Druck auf den Strom- und Gaspreis

Bonn · Strom- und Gaskunden werden nach Schätzungen von Experten künftig pro Jahr um rund 650 Millionen Euro pro Jahr entlastet. Das resultiert aus der Kappung von Renditen, wie sie die Bundesnetzagentur beschlossen hat.

 Wer neue Strommasten und -leitungen baut, bekommt für das eingesetzte Kapital künftig weniger Rendite. Foto: dpa

Wer neue Strommasten und -leitungen baut, bekommt für das eingesetzte Kapital künftig weniger Rendite. Foto: dpa

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Lichtblick für Strom- und Gaskunden: Die staatlich garantierten Renditen für Strom- und Gasleitungen werden in den nächsten Jahren deutlich sinken. Das gab die Bundesnetzagentur bekannt. Experten schätzen die daraus folgende Entlastung der Kunden auf insgesamt 650 Millionen Euro pro Jahr. Der Schritt erfolge im Interesse der Verbraucher und spiegele die seit längerem niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten wider, sagte der Präsident der Aufsichtsbehörde, Jochen Homann. Für einen Durchschnittshaushalt dürfte die Entlastung jedoch weniger als zehn Euro im Jahr ausmachen.

Ob davon am Ende etwas übrig bleibt, darf aber bezweifelt werden. Denn an anderer Stelle lässt die Energiewende nach wie vor die Stromkosten steigen. So wird die sogenannte EEG-Umlage zur Förderung von Strom aus Wind und Sonne 2017 von derzeit 6,36 Cent auf wohl 6,88 Cent steigen, wie aus der Strombranche verlautete. Allein dies würde für die Verbraucher nach Berechnungen des Vergleichsportals Check 24 im nächsten Jahr über 800 Millionen Euro Mehrkosten bedeuten.

Der Hintergrund der Neuregelung bei den Netzrenditen: Wenn Energiekonzerne oder Stadtwerke neue Strom- und Gasleitungen bauen, bekommen sie dafür staatlich garantierte Renditen. Bislang betrug der von der Bundesnetzagentur festgelegte Eigenkapitalzinssatz 9,05 Prozent bei neuen Anlagen und 7,14 Prozent bei bestehenden. Künftig sinkt er um rund ein Viertel auf 6,91 beziehungsweise 5,12 Prozent. Die neuen Zinssätze gelten für Gasnetzbetreiber ab 2018, für Stromnetzbetreiber ab 2019.

Auf Bedenken stieß der Schritt der Aufsichtsbehörde beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Der neue Zinssatz liege "auf einem der letzten Plätze in Europa", kritisierte der BDEW-Vorsitzende Stefan Kapferer. "Es bleibt abzuwarten, ob Investoren auf dieser Basis bereit sind, die erforderlichen Finanzmittel in Milliardenhöhe zügig bereitzustellen." Verzögerungen beim Netzausbau könne sich Deutschland nicht leisten.

Für Bau und Betrieb der Strom- und Gasnetze fallen nach Branchenschätzungen derzeit pro Jahr etwa 18 Milliarden Euro beim Strom und rund 5,5 Milliarden Euro beim Gas an. Die jährliche, vom Staat garantierte Rendite auf das eingesetzte Kapital liegt den Schätzungen zufolge bei etwa 2,5 Milliarden Euro branchenweit für Gas und Strom zusammen.

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