Opel steuert auf Gewinnzone zu

Rüsselsheim · Der Autobauer Opel peilt nach 17 verlustreichen Jahren die Rückkehr in die schwarzen Zahlen an. Experten sehen gute Chancen, dass die General-Motors-Tochter dieses selbst gesteckte Ziel 2016 erreicht.

 Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hat mit Erfolg umgesteuert. Die Verkaufszahlen steigen. Foto: Ulideck/dpa

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hat mit Erfolg umgesteuert. Die Verkaufszahlen steigen. Foto: Ulideck/dpa

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In den vergangenen drei Jahren hat Opel-Chef Karl-Thomas Neumann seine Ausdauer gut gebrauchen können. In seinem wichtigsten Rennen ist der Marathon-Läufer aber noch nicht am Ziel: den Autobauer wieder profitabel zu machen. Nach dem schon von seinem Vorgänger verkündeten Plan soll Opel in diesem Jahr in die Gewinnzone zurückkehren - nach Jahren des Niedergangs mit Milliardenverlusten und Schrumpfprozessen. Spätestens mit dem früheren VW-Manager Neumann ist die Hoffnung nach Rüsselsheim zurückgekehrt. "Umsteuern im Kopf" lautete die Überschrift der Image-Kampagne, mit der Marketing-Chefin Tina Müller erfolgreich die Vorurteile über die allzu altbackene Marke anging.

An Gewinne können sie sich in Rüsselsheim kaum noch erinnern. 1999 hat Opel letztmals schwarze Zahlen zum GM-Konzernergebnis beigetragen, zehn Jahre später wollte die selbst in Schwierigkeiten geratene US-Mutter ihre hässliche Europa-Tochter eigentlich nur noch loswerden. Trotz höchster politischer und gewerkschaftlicher Rückendeckung scheiterte der Verkauf an das österreichisch-russische Konsortium Magna/Sberbank, und GM nahm das Schicksal der 1929 erworbenen Tochter doch noch in die eigene Hand. Schmerzhaften Einschnitten mit Werksschließungen in Antwerpen und Bochum folgt nun der Wiederaufstieg.

Nach Einschätzung des Auto-Experten Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft Bergisch Gladbach hängt einiges an der Persönlichkeit Neumanns, der bei den GM-Managern in Detroit Vertrauen erzeugt habe. Unverdrossen tragen die Amerikaner die Verluste mit, stellen immer neue Dollar-Milliarden für weitere Investitionen zur Verfügung. Ergebnis ist eine mit 2,9 Jahren Durchschnittsalter extrem junge Angebotspalette. Das wichtigste Opel-Modell Astra ist in der neuen Kombi-Ausführung gerade zu den Händlern gerollt. Insgesamt liegen für das "Auto des Jahres 2016" schon 150 000 Bestellungen vor.

Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Center der Universität Duisburg-Essen profitiert Opel bei Zukunftsthemen stark von der Konzernmutter GM. "Die ganzen Themen wie Vernetzung, autonomes Fahren, Carsharing und so weiter kommen alle aus den USA und können kostengünstig auf hiesige Verhältnisse übersetzt werden", sagt der Auto-Professor. Am deutlichsten zeigt sich das bei der Elektromobilität: Opel lässt im kommenden Jahr das vollelektrische US-Modell Chevrolet Bolt als Ampera-E auf den Europamarkt rollen.

Opel hat seine europaweite Produktion 2015 auf 1,14 Millionen Autos gesteigert, und auch im ersten Quartal 2016 zogen die Opel-Verkäufe weit stärker an als im Gesamtmarkt. Das schafft auch Arbeitsplätze : Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug hat bereits die Rückkehr zum Dreischichtbetrieb im Rüsselsheimer Stammwerk angekündigt. Von Ende 2013 bis 2019/2020 entstünden dort mehr als 3000 Arbeitsplätze , mit denen der Verlust von 2700 Jobs während der Restrukturierung mehr als wettgemacht werde. Insgesamt beschäftigt Opel in Europa 35 600 Mitarbeiter.

Dudenhöffer sieht Opel "sportlich unterwegs" auf dem Weg in die Gewinnzone . 2015 hatten die Europäer noch einen Verlust von 813 Millionen Dollar (744 Millionen Euro) gemacht. Doch Opel /Vauxhall leide 2016 nicht mehr unter den Kosten für die Werkschließung in Bochum. Ein Millionengewinn und damit mehr als die schwarze Null sollte drin sein, sagt der Experte.

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