„Roboter als großen Menschenfreund sehen“

Der Saartalk ist eine Gesprächsreihe von SR und SZ. Diesmal stellten sich die Chefin der Bundesagentur für Arbeit Rheinland-Pfalz-Saarland, Heidrun Schulz, der regionale DGB-Chef Eugen Roth und der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes, Heino Klingen, den Fragen der Chefredakteure Norbert Klein (SR) und Peter Stefan Herbst (SZ). SZ-Redakteurin Ute Kirch hat das Gespräch in Auszügen dokumentiert.

 IHK-Geschäftsführer Heino Klingen, die Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Arbeitsagentur, Heidrun Schulz, sowie DGB-Chef Eugen Roth stellten sich den Fragen der Chefredakteure Norbert Klein (SR) und Peter Stefan Herbst (SZ, v.l.n.r.).

IHK-Geschäftsführer Heino Klingen, die Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Arbeitsagentur, Heidrun Schulz, sowie DGB-Chef Eugen Roth stellten sich den Fragen der Chefredakteure Norbert Klein (SR) und Peter Stefan Herbst (SZ, v.l.n.r.).

Foto: Dietze

Klein: Roboter gab es früher für Fließbandarbeiten. Jetzt können auch Akademiker wegrationalisiert werden. Wird Ihre Arbeit mal durch Computer erledigt?

Schulz: Ein Teil meiner Arbeit, ja. Ganz sicher. Es gibt in fast jedem Tätigkeitsfeld Möglichkeiten zu rationalisieren und zu automatisieren. (. . .) Ich wäre aber sehr vorsichtig, so weit zu gehen, dass der menschliche Faktor in jedem Fall ersetzt werden kann.

Herbst : Was schätzen Sie an Robotern und wo liegen Ihrer Ansicht nach die Chancen einer weiteren Automatisierung?

Klingen: Wenn ich den Roboter stellvertretend nehme für Automatisierung und Mechanisierung, dann muss ich den Roboter als großen Menschenfreund begreifen. Denn die ganze Maschinerie ist etwas, das wir seit 200 Jahren haben. Seitdem hat die Menschheit einen Aufschwung genommen, wie noch nie in tausenden Jahren und wir sind noch lange nicht am Ende. Insofern bedeutet der Einsatz von Robotern, nur ein Stück weiter zu gehen. Er wird dazu führen, dass die Menschheit mehr Wohlstand und Reichtum hat.

Klein: Stimmen die Horrorszenarien, dass Roboter Menschen in Produktion und akademischen Bereichen ersetzen, also nicht?

Schulz: Wir haben heute schon Roboter in nahezu jedem Produktionsunternehmen. (. . .) Wir werden auch in der Dienstleistung enorme Veränderungen erleben. Ich bin nicht pessimistisch dahingehend, dass wir deutlich weniger Beschäftigung haben werden. Aber wir werden ganz andere Beschäftigungen und zwar in allen Tätigkeitsbereichen haben. Diese aktiv mitzugestalten ist unsere große Chance. Das wird auch im Saarland eine Frage sein: Sind wir diejenigen, die anderen Gestaltern folgen müssen, oder sind wir die Gestalter?

Herbst : Wie nehmen Sie als Gewerkschaft die Dynamik des Themas war, dass viele klassische Sachbearbeiterstellen nicht mehr benötigt werden, weil eine Software die Arbeit erledigt?

Roth: (. . .) Wir wissen, was da passiert. Das kann durchaus zu wesentlich positiven Effekten führen. Es wird teilweise zu Umschichtungen von Arbeitsleistungen führen. Es gibt aber mehr Bedarfe, als im Moment gedeckt werden können, zum Beispiel bei gemeinwohlorientierter Arbeit, die auch nur menschlich geleistet werden kann. Gleichzeitig werden Gewinne mindestens gleich bleiben und eher höher werden. Da wird man darüber reden müssen, was mit den Gewinnen passiert. Investieren wir sie in das Gemeinwohl. Wenn man das geschickt macht, können wir daraus einen Vorteil ziehen. Wenn wir aber die Entwicklung sich selbst überlassen, kann das auch zu Nachteilen führen.

Klingen: Es ist tatsächlich so: Wir werden reicher, der Wohlstand steigt. Die Frage ist jetzt aber, wie schaffen wir es, dass alle daran partizipieren können? Da ist ganz entscheidend, dass wir für die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sorgen, dass diese Gewinne auch investiert werden. (. . .) Und das bedeutet dann wieder auch neue Arbeitsplätze. Nicht unbedingt in diesem Bereich, wo jetzt Arbeitsplätze freigesetzt worden sind, sondern in anderen Bereichen.

Klein: Sie werben dafür, dass junge Flüchtlinge mithelfen können, den Fachkräftemangel abzubauen. Was ist Ihre Zwischenbilanz nach über einem Jahr?

Klingen: Wir wussten von Anfang an: Das wird nicht leicht. Wir waren aber froh, dass sehr viele Syrer mit sehr hoher Bleibeperspektive zu uns gekommen sind, die sehr lernwillig und sehr arbeitsbereit sind. (. . .) Wir sehen, dass immer mehr dabei sind, in den Arbeitsmarkt hineinzugehen. Das ist schwierig, das wollen wir gar nicht schönreden. Das dauert seine Zeit. Im Saarland laufen wir fast auf die Grenze von 1000 zu. Das ist die Marke, die wir uns für dieses Jahr gesetzt haben mit unseren Aktionen. (. . .)Wo es noch etwas hapert, ist eben bei den Sprachkursen.

Schulz: Ich bin sehr optimistisch auch im Vergleich zur bundesweiten Situation. (. . .) Wir brauchen aber länger, als wir ganz ursprünglich dachten.

Herbst : Wenn die mit Millionen nach Hause geschickt werden, die Milliarden versenkt haben, dann untergräbt das den Zusammenhalt in Deutschland. Wie stark sehen Sie die Gefahr gerade in der aktuellen Diskussion, in der wir die Beispiele Deutsche Bank und Volkswagen vor Augen haben?

Roth: Wir sehen, dass die Schere in Deutschland enorm auseinandergeht. Wir haben den statistisch ganz guten Arbeitsmarkt, allerdings ist der zweigeteilt. Und wenn das Motto: "Haste was, biste was. Haste nix, biste nix" quasi zum Götzen erhoben wird, dann wenden sich natürlich Leute vom Gemeinwesen ab. Das bildet sich leider ab bis in extreme politische Richtungen hinein.

Klingen: (. . .) Der statistische Befund, dass die Schere immer weiter auseinandergeht, ist nicht richtig. Bis 2005 hatten wir eine Schere, die auseinandergegangen ist, aber seitdem hat sich die Einkommensverteilung bei uns stabilisiert und es ist auch so, dass wir schon wieder auf dem Rückmarsch sind. Das heißt, das ist ein Thema von gestern. (. . .)

"Ausbildung ist die beste Integration"


Zum Abschluss des Saartalks gilt es traditionell für die Gäste, vorgegebene Sätze schnell und möglichst spontan zu ergänzen.

Herbst: Frau Schulz, ich merke, dass ich zu viel arbeite, wenn. . .?

Schulz:
. . .wenn ich andere zu viel arbeiten lasse.

Klein: Dass viele Unternehmen ihre Mitarbeiter auch in der Freizeit arbeiten lassen. . .

Roth:
. . . ist nicht gut.

Herbst: Es ist nicht jeder zweite Arbeitsplatz durch eine weitere Automatisierung gefährdet, weil. . .?

Klingen:
. . . Unternehmen die Gewinne, die sie machen, investieren und damit neue Arbeitsplätze schaffen.

Klein: Am leichtesten sind Kolleginnen und Kollegen durch Roboter zu ersetzen, wenn. . .?

Schulz:
. . . es Tätigkeiten sind, die sich immer wiederholen, die manuell sind, und die sehr einfach sind.

Herbst: Wenn Mitarbeiter durch das Versagen von Managern ihren Job verlieren, macht mich das. . .?

Roth:
. . . wütend.

Klein: Von den Gewerkschaften wünsche ich mir mehr. . .?

Klingen:
. . . Orientierung auf die Wirtschaft.

Herbst: Ausbildung ist die beste Integration von Flüchtlingen, weil. . .?

Schulz:
. . . Ausbildung überhaupt die beste Möglichkeit zur Integration ist. Weil wir stolz auf unsere Ausbildung sein können. Das auch für Flüchtlinge gilt.

Klein: Von den Arbeitgebern wünsche ich mir mehr. . .?

Roth:
. . . echte Kooperation.

Herbst: Der Standort Saarland steht trotz allem gut da, weil. . .?

Klingen:
. . . wir eine starke Industrie haben.

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