Kaiser's Tengelmann doch noch gerettet

Berlin/Mülheim · Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat für die Mitarbeiter bei Kaiser's Tengelmann schon ein Weihnachtsfest ohne Angst um ihren Arbeitsplatz ausgelobt. Noch ist der Deal zur Zukunft der Supermarktkette aber nicht in trockenen Tüchern.

 Mitarbeiter von Kaiser's Tengelmann können aufatmen. Foto: dpa

Mitarbeiter von Kaiser's Tengelmann können aufatmen. Foto: dpa

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Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht die jüngste Einigung im Schlichtungsverfahren um die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann noch mit Skepsis. DGB-Chef Reiner Hoffmann verwies auf Rückschläge nach früheren Signalen der Hoffnung. "Wir hatten ja schon mal einen Kompromiss gehabt, der hatte gerade mal 24 Stunden gedauert", sagte er in der ARD-Sendung "Farbe bekennen". Die Voraussetzungen zur Sicherung der Arbeitsplätze der rund 15 000 Beschäftigten seien nun aber "auf jeden Fall deutlich besser".

Im Ringen um die Zukunft der Supermarktkette hatten sich die Unternehmen Tengelmann, Edeka und Rewe in einem Schlichtungsverfahren auf einen Interessen-Ausgleich geeinigt, der den Weg für eine Übernahme der Kette durch Edeka frei macht. Über den konkreten Inhalt der getroffenen Vereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart.

Nach Informationen der Deutschen Presseagentur soll ein Teil der Filialen in Berlin an Rewe gehen. Die Märkte in Bayern dagegen würden wohl bei Edeka bleiben. Unklar ist noch, wer die Filialen in Nordrhein-Westfalen übernimmt.

Der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, erwartet noch eine genaue Prüfung durch das Bundeskartellamt . "Wenn die führenden Unternehmen einen wesentlichen Teil des Supermarkt-Marktes unter sich aufteilen, ist das eine Absprache, die den Wettbewerb zu Lasten der Verbraucher einschränken kann", sagte er der "Rheinischen Post". Das Kartellamt werde sich genau ansehen, ob es diese Absprache für zulässig halte. Damit der Deal umgesetzt werden kann, sind noch einige Probleme zu lösen. Die Grundsatzeinigung der Schlichtung unter Leitung von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD ) sieht vor, dass Rewe bis spätestens 11. November seine Beschwerde gegen die Ministererlaubnis für eine Fusion von Edeka mit Kaiser's Tengelmann zurückzieht. Norma und Markant hatten dies bereits getan.

Die finanziellen Grundlagen für den Interessenausgleich wie der Kaufpreis werden durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer gelegt. Kaiser's Tengelmann beschäftigt heute in gut 400 Filialen in München und Oberbayern, im Großraum Berlin und im Rheinland noch rund 15 000 Mitarbeiter.

Meinung:

Warum nicht gleich so?

Von SZ-Korrespondent Stefan Vetter

Die Grundsatzvereinbarung lässt endlich hoffen. Ursprünglich wollte Konkurrent Edeka die Kaiser's Märkte ganz übernehmen. Das ging Mitkonkurrent Rewe gegen den Strich. Nun werden die Filialen zwischen den beiden Handelskonzernen aufgeteilt. Warum nicht gleich so? Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel feiert sich nun für diesen Deal. Dabei hat er sich am allerwenigsten mit Ruhm bekleckert. Der SPD-Chef hätte besser auf das Bundeskartellamt hören sollen, das den Komplettverkauf an Edeka aus Wettbewerbsgründen von Anfang an untersagt hatte.

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