Gebremste Saarbrücker Messe-Pläne

Saarbrücken · Die vielfach geforderte schnelle Lösung für die Zukunft Saarbrückens als Messe- und Kongress-Standort wird es wohl nicht geben. Aus Sicht von Wirtschafts-Staatssekretär Jürgen Barke sind die entscheidenden Fragen noch offen.

"Die Bereitschaft für ein neues Kongress-Zentrum ist da, die Notwendigkeit auch. Aber was jetzt passiert, muss gut überlegt sein", sagt Wirtschafts-Staatssekretär Jürgen Barke (SPD ). "Eine Hauruck-Aktion wäre sicherlich das Falscheste." Barke bremst damit Hoffnungen auf eine schnelle Entwicklung eines neuen Messestandorts bei der Saarbrücker Congresshalle. "Das muss man Schritt für Schritt machen." Erst einmal müsse jetzt ein Geschäftsführer für Congress-Centrum Saar (CCS) und Messegesellschaft gefunden werden. Der müsse dann Konzepte für KongressMessen aufstellen. "Dann muss man die Kosten berechnen, und auf dieser Basis können wir dann konkret planen."

Seit die Stadt Mitte 2012 die Saarmesse GmbH von der Familie Grandmontagne gekauft hat, steht die Frage nach der Zukunft der Messe im Raum. Bisher sieht diese wenig optimistisch aus. Mehrere Messen sind seitdem verschwunden, die Welt der Familie wurde mit der Saarmesse zusammengelegt, zuletzt wurde das Aus für die Tuning Expo verkündet.

Bis längstens 2019 wollte die Stadt den alten Messestandort am Schanzenberg noch nutzen. Doch ob ein neuer Standort bis 2019 fertig ist, ist offen. "Im ersten Schritt wird nun ein neues Hotel gebaut", sagt Barke. Alleine für den Abriss des alten RAG-Gebäudes gegenüber der Congresshalle seien 15 Monate veranschlagt. Der Neubau braucht dann auch noch einmal ein gutes Jahr. Vorher die Congresshalle um einen Messe-Trakt zu ergänzen, "ist nicht sinnvoll", sagt Barke. Schließlich könnte es sein, dass das neue Hotel auch Kapazitäten für Kongresse zur Verfügung stellt. "Dann ist es nicht nötig, die noch einmal zu erstellen." Möglich sei auch, dass der Hotelbetreiber bereit wäre, einen Kongress-Erweiterungsbau neben der Congresshalle zu finanzieren. "Das alles gilt es noch zu klären."

Auch die Frage der Kosten ist offen. "Es gibt Strömungen, die nur investieren wollen, wenn sich die Kongress-Messe künftig selber trägt", sagt er. Das werde aber definitiv nicht so sein. Bereits jetzt fahren Saarmesse und CCS gemeinsam ein Minus von rund fünf Millionen ein. Der Neubau eines Kongress-Zentrums neben der Congresshalle ist aktuell mit rund 35 Millionen Euro veranschlagt, von denen Stadt und Land gut zehn Millionen tragen müssten. "Ich müsste eine gigantische Idee haben, wenn ich auf dieser Basis kostendeckende Kongress-Messen veranstalten könnte", sagt der Staatssekretär. Man müsse stattdessen in Betracht ziehen, welchen Nutzen die Kongress-Messen für Handel, Hotels und Gastronomie bringen. "Das muss ich dann in die Wirtschaftlichkeitsberechnung einbeziehen und entscheiden, ob wir bereits sind, auf dieser Basis Geld auszugeben", sagt er. "Aus Verantwortung für die Landeshauptstadt halte ich das grundsätzlich aber für richtig."

Insgesamt geht Barke davon aus, dass das Konzept von Kongress-Messen funktionieren kann. Jedoch müsse sich Saarbrücken gegen zahlreiche andere Standorte behaupten. "Dafür müssen wir bundesweit für den Messe-Standort werben", sagt er, fordert aber gleichzeitig eine Beteiligung von Hotellerie und Gastronomie. "Die Branche profitiert ganz besonders von Messen - sie sollte sich deshalb auch für den Standort engagieren."

Keine Zukunft sieht Barke für die Saarmesse: "Ich denke, es gibt eine Grundverständigung darüber, dass die großen Verbrauchermessen durch die zunehmende Digitalisierung überholt sind." Insofern sieht er auch nur noch eine organisatorische Kooperation mit der Saarmesse GmbH . Zwar soll der künftige Geschäftsführer der Congress-Centrum Saar GmbH (CCS) in Personalunion auch die Saarmesse führen. Eine Verschmelzung der CCS, die zu 80 Prozent dem Land und zu 20 Prozent der Stadt gehört, mit der stadteigenen Saarmesse GmbH werde es definitiv nicht geben, sagt Barke. "Was soll es bringen, zwei Kranke zusammenzulegen." Auch für die künftigen Kongress-Messen sei die Saarmesse GmbH nicht zwingend nötig: "Wenn es keine Messegesellschaft gäbe, gäbe es trotzdem einen Bedarf für Kongress-Messen. Und die CCS könnte die machen."

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