„Asiaten setzen die Trends der Zukunft“

Saarbrücken · Asiens wird nicht mehr allein die Werkbank des Westens und Absatzmarkt für westliche Waren sein. Asiaten werden selbst den Ton angeben. Das geht aus einer Studie des Handelsinstituts an der Saar-Uni hervor.

Die Inderin Megha Mittal ist Eigentümerin der deutschen Damenmodefirma Escada . Das ist nicht Zeitvertreib für eine schwerreiche Frau. Ihr Schwiegervater ist Lakshmi Mittal, oberster Chef und Hauptaktionär des weltgrößten Stahlkonzerns Arcelor-Mittal. Obwohl Mode-Managerin Megha Mittal ihre Vorstände für das Tagesgeschäft hat, mischt sie dennoch kräftig mit, um Escada , das sie vor etwa sechs Jahren aus der Insolvenz heraus gekauft hat, mit neuen Akzenten auf Kurs zu halten.

"Das ist kein Zufall", ist die Überzeugung von Professor Joachim Zentes, Chef des Instituts für Handel & Internationales Marketing (Hima) an der Universität des Saarlandes . "Die Asiaten drängen nach Europa und setzen immer stärker die Trends - vor allem im Bereich der Mode." Das belegt auch eine Hima-Studie, die der umtriebige Hochschul-Lehrer, der am 25. September feierlich emeritiert wird (siehe Hintergrund), kürzlich veröffentlicht hat. "Marketing shift towards Asia" (Marketing verschiebt sich nach Asien), so der Titel. "Die aufstrebenden Länder Asiens sind längst nicht mehr die Werkbank des Westens und ein attraktiver Absatzmarkt für westliche Produkte", sind Zentes sowie seine Mitautoren Victoria Lonnes und Dominik Meiser überzeugt. "Asiaten prägen zunehmend auch Konsum-Muster und Gewohnheiten." So setzen "europäische und amerikanische Luxusmarken wie Prada Estée Lauder oder Louis Vitton verstärkt asiatische Models bei ihrer Werbung in Top-Magazinen ein".

Als weiterer Schritt zeichnet sich ab, "dass asiatische Unternehmen europäische Firmen aufkaufen - siehe Megha Mittal und Escada ", sagen die Autoren. Das beschränkt sich nicht allein auf den Modebereich. So habe der chinesische Automobilhersteller Geely den schwedischen Autobauer Volvo gekauft und fülle ihn jetzt "mit asiatischen Inhalten auf". "Asien wird vom Imitator zum Innovator", ist Zentes überzeugt. China sei mittlerweile bei den Patenten weltweit führend, die Investitionen in Bildung "sind gigantisch". Inzwischen kommen die ersten Marktführer aus aufstrebenden Ländern in Asien - wie zum Beispiel der Smartphone-Hersteller Samsung (Korea) oder der Computer-Produzent Lenovo (China), neuerdings die Nummer eins beim Absatz von PC und Notebooks. Die asiatischen Luxushotel-Ketten seien ebenfalls schon in Europa und Nordamerika vertreten - wie beispielsweise das "Mandarin Oriental" (New York), das "Peninsula" (Paris) und das "Shangri-La" (Toronto).

Darüber hinaus "wird Asien zum neuen Gravitationszentrum des Handels", sagen die Autoren. Die prachtvollsten Einkaufspaläste sind - neben dem arabischen Raum - in Singapur, Hongkong oder Malaysia zu finden. "Nicht in Paris, Berlin oder Mailand." Weitere würden folgen.

Basis dieser wirtschaftlichen Konsum-Verschiebung ist das Wachstum, das - trotz momentaner Schwierigkeiten - langfristig in dieser Region erwartet wird. Die Bevölkerung Asiens werde von heute rund 4,4 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 um 800 Millionen zunehmen - deutlich mehr als die gesamte Bevölkerung in Europa. Die sogenannte Mittelklasse werde in Asien bereits im Jahr 2030 mehr als drei Milliarden Menschen umfassen.

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HintergrundEin Umdenken hin zu verantwortungsbewusstem Handeln: Das fordert Professor Joachim Zentes von Unternehmen, Managern wie Verbrauchern. "Erfolg durch Verantwortung", heißt daher auch die Veranstaltung zum Abschluss seiner Lehrtätigkeit. Dieser hochkarätig besetzte Kongress findet am 25. September statt. red

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