arbeit gehe für die Opec jedoch erst los, so die IEA. Es gebe noch "kritische Details" zu klären.

Besonders schwierig dürfte die Einigung auf konkrete Länderquoten werden. Denn der Iran, der gerade erst Sanktionen des Westens abgeschüttelt hat, sowie die von Krieg gebeutelten Länder Libyen und Nigeria dürften kaum zu einer Drosselung ihrer Produktion zu bewegen sein.

Deshalb zweifeln einige Experten daran, dass die Produktionsbeschränkung der Opec wirklich kommt. Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank , hält zudem eine sinkende Produktion in Russland für "nahezu ausgeschlossen, da sich viele russische Ölunternehmen im Privatbesitz befinden." Die Zweifel scheinen berechtigt. Igor Setschin, Chef von Russlands größtem Ölproduzenten Rosneft , sagte laut Medienberichten auf die Frage, ob das Unternehmen die Förderung deckeln werde: "Warum sollten wir das tun?"

Und die Opec selbst hat nach eigenen Angaben im September mehr Öl gefördert als im August.

Meinung:

Preis kann auch wieder fallen

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Auch wenn der Ölpreis jetzt kräftig gestiegen ist, will das nicht viel heißen. Die Opec muss den Beweis erst noch antreten, ob sie wieder - wie in den 70er Jahren - Macht über den Ölpreis gewinnen kann. Dafür braucht das Kartell nicht nur eine Einigung mit dem Nicht-Opec-Mitglied Russland. Auch untereinander muss man sich noch auf konkrete Fördergrenzen verständigen. Und das wird nicht leicht, weil jedes Barrel weniger Öl ein Minus in den Staatskassen bedeutet - was sich einige Länder kaum leisten können. Auch ist nicht ausgemacht, dass die beiden Erzfeinde Saudi-Arabien und Iran sich im Detail verständigen können. Nicht unwahrscheinlich also, dass die Überproduktion von Öl noch länger anhält - und die Preise an den Tankstellen wieder fallen.

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