Voit hat große Pläne

Voit und ZF wollen offenbar ihre Partnerschaft in der Region ausbauen und ein Zentrum für Getriebeteile formen. Der St. Ingberter Autozulieferer soll dafür bei ZF Fonderie Lorraine die Regie übernehmen.

 Voit fertigt seit Jahren Bauteile für das Achtgang-Automatik-Getriebe von ZF. Archivfoto: Oliver Dietze

Voit fertigt seit Jahren Bauteile für das Achtgang-Automatik-Getriebe von ZF. Archivfoto: Oliver Dietze

St. Ingbert/Grosbliederstroff. Der Autozulieferer Voit steht vor einem Wachstumssprung. Dazu will sich das St. Ingberter Unternehmen enger mit seinem Großkunden ZF verzahnen. Der Friedrichshafener Zuliefer-Riese ZF und der Mittelständler Voit planen ein gemeinsames Zentrum für Getriebe-Innenteile, wie aus dem Umfeld der Unternehmen zu erfahren war. Hierfür soll Voit in das lothringische ZF-Gussunternehmen Fonderie Lorraine einsteigen und dort die Mehrheit übernehmen. Geplant ist offenbar ein Gemeinschaftsunternehmen unter industrieller Führerschaft von Voit.

Der Einstieg bei der Firma aus Grosbliederstroff scheint kurz vor dem Abschluss zu stehen. Die Belegschaften der Fonderie Lorraine wie auch von Voit wurden in Mitarbeiterversammlungen über den angestrebten Zusammenschluss informiert. Die beiden Unternehmen gaben sich zugeknöpft. Man kommentiere keine Gerüchte und Spekulationen, hieß es sowohl bei Voit als auch in der Fonderie Lorraine.

ZF hatte die Fonderie vor sechs Jahren nach der Insolvenz des früheren Eigentümers Honsel übernommen. Der Zukauf fiel in die Zeit des massiven Ausbaus der Fertigung von Acht-Gang-Automatikgetrieben bei ZF in Saarbrücken. Der lothringische Gussbetrieb fertigt mit rund 400 Mitarbeitern vor allem Getriebe-Innenteile und -Gehäuse für das etwa zehn Kilometer Luftlinie entfernte Saarbrücker Werk. Voit hatte in Folge des Booms beim Acht-Gang-Getriebe die Kapazitäten kräftig ausgebaut. 33 Millionen Euro wurden beim Aluminium-Guss-Spezialisten in eine neue Halle investiert. Auch forcierte Voit die Optimierung der Produktionsabläufe. Das St. Ingberter Unternehmen soll offenbar künftig sein Produktions-Know-how in die Fonderie Lorraine einbringen und so deren Wettbewerbsfähigkeit steigern.

Voit zählt zu den großen Industrie-Arbeitgebern im Saarland. Das Unternehmen hat am Stammsitz St. Ingbert rund 1000 Beschäftigte, weltweit sind es an sechs Produktionsstandorten insgesamt mehr als 1600. Der Jahresumsatz liegt bei etwa 215 Millionen Euro.

Meinung:

Das Getriebe läuft noch lange

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Auch wenn die Autobauer Elektromobilität zu ihrem Zukunftsthema machen, ist die Zeit des Verbrennungsmotors noch längst nicht vorbei. Andernfalls müsste die Zulieferbranche hierzulande in ihrer Einschätzung des Marktes gewaltig danebenliegen. Denn der von ZF und Voit offenbar geplante Aufbau eines Getriebe-Zentrums hätte kaum einen Sinn, wenn nicht beide Unternehmen glaubten, dass in den nächsten Jahren noch Millionen Getriebe gebraucht werden. Möglicherweise sind es zunehmend Getriebe für Hybridautos, die für einen Einstieg in die Elektromobilität stehen, ohne den Komfort hoher Reichweiten aufgeben zu müssen. Liegen ZF und Voit richtig, sind viele Jobs in der Region über Jahre gesichert. Trotzdem bleibt die Aufgabe, ernsthaft über die Zukunft nach dem Verbrennungsmotor nachzudenken.

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