Strom erzeugen mit heißem Erd-Wasser

Bexbach · Wo gibt es im Saarland heißes Wasser in den Tiefen der Erde, mit dessen Hitze Energie erzeugt werden kann? Ein Forscherteam will diese Frage unter anderem mit Satellitendaten beantworten.

Mit heißem Wasser aus den Tiefen der Erde die Fernwärmeschiene Saar betreiben, wenn die Steag-Kohlekraftwerke in Völklingen-Fenne eingemottet werden, die heute noch das Rückgrat der Fernwärme-Versorgung bilden? "Warum nicht?", fragt der Ingenieur Thomas Neu aus Saarbrücken. Der gelernte Bergmann, der sich schon seit Jahrzehnten der Geothermie verschrieben hat, ist auch bei dem jüngsten Projekt dabei. Es handelt sich um das Forschungsvorhaben SPE, das gestern vorgestellt wurde.

Hierbei werden massenweise Daten gesammelt und gezielt ausgewertet, um herauszufinden, wo Geothermie-Projekte im Saarland lohnenswert sein können. Das Forschungsvorhaben wurde von der Gesellschaft für Consulting, Business und Management (CBM) aus Bexbach angestoßen. Erste Vorleistungen erbrachte die Arbeitsgruppe Geomathematik der Technischen Universität Kaiserslautern. Das Projekt, das auf drei Jahre angelegt ist, kostet 1,7 Millionen Euro. Eine Million Euro steuert das Bundeswirtschaftsministerium über das Forschungszentrum Jülich bei. Sechs Mitarbeiter aus verschiedenen Wissenschafts-Disziplinen wollen mit SPE ziemlich exakt erfahren, wo im Saarland gebohrt werden kann, um auf heißes Wasser zu stoßen.

"Wir haben an der Saar einige gute Voraussetzungen, um zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen", ist CBM-Chef Professor Mathias Bauer optimistisch. So gebe es noch zahlreiche geologische Daten aus der Zeit des Steinkohle-Bergbaus. Eine weitere Datenquelle werden die Aufzeichnungen des Satelliten "Goce" sein, der zwar schon vor fast drei Jahren gelenkt und gewollt vom Himmel fiel, der aber "wertvolle Informationen über das Gravitationsfeld der Erde sammelte", sagte der Geomathematiker Professor Willi Freeden.

Denn die Erdanziehung sei nicht überall gleich. "Je nach geologischem Untergrund weicht sie minimal vom Normalwert ab". So sei sie über einem unterirdischen Granitgebirge höher als über einem eher lockeren Untergrund. Auf diese Weise lasse sich mit Hilfe mathematischer Methoden bestimmen, wo in Tiefen von mehr als 3000 Meter Wasser vermutet werden kann. Da die Temperatur Richtung Erdkern immer höher wird, sei das Wasser dort so heiß, dass man es an die Oberfläche pumpen kann, um mit einem Generator Strom zu erzeugen, erläuterten die Projektteilnehmer. Mit der Geothermie-Wärme könne aber auch das Wasser für die Fernwärme-Versorgung erhitzt werden. Wenn die Satellitendaten darauf schließen lassen, dass in einem bestimmten Bereich heißes Geothermie-Wasser vermutet werden kann, "wird mit einem Gravimeter diese Örtlichkeit genauer unter die Lupe genommen", erklärte Freeden.

Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) jedenfalls ist von dem Forschungsprojekt angetan. "Allein aus Gründen des Klimaschutzes ist das Saarland gegenüber der energetischen Nutzung der Geothermie aufgeschlossen", sagte Jost gestern bei der Projekt-Präsentation.

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