Saarstahl-Vorstand Metzgen: „Die Lage war noch nie so ernst“

Saarbrücken · 453 Jubilare von Saarstahl, davon 22 schon seit 50 Jahren im Unternehmen, hörten am Samstagabend aus erster Hand, wie brisant die Lage der saarländischen wie der gesamten europäischen Stahlindustrie ist.

 22 Mitarbeiter von Saarstahl sind schon ein halbes Jahrhundert beim Unternehmen. Ihnen wurde am Samstagabend besonders für ihre Treue und ihren Einsatz auch in schwierigen Zeiten gedankt. Fotos: Ruppenthal

22 Mitarbeiter von Saarstahl sind schon ein halbes Jahrhundert beim Unternehmen. Ihnen wurde am Samstagabend besonders für ihre Treue und ihren Einsatz auch in schwierigen Zeiten gedankt. Fotos: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

. Ein bisschen Herzklopfen wird er wohl gehabt haben. Erstmals seit dem Abgang von Karlheinz Blessing steht Fred Metzgen am Samstagabend als neuer Sprecher des Vorstands und Finanzvorstand auf der Bühne im Saarbrücker E-Werk vor 453 Saarstahl-Jubilaren. Metzgen war bisher eher die leisen Auftritte gewöhnt. Er sagt von sich: "Ich bin eher der Mensch, der im Stillen wirkt." Doch seinen Auftritt meistert er souverän, findet auch die richtigen Worte: ,,Sie, liebe Jubilare, haben mit Ihren Händen und Köpfen Saarstahl zu einer Erfolgsgeschichte gemacht." Eine, die jetzt mit aller Kraft verteidigt werden müsse. ,,Die Lage war noch nie so ernst." Ellen Neumann pflichtet ihm bei. Sie ist 42 Jahre bei Saarstahl, heute als Betriebsratsvorsitzende im Werk Neunkirchen. "2016 wird ein Schicksalsjahr für die komplette Stahlindustrie", sagt sie. Metzgen betont: ,,Wir müssen dranbleiben. Das Saarland ist schon mobilisiert." Sehr geholfen habe der nationale Stahl-Aktionstag auf Initiative der IG Metall unter Mitwirkung der Belegschaften und der Saar-Politik. Auch die Bundesregierung und alle Bundestagsfraktionen seien mobilisiert. Jetzt müsse gemeinsam weiter Druck auf Brüssel ausgeübt werden. Metzgen glaubt, es werde noch Überzeugungsarbeit zu leisten sein, doch er ist auch sicher: ,,Wenn Brüssel nicht ganz verbohrt ist, dann müssten wir eine faire Lösung für den künftigen Emissionshandel hinbekommen." Die Dillinger Hütte und Saarstahl steckten ständig hohe Beträge für Investitionen in modernste, umweltgerechte Anlagen. 2016 würden erneut 700 Millionen Euro investiert. Metzgen betont: ,,Wir sind finanziell bestens aufgestellt. Wir brauchen keine Steuergelder, keine Subventionen. Aber wir brauchen funktionierende Märkte und eine Politik mit Augenmaß." Hildegard Kurtz (56) aus Völklingen, heute Leiterin der Umweltabteilung von Saarstahl, wird an diesem Abend für 25-jährige Zugehörigkeit zu Saarstahl geehrt. Sie sagt zur Debatte: ,,Wir versuchen seit vielen Jahren, den Klimaschutzgedanken konsequent umzusetzen. Wir machen uns immer wieder Gedanken darüber, wie man Energie sinnvoll und sparsam einsetzt." Das Emissionshandels-System müsse weiter die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe sicherstellen.

 Hildegard Kurtz

Hildegard Kurtz

 Joachim Bock

Joachim Bock

 Fred Metzgen

Fred Metzgen

Joachim Bock (66) aus Völklingen kennt 50 Jahre das Innenleben von Saarstahl, früher schon von Röchling Völklingen. Mit 15 beginnt er eine Lehre als Chemielaborant. Zwei Ereignisse prägen ihn mit: der Zusammenschluss der Röchling Werke Völklingen und Burbach 1971. Mit der Fusion wird die Chance zur Pensionierung mit 55 geschaffen, was jungen Mitarbeitern wie Bock ermöglicht, ihren Job zu behalten. Und der Saarstahl-Konkurs 1993. "Niemand hatte erwartet, dass der so plötzlich kommt." Die Landespolitik habe schnell reagiert und die Krise erfolgreich mit bewältigt. "Ich würde wieder Chemielaborant bei Saarstahl werden. Ich kann nur Positives sagen", so Bock. Er rät jungen Leuten, in die Stahlindustrie zu gehen.. "Das sind Betriebe mit modernster Technologie. Stahl ist Hightech."

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