Sozialkonzern zieht es aufs Land

Ottweiler · Der Saarländische Schwesternverband mit Sitz in Ottweiler ist ein Sozialkonzern mit Wachstumsdrang. Zwei neue Einrichtungen werden dieses Jahr eröffnet, sieben weitere sind in der Planung.

 Hat große Pläne: Thomas Dane, Chef des Saarländischen Schwesternverbandes. Foto: Jörg Jacobi

Hat große Pläne: Thomas Dane, Chef des Saarländischen Schwesternverbandes. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

"Saarländischer Schwesternverband e. V." Wer hinter diesem Verein mit Sitz in Ottweiler eine Runde frommer Betschwestern vermutet, ist völlig auf dem Holzweg. "Dahinter verbirgt sich inzwischen ein rasch wachsender Sozialkonzern", sagt Vorstandschef Thomas Dane, der zusammen mit Jörg Teichert die Geschäfte führt. Die Bilanzsumme liegt bei 142,4 Millionen Euro und der Umsatz bei 93,2 Millionen Euro - mit Wachstumsraten von sieben Prozent. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) beläuft sich auf 7,5 Millionen Euro (Zahlen aus 2014). Zum Verband, bei dem rund 2800 Menschen beschäftigt sind, gehören 27 stationäre Einrichtungen mit 2650 Plätzen für Senioren und Menschen mit Behinderungen. Hinzu kommen zehn Pflegedienste, wobei sich fünf davon auf die Pflege älterer Frauen und Männer sowie weitere fünf auf Menschen mit Behinderung spezialisiert haben. 2016 will der Verband zwei neue Einrichtungen in Betrieb nehmen. Der Bau von sieben weiteren ist in der Planung. In diesem Jahrzehnt sind Investitionen von rund 100 Millionen Euro vorgesehen.

Obwohl rund die Hälfte der Einrichtungen ihren Sitz im Saarland haben und mit der Laurentiushöhe in Merzig-Schwemlingen (435 Plätze), dem Haus Hubwald in Eppelborn-Habach (210 Plätze) und den Häusern im Eichenwäldchen in Ottweiler (287 Plätze) auch große Senioren- und Behindertenheime dabei sind, "setzen wir verstärkt den Fokus auf kleinere, wohnortnahe Einheiten im ländlichen Raum", so der Vorstandschef. Vor allem die Regionen Eifel, Main-Tauber, Kaiserstuhl und Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) werden verstärkt erschlossen und als Verbünde organisiert. Dort werden jeweils Bereiche wie die Verpflegung der Bewohner, die technische und bauliche Wartung der Häuser und die Verwaltung zentralisiert.

Um die Risiken des Vereins zu minimieren und zwischen ihm und den operativen Einheiten eine Brandmauer zu ziehen, sollen für jeden Bereich eigene gemeinnützige Tochtergesellschaften (gGmbHs) gegründet werden. Drei gibt es schon: eine für die Einrichtungen in Sachsen-Anhalt, eine weitere für die ambulanten und teilstationären Leistungen und eine dritte für alle hauswirtschaftlichen Dienste und die Reinigung der Einrichtungen. Für die stationären Bereiche "sollen ähnliche Strukturen geschaffen werden", sagt Dane.

Außerdem will er den hohen Immobilienbestand des Schwesternverbandes abbauen. "Rund 90 Prozent unserer Einrichtungen befinden sich auf eigenem Grund und Boden." Die Grundstücke und Gebäude will er an Investoren verkaufen und diese dann zurückpachten. "Dadurch können wir uns auf unsere eigentliche Aufgabe konzentrieren, nämlich die Pflege und Betreuung von älteren Menschen und von Behinderten", sagt der 53-Jährige, der von Hause aus Soziologe ist und seit fünf Jahren den Sozialkonzern führt. Von diesem Investorenmodell erwartet er einen weiteren Investitionsschub von rund 60 Millionen Euro . Direkt mit dem Schwesternverband verbunden wäre dann nur noch die vereinseigene Akademie, die Heilerziehungs- sowie Altenpfleger für den eigenen Bedarf und für andere Sozialeinrichtungen ausbildet. Die Akademie ist seit Herbst als Altenpflegeschule staatlich anerkannt. Auch Weiterbildungsmaßnahmen - beispielsweise zur leitenden Pflegefachkraft - werden dort angeboten. 60 Seiten umfasst die Broschüre mit dem Bildungsprogramm des Schwesternverbandes. In diesem Jahr zieht die Akademie nach Neunkirchen in neue Räume, "um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden", sagt Dane.

Damit würde der Saarländische Schwesternverband auch wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren. Er wurde 1958 im Evangelischen Fliedner-Krankenhaus in Neunkirchen gegründet. Sein Ziel war ursprünglich, "den akuten Mangel an Pflegekräften zu beheben", wie es in einer Eigendarstellung heißt. Damals arbeiteten noch viele Ordensschwestern in diesem Bereich - daher der Name. Das Betreiben eigener Einrichtungen sei seinerzeit nicht vorgesehen gewesen. "Das hat sich so ergeben, man ist da einfach reingestolpert", weiß Dane aus Erzählungen der Altvorderen.

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Der Saarländische Schwesternverband ist ein Mitgliederverein, dem 35 Frauen und Männer angehören. Rund ein Viertel davon sind Mitarbeiter. Die anderen sind Personen des öffentlichen Lebens, der Wirtschaft und des Sozialwesens. Dazu zählen unter anderem Rigobert Maurer, Vorstand der Saarland Versicherungen, die ehemalige Sozial-Staatssekretärin Gaby Schäfer , der CDU-Landtagsabgeordnete Hermann Josef Scharf oder der frühere Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack. Wack war auch lange Jahre Vorsitzender des Aufsichtsrats, dem heute Wolfgang Krause vorsteht, Geschäftsführer des Paritätischen Landesverbands Rheinland-Pfalz/Saarland. Der Saarländische Schwesternverband ist überkonfessionell, fühlt sich aber "noch immer dem christlichen Menschenbild verpflichtet". low

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