Feuer und Flamme für fünf Prozent

Saarlouis/Saarbrücken/Frankfurt · Unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht hat die Gewerkschaft IG Metall ihre Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie gestartet. Schon am ersten Tag nahmen mehr als 100 000 Arbeiter teil.

 Teilweise mit Fackeln zogen die streikenden Arbeiter kurz nach Mitternacht vor das Werkstor von Ford in Saarlouis. Foto: Rolf Ruppenthal

Teilweise mit Fackeln zogen die streikenden Arbeiter kurz nach Mitternacht vor das Werkstor von Ford in Saarlouis. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

"Feuer und Flamme für fünf Prozent" - das Motto der Kundgebung nahmen die Metaller in der Nacht zum Freitag wörtlich. Mit Fackeln, bengalischem Feuer und Trommeln zog die Nachschicht der Saarlouiser Fordwerke unterstützt von Abordnungen sieben weitere Automobilzulieferer vor das Werk auf die Henry-Ford-Straße, um bei Temperaturen um Gefrierpunkt hitzig und lautstark für fünf Prozent mehr Lohn zu demonstrieren. Ab null Uhr standen für zwei Stunden alle Bänder still, wurden bei Ford in Saarlouis wie auch in Köln keine Autos mehr gebaut.

Jörg Hofmann, der Bundesvorsitzende der IG Metall , schlug harsche Töne an und drohte den Arbeitgebern mit weiteren massiven Warnstreiks , wenn sie nicht endlich ein vernünftiges Verhandlungsangebot vorlegten. 2,1 Prozent bezeichnete er als Magerkost für die Arbeitnehmer, wertete diese Angebot auf 24 Monate gar als unverschämte Provokation. Fünf Prozent seien bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage keineswegs überzogen.

"Wir lassen uns nicht mit Almosen abspeisen und schon gar nicht am Nasenring durch die Manege führen", sagte Robert Hiry, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Völklingen. "Die Belegschaft ist stinkesauer", verkündete der Saarlouiser Ford-Betriebsratsvorsitzende Markus Thal und verwies auf die höchsten Gewinne des Autobauers in seiner 113-jährigen Geschichte. Die Belegschaft von Ford in Saarlouis habe mit einer 30-prozentigen Produktionssteigerung ihren Anteil dazu beigesteuert.

Stadco-Betriebsratsvorsitzender Roman Bartlau betonte die Solidarität der Metaller an der Saar und erklärte ihre Kampfbereitschaft. "Unsere Branche hat im vergangenen Jahr mächtig Profit gemacht, und wir sind alle heiß zu zeigen, was wir wert sind - fünf Prozent ", rief er den laut IG Metall rund 3000 Demonstranten zum Abschluss der nächtlichen Kundgebung zu.

Insgesamt ließen nach Gewerkschaftsangaben bundesweit 110 000 Beschäftigte in 400 Betrieben kurzfristig die Arbeit ruhen. Im Saarland wurde nicht nur bei Ford gestreikt. Im Laufe des Tages kamen noch 2500 Mitarbeiter bei ZF in Saarbrücken sowie mehr als 3000 aus zehn Betrieben in Neunkirchen und St. Wendel hinzu. Insgesamt waren es also im Saarland über 8500. Die IG Metall will die Streiks in der nächsten Woche fortsetzen - gleich am Montag und auch im Saarland, unter anderem bei Bosch in Homburg und Festo in Rohrbach.

Die Arbeitgeber bieten rückwirkend ab April Lohnverbesserungen in zwei Stufen, die sich bei einer Laufzeit von 24 Monaten auf 2,1 Prozent summieren. Damit gingen sie nur unwesentlich über ihr erstes Angebot hinaus.

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