Strom für Zeiten der Wind-Flaute

Saarbrücken · Die Technologie-Transfergesellschaft Fitt sammelt derzeit verstärkt Fördergelder ein, um die Forschung im Rahmen der Energiewende voranzubringen. Neu ist die Entwicklung eines „virtuellen Kraftwerks“.

 Fitt-Geschäftsführer Georg Maringer

Fitt-Geschäftsführer Georg Maringer

Foto: Iris Maurer

Die Energiewende beschäftigt in immer stärkerem Maße auch die saarländische Forschungslandschaft. Offenbar mit wachsendem Erfolg. Der Technologie-Transfergesellschaft Fitt der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) ist es gelungen, ein Kooperationsnetzwerk auf die Beine zu stellen, das herausfinden will, wie sich industrielle Abwärme aus verschiedenen Anlagen so einsetzen lässt, dass mit ihr bei Bedarf Strom erzeugt werden kann.

"Inzwischen haben wir die Zusage, dass das Bundeswirtschaftsministerium unser Netzwerk aus dem ZIM-Programm mit zunächst 130 000 Euro fördert", sagt Fitt-Geschäftsführer Georg Maringer. ZIM steht für Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand und ist mit 550 Millionen Euro pro Jahr ein Schwergewicht unter den Förderprogrammen des Bundes. Sechs mittelständische Unternehmen aus dem Saarland und Berlin wollen ein so genanntes virtuelles Kraftwerk errichten. Diese aus mehreren kleinen Anlagen zusammengeschaltete Stromfabrik kann in weniger als einer Minute elektrische Energie dann ins öffentliche Netz speisen, wenn die Sonne nicht scheint und auch der Wind nur mäßig weht - sogenannte Regelenergie. Denn bei Flaute, Wolken oder Dunkelheit müssen die Anbieter von grünem Strom passen, auch wenn die Nachfrage hoch ist. Einer der Anlagenbetreiber soll die Saarbrücker Firma Devetec sein, die einen Motor entwickelt hat, mit dem sich aus industrieller Abwärme Strom erzeugen lässt. Die Förderperiode läuft über drei Jahre. "Am Ende wollen wir dieses virtuelle Kraftwerk in Betrieb haben", sagt Reinhard Störmer, Geschäftsführer bei Devetec. Der frühere Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ist mit seiner auf erneuerbare Energien spezialisierten Projekt- und Dienstleistungsgesellschaft re: cas auch mit von der Partie.

Auch im vergangenen Jahr hat Fitt bereits ein Projekt aus dem Bereich der erneuerbaren Energie-Gewinnung mit Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert. Es handelt sich hierbei um einen neuartigen Nabengenerator für Windräder . Projektleiter ist der Windkraftpionier Professor Friedrich Klinger mit seiner Innowind-Forschungsgesellschaft. Der emeritierte HTW-Hochschullehrer hatte vor mehr als zwei Jahrzehnten bereits den getriebelosen Strom-Generator für Windräder entwickelt, der wie der Dynamo eines Fahrrades funktioniert. Künftig sollen die Nabe, die die Windrotoren trägt, und der Generator eine Einheit bilden. Dadurch kann erheblich Gewicht eingespart werden. Außerdem werden die Abmessungen der Windrad-Gondel kleiner, die die Nabe und den Generator trägt. Diese kompakte Bauweise macht es möglich, Windräder mit einer höheren Leistung zu bauen.

"Der Forschungsauftrag für dieses Projekt läuft Ende März aus", sagt Klinger. Dann sei der Abschlussbericht fertig. Außerdem werde aus Aluminium ein verkleinertes Modell im Maßstab 1:5 hergestellt. Das Leichtmetall wurde gewählt, um Gewicht zu sparen. Das Modell soll auf der Hannover Messe (25. bis 29. April) am Stand der Firma Thoni Alutec (Halle 5, Stand E 30) zu sehen sein. Das polnische Unternehmen hat die Alu-Teile gegossen.

Fitt versteht sich als Nahtstelle zwischen der HTW-Forschung und deren Umsetzung "in Projekte und Produkte", sagt Geschäftsführer Maringer - und das gemeinsam mit saarländischen Firmen. Mehr als 160 Unternehmen "haben im vergangenen Jahr die Leistungen der HTW-Forschungseinrichtungen für Projekte in Anspruch genommen". Das Volumen belief sich auf 4,5 Millionen Euro. Künftig sollen auch verstärkt Existenzgründungen aus der HTW heraus gefördert werden. Zentrales Instrument hierbei ist das Exist-Gründerstipendium, das beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt ist. "Die Zahl der beantragten und bewilligten Stipendien ist spürbar angestiegen", betont der Fitt-Chef.

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HintergrundDie Technologie-Transfergesellschaft Fitt ist zwar eng mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) verbunden. Als gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) "funktionieren wir aber wie ein Unternehmen", sagt Fitt-Chef Georg Maringer. Die HTW ist mit 38 Prozent an Fitt beteiligt. Weitere 38 Prozent hält der Förderverein Fitt. Vereinsmitglieder sind Unternehmen, Kammern und Verbände. Die restlichen 24 Prozent gehören dem Verein Prof-Tec. Dieser vertritt die Interessen der HTW-Professoren. Fitt beschäftigt knapp 100 Mitarbeiter. low

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