Ingenieur-Wissen aus sieben Ländern gegen saarländischen Fachkräftemangel

Saarbrücken · Zwölf junge Ingenieure aus sieben Ländern sind derzeit in neun saarländischen Unternehmen im Rahmen eines Zertifikats-Studiums als Praktikanten beschäftigt. Die Initiative kommt von der Saarbrücker HTW.

 Elf Monate lang arbeiten diese jungen Ingenieure in saarländischen Betrieben. Betreut wird das Projekt Saar-Ing von HTW-Professorin Stefanie Jensen (stehend, 2. v.l.). Foto: Rich Serra

Elf Monate lang arbeiten diese jungen Ingenieure in saarländischen Betrieben. Betreut wird das Projekt Saar-Ing von HTW-Professorin Stefanie Jensen (stehend, 2. v.l.). Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Den weitesten Weg zu seinem Arbeitsplatz hat Eloy Rodriguez Rey zurückzulegen. Der junge Ingenieur aus Spanien arbeitet beim SoftwareUnternehmen 1.A Connect im Nohfelder Ortsteil Gonnesweiler am Westufer des Bostalsees. Das IT-Unternehmen bietet Soft- und Hardware an - zum Beispiel für die Dokumentation des Energieverbrauchs. "Ich entwickle Hardware-Komponenten, die auf die Software zugeschnitten sind, die bei uns programmiert wird", erzählt er. Mittlerweile hat er sich an die tägliche Zugfahrt nach Türkismühle gewohnt, von wo er mit einem Kollegen weiterfährt. Rodriguez Rey ist einer von zwölf jungen Leuten, die über das Projekt "Ingenieure für das Saarland (Saar-Ing)" ins Land gekommen sind.

Die Federführung hat die Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Betreut werden sie von Professorin Stefanie Jensen (Internationales Management) und ihren Mitarbeitern Stefan Lambert, Yvonne Ewen und Sinthuja Sivathasa. Ziel ist es, den Fachkräftemangel im Ingenieurbereich abzumildern, indem junge Leute aus dem Ausland für elf Monate - von Anfang September bis Ende Juli - bei saarländischen Firmen als bezahlte Praktikanten arbeiten. "Wenn die Chemie stimmt, sollen sie dann auch übernommen werden", sagt Jensen. Drei bis vier Tage arbeiten die Frauen und Männer in den Betrieben, an einem oder zwei Tagen wird an der HTW die deutsche Sprache gebüffelt. Zwischendurch besuchen sie im Rahmen dieses ZertifikatStudienganges Kompaktseminare, in denen sie unter anderem mit der deutschen Kultur oder den Gegebenheiten der Arbeitswelt vertraut gemacht werden. Auf dem Stundenplan steht aber auch, wie technische Projekte am besten umgesetzt werden. Darüber hinaus können sie die fachorientierten Vorlesungen der HTW in den Bereichen Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften besuchen. In diesem Jahr läuft bereits die zweite Runde von SaarIng. Voriges Jahr absolvierten drei junge Spanier das Programm, die von der HTW-Partneruniversität Vigo vermittelt worden waren. Alle drei hatten anschließend einen Arbeitsplatz bei ihren Firmen.

Zwei von ihnen sind bei dem Gersweiler Maschinenbauer Woll beschäftigt. Ein dritter kehrte nach Spanien zurück, weil ihm dort ein attraktiver Job angeboten wurde. "Diesen hat er aber nur bekommen, weil er das HTW-Zertifikatsstudium erfolgreich abgeschlossen hatte", sagt Jensen. Von den zwölf Jung-Ingenieuren, die in der zweiten Runde dabei sind, kommen erneut fünf über den Vigo-Kontakt aus Spanien. Die anderen sieben stammen aus Syrien (zwei), Bulgarien, Italien, Iran, Irak und Südafrika. Diese wurden über das IQ-Landesnetzwerk Saarland im Rahmen des Projekts "Integration durch Qualifizierung (IQ)" vermittelt. Die Ingenieurkammer des Saarlandes bestätigte allen, die nicht aus der EU kommen, dass sie den Titel Ingenieur führen dürfen. Sie haben ein breites Wissensspektrum, das von der Metallurgie über die Medizin- bis hin zur Elektrotechnik reicht. So absolviert Mamotlou Berner aus Südafrika ihr Praktikum beim Saarbrücker Gussrohr-Hersteller St. Gobain PAM. In ihrem Projekt forscht sie dort an neuen Metall-Legierungen, die mit geringeren Temperaturen im Elektro-Ofen auskommen, um ihren Schmelzpunkt zu erreichen. Die jungen Ingenieure sind in insgesamt neun Firmen beschäftigt. Für die Hälfte der Frauen und Männer "gibt es jetzt schon positive Signale, dass sie später einen Arbeitsplatz bekommen werden", sagt Jensen.
Zum Thema:

Das Projekt "Ingenieure für das Saarland (Saar-Ing)" wird ab September in die dritte Runde gehen. Durch eine Förderung des Bundessozialministeriums aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) "ist auch in den nächsten Jahren die Grundfinanzierung gesichert", sagt HTW-Professorin Stefanie Jensen. Sie ist mit ihrem Team in der Lage, bis zu 25 junge Ingenieure zu betreuen. Firmen, die an solchen Leuten Interesse haben, können sich an folgende Ansprechpartner wenden: Stefanie Jensen, Telefon (06 81) 5 86 75 82, E-Mail: stefanie.jensen@htwsaar. de; Stefan Lambert, Telefon (0171) 373 8022, E-Mail: stefan.lambert@htwsaar.de; Yvonne Ewen, Telefon (06 81) 58 67 839, E-Mail: yvonne.ewen@htwsaar.de low

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort