Euro und Dollar sind im Wert fast gleich

Frankfurt · Weniger als einen Dollar war der Euro bei seiner Einführung als Bargeld Anfang 2002 wert. Soweit ist es noch nicht, doch die Gemeinschaftswährung schwächelt. Was sind die Folgen für Wirtschaft und Verbraucher?

Der Euro ist so schwach wie seit langem nicht mehr. Vor Weihnachten sackte die Gemeinschaftswährung zeitweise auf 1,0352 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang 2003. Gestern Abend notierte der Euro mit 1,0448. Doch einige Volkswirte sehen ihn auf dem Weg zur Parität zum Dollar - für einen Euro gibt es dann einen Dollar .

Vor allem die unterschiedliche Zinspolitik in den USA und im Euroraum schwächt die Gemeinschaftswährung. Ein Ende der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nicht in Sicht. Zuletzt verlängerten die Währungshüter ihre milliardenschweren Käufe von Anleihen und anderen Wertpapieren um neun Monate. Der Leitzins im Euroraum dürfte noch länger bei null liegen.

Die US-Notenbank Fed zieht dagegen die geldpolitischen Zügel allmählich an. Nach einer Zinserhöhung im Dezember deutete Fed-Chefin Janet Yellen weitere Schritte für 2017 an. Steigen die Zinsen in den Vereinigten Staaten, wird es für Investoren attraktiver, Geld in Dollar statt in Euro anzulegen.

"Fährt die Fed tatsächlich konsequent den Kurs der Zinswende, wird der Dollar sehr schnell die Parität zum Euro erreichen", sagt Targobank-Chefvolkswirt Otmar Lang voraus. Nach Einschätzung der Commerzbank wird "die Geldpolitik von Fed und EZB zunächst weiter auseinanderdriften". Das werde den Euro-Dollar-Wechselkurs belasten.

Ein schwacher Euro hilft Deutschlands Exportwirtschaft , denn Waren "Made in Germany" werden dadurch im Dollarraum billiger. Das kann die Nachfrage ankurbeln. Zudem steigen im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in die Gemeinschaftswährung. Die Hoffnungen der deutschen Industrie auf steigende Exporte wuchsen zuletzt angesichts des Euro-Sinkflugs. "Die Zinsanhebung der amerikanischen Zentralbank, die den Dollarkurs hochtrieb, trägt dazu bei", heißt es beim Ifo-Institut. Andererseits werden Rohstoffe wie beispielsweise Öl, die in der US-Währung gehandelt werden, im Einkauf tendenziell teurer. Verbraucher müssen an Zapfsäulen und beim Heizen tiefer in die Tasche greifen. Teurere Importe können die Inflation insgesamt antreiben.

Auch für Sparer sind steigende Preise eine schlechte Nachricht. Wegen der Nullzinspolitik der EZB werfen Tagesgeld, Sparbuch und Co. kaum etwas ab. Bislang glich die geringe Teuerung die Effekte der niedrigen Sparzinsen aus, wie Notenbanker immer wieder betonen. Das könnte sich bei steigender Inflation ändern. Ob der Euro tatsächlich weiter gegenüber dem "Greenback" an Kraft verliert, ist unter Volkswirten umstritten. So könnte die Gemeinschaftswährung von der konjunkturellen Erholung im Euroraum profitieren und wieder leicht an Wert gegenüber der US-Währung gewinnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort