Friseure verabschieden Ethikcharta

Saarbrücken · Der Zentralverband des Friseurhandwerks will das Image der Branche aufwerten. Dabei helfen soll eine Initiative gegen Schwarzarbeit sowie eine Ethikcharta, die Qualität und gute Bezahlung sicherstellt.

 Hauptgeschäftsführer Jörg Müller (l.) und Präsident Harald Esser präsentierten die neuen Pläne des Verbands. Foto: B&B

Hauptgeschäftsführer Jörg Müller (l.) und Präsident Harald Esser präsentierten die neuen Pläne des Verbands. Foto: B&B

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Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks hat den schwarzen Schafen der Branche den Kampf angesagt. Mit einer Initiative gegen Schwarzarbeit und einer Ethikcharta, die die Delegierten des Verbandes auf ihrer Mitgliederversammlung in Saarbrücken verabschiedet haben, soll die Qualität im Friseurhandwerk gesteigert werden.

Über 80 000 Friseursalons gibt es laut Statistischem Bundesamt in Deutschland. Sie setzen im Jahr rund 6,4 Milliarden Euro um. Doch der Anteil der Schwarzarbeit sei hoch, sagt Verbandspräsident Harald Esser. Auf 15 bis 20 Prozent des Branchenumsatzes schätzt der Verband diesen Anteil. Deshalb habe der Verband mit dem Finanzministerium und der Gewerkschaft Verdi ein Bündnis gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung unterzeichnet. "Ziel ist es, durch intensive Kontrollen durch den Zoll die Mindestlohn-Verstöße zu reduzieren und auch ein Signal der Abschreckung zu senden", sagt Esser. Mitarbeiter in Friseursalons würden hochwertige Arbeit liefern und müssten auch entsprechend bezahlt werden. Ein Dorn im Auge sind dem Verband auch die rund 25 000 Kleinstbetriebe der Branche, die durch ihre Mehrwertsteuerbefreiung den Markt verzerren, gegen die es aber keine echte Handhabe gebe.

Grundprinzipien fixiert

Um auf der anderen Seite die Qualität ihrer Serviceleistung zu betonen, haben die Delegierten eine Ethikcharta auf den Weg gebracht, die die Grundprinzipien der Branche festschreiben. Meisterliche Qualifikation, tarifliche Entlohnung und gute Arbeitsbedingungen gehören ebenso dazu wie Integration, Toleranz und Vielfalt. "Wir sind ein Handwerk der gelebten Integration", sagt Hauptgeschäftsführer Jörg Müller mit Blick auf die letzten beiden Punkte. "In keinem anderen Handwerk werden so viele Menschen mit Migrationshintergrund ausgebildet wie bei uns."

Insgesamt bilanziert Müller für die Friseurbranche eine gute Entwicklung. Die Umsätze der Salons hätten seit der Einführung des Mindestlohns zugelegt. Im Schnitt seien die Preise im vergangenen Jahr um rund drei Prozent gestiegen, in den vergangenen fünf Jahren um rund acht Prozent. Letztlich sei auch eine größere Bereitschaft bei den Kunden - auch Männern - zu beobachten, Geld in Schönheit zu investieren. Einer Wella-Studie zufolge besuchen Frauen mehr als fünfmal pro Jahr ihren Friseur - bei einem Durchschnittspreis von 46 Euro. Männer sitzen für im Schnitt 18,50 Euro pro Besuch sogar achtmal pro Jahr auf dem Friseurstuhl.

Wie auch andere Branchen muss sich das Friseurhandwerk verstärkt um Nachwuchs bemühen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Auszubildenden um 3,3 Prozent zurückgegangen. Der Verband strebt an, die Ausbildung attraktiver zu machen. Angedacht sind beispielsweise Weiterbildungsmöglichkeiten, die den Schritt zum Meister erleichtern, wie beispielsweise eine Fortbildung zum Coloristen oder dem Salon-Manager. Außerdem soll ein Bachelor-Beauty-Studium auf den Weg gebracht werden. Um Betriebe stärker zum Ausbilden zu animieren, plant der Verband darüber hinaus eine umlagefinanzierte Ausbildungsvergütung.

Meinung:

Für ein neues Image

Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

 Frauen besuchen einer Studie zufolge fünfmal pro Jahr den Friseur und zahlen dafür im Schnitt 46 Euro. Foto: Pleul/dpa

Frauen besuchen einer Studie zufolge fünfmal pro Jahr den Friseur und zahlen dafür im Schnitt 46 Euro. Foto: Pleul/dpa

Foto: Pleul/dpa

Der Friseurberuf konnte sich in der Vergangenheit nicht unbedingt des besten Images erfreuen. Vor allem die lange Zeit schlechte Bezahlung der Mitarbeiter hat zu dem Bild beigetragen. Doch hier hat die Branche bereits vor Jahren gegengesteuert. Ein allgemeinverbindlicher tariflicher Mindestlohn war der erfolgreiche erste Schritt in Richtung Qualität, jetzt legt die Branche mit einer Ethikcharta und der Initiative gegen Schwarzarbeit nach. Salons, die noch immer unter Tarif zahlen, müssen sich nun vorsehen. Die Stoßrichtung der Verbandsinitiative ist richtig: Friseure sind qualifizierte Handwerker. Wenn sie hochwertige Arbeit liefern, soll diese auch entsprechend belohnt werden.

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