Für den neuen Job zum Nachbarn pendeln

Saargemünd · Mehr als die Hälfte der Arbeitssuchenden, die von französischen und deutschen Beratern gemeinsam betreut wurden, hat eine neue Stelle bekommen. Davon profitieren französische Arbeitslose und deutsche Firmen.

 30 Prozent der vermittelten Arbeitssuchenden arbeiten in der Industrie. Symbolfoto: Schutt/dpa

30 Prozent der vermittelten Arbeitssuchenden arbeiten in der Industrie. Symbolfoto: Schutt/dpa

Rund ein halbes Jahr hat der Großhändler Hair & Beauty Bender einen Außendienstmitarbeiter für das Frankreich-Geschäft gesucht. Jetzt ist die Suche zu Ende, im Mai fängt Nathalie Huver beim Saarbrücker Unternehmen an. Vermittelt wurde sie durch den grenzüberschreitenden Service der Arbeitsagentur und dem französischen Pendant Pôle Emploi. "In dieser Position soll man nicht nur beide Sprachen auf sehr hohem Niveau beherrschen, sondern auch die französische Mentalität gut kennen", erklärt Christian Bastian von Hair & Beauty Bender.

Um die Aktivitäten der Firma in Frankreich auszuweiten, sei die Französin aus dem Bitcher Land also die beste Besetzung. Jahrelang arbeitete sie im Außendienst für eine Kosmetik-Firma in Frankreich. Als das Unternehmen vor einem Jahr insolvent ging, stand die 47-Jährige vor dem Nichts. Im Mai meldete sie sich bei Pôle Emploi arbeitslos und ließ sich zugleich bei der Arbeitsagentur registrieren. "Damit habe ich meine Chancen um eine neue Stelle unglaublich erhöht", sagt Huver. Jeden Freitag kam eine E-Mail mit Jobangeboten aus dem Saarland. Ihre zwei Berater, Rebecca Schreblowski im Saarland und Dominique Tousch in Lothringen , waren im ständigen Austausch. "Sie haben mir keinen Druck gemacht, das Erstbeste zu nehmen, sondern verstanden, dass ich eine langfristige Perspektive gesucht habe", sagt Huver. Natürlich müsse man sich auf die intensive Betreuung einlassen, mehr Termine wahrnehmen, aber "das will man doch, wenn man Arbeit sucht". Nathalie Huver spricht sehr gut Deutsch.

Das ist längst nicht bei allen Bewerbern der Fall, dennoch sollte man nicht daran verzweifeln, meint sie. Man müsse die Sprache nicht perfekt beherrschen, sondern genug Deutsch können, um sich mit den Kollegen zu verständigen und Anweisungen zu verstehen. "Man muss sich einfach trauen, sich auch im Saarland zu bewerben, wenn man schon die Chance hat, dass eine solche Vermittlung angeboten wird. Es gibt nichts zu verlieren." Nathalie Huver gehört zu den 357 Menschen, die bisher durch die grenzüberschreitende Kooperation in einen Job vermittelt wurden. Das sind 55 Prozent aller, die die Tandem-Betreuung in Anspruch genommen haben. Beide Agenturen bewerten dieses Ergebnis als einen Erfolg, der ausgebaut werden soll. "Unsere Zielvereinbarungen wurden deutlich übertroffen", zeigt sich Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit , zufrieden. Sie geht davon aus, dass die Nachfrage angesichts des demografischen Wandels im Saarland steigen wird.

Um die bisherige Arbeit auszuweiten, werden die acht Vermittlungsberater (fünf bei Pôle Emploi, drei bei der Arbeitsagentur) Unterstützung brauchen. Ohne eine konkrete Zahl nennen zu wollen, kündigt Frédéric Danel, Leiter des Pôle Emploi Lothringen , mehr Personal für diese grenzüberschreitende Aufgabe an. "Außerdem wollen wir neue Wege der Betreuung gehen, zum Beispiel mit Beratungsgesprächen per Webcam", sagte Danel.

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Auf einen BlickRund 1000 Arbeitssuchende wurden seit dem Start vor 18 Monaten durch den grenzüberschreitenden Vermittlungsservice betreut. 644 davon haben das Betreuungsangebot durchlaufen. 357 sind erfolgreich in einen Job vermittelt worden, 82 Prozent in ein unbefristetes oder ein befristetes Arbeitsverhältnis mit einer Dauer von mehr als sechs Monaten. 30 Prozent der Vermittlungen erfolgten in der Industrie, jeweils 21 Prozent im Handel und im Dienstleistungssektor. 98 Prozent der Arbeitssuchenden wurden nach Deutschland vermittelt, zwei Prozent nach Lothringen . hem

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