Konsum bringt deutsche Wirtschaft auf Touren

Berlin/Wiesbaden/Saarbrücken · Die deutsche Konjunktur brummt – sogar so stark, dass Europas Klassenprimus erstmals seit Jahren schneller wächst als die weltgrößte Volkswirtschaft USA. Zum Jahresende 2016 drehte die Wirtschaft noch einmal auf.

Die Verbraucher haben Deutschland mit ihrer Konsumfreude das stärkste Wirtschaftswachstum seit fünf Jahren beschert. Unter dem Strich legte die größte Volkswirtschaft Europas 2016 um 1,9 Prozent zu. Das berichtete das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Zahlen. Gerade zum Jahresende gewann die deutsche Wirtschaft noch einmal an Tempo. Nach ersten Schätzungen der Wiesbadener Statistiker stieg das BIP in den letzten drei Monaten 2016 im Vergleich zum Vorquartal um ungefähr ein halbes Prozent.

Der entscheidende Wachstumsmotor liegt anders als in früheren Jahren im Inland, während der lange Zeit dominierende Außenhandel das Wachstum sogar leicht dämpfte, wie der Präsident der Behörde, Dieter Sarreither, feststellte. Das liegt daran, dass die Importe im Jahresverlauf stärker zunahmen als die Exporte. Die Kauflust der Verbraucher und die Ausgaben des Staates, auch für die Unterbringung Hunderttausender Flüchtlinge, trugen maßgeblich zum Wachstum bei. Der Konsum der privaten Haushalte legte wie im Vorjahr um 2,0 Prozent zu. Auch der anhaltende Immobilienboom sorgte zusätzlich für Schwung.

Ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum gab es zuletzt 2010 (plus 4,1 Prozent) und 2011 (plus 3,7 Prozent) - damals musste sich die deutsche Wirtschaft allerdings aus der tiefen Rezession des globalen Krisenjahres 2009 emporarbeiten. Im vergangenen Jahr schnitt Deutschland voraussichtlich sowohl besser ab als der Durchschnitt der Eurozone (1,7 Prozent) als auch besser als die weltweit größte Ökonomie USA (1,6 Prozent).

Die Saar-Wirtschaft folgt allerdings nicht dem bundesweiten Trend. "2016 war kein einfaches Jahr für die Saar-Wirtschaft", sagte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ). Schon im ersten Halbjahr blieb das Wachstum 0,8 Prozentpunkte hinter den Zahlen für ganz Deutschland zurück. "Vor allem unsere Industrie musste Rückgänge bei den Auftragseingängen, den Umsätzen und der Produktion hinnehmen", sagte Rehlinger. Ähnlich sieht es auch Heino Klingen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Saarland (IHK): "Wir hatten in den ersten elf Monaten einen Rückgang von 3,7 Prozent in der Industrie." Das treffe das Saarland hart, weil die Industrie hier der "Konjunktur-Macher" ist. Klingen hält deshalb an der Prognose von maximal 1,0 Prozent für das Gesamtjahr 2016 fest. Auch für dieses Jahr bleibe die IHK bei der Schätzung von 0,5 bis 1,0 Prozent. Seine Begründung: Für den Welthandel werde ein Plus von 2,1 Prozent erwartet, für das Weltsozialprodukt aber von 3,5 Prozent. Daraus ergebe sich, dass "mehr in den Ländern selbst produziert wird", sagte Klingen "Das muss uns im Saarland als exportorientierter Standort mit Sorge erfüllen."

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