RWE-Aufsichtsrat genehmigt Neustart

Essen · RWE will einen Neuanfang. Das Führungspersonal dafür rund um Peter Terium steht. Der Konzern muss aber aufpassen, dass er beim Start in die Energiezukunft nicht seine kommunalen Eigner vergrätzt.

 Peter Terium soll RWE aufspalten und dann das Geschäft mit Erneuerbaren Energien leiten. Foto: dpa

Peter Terium soll RWE aufspalten und dann das Geschäft mit Erneuerbaren Energien leiten. Foto: dpa

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Der von der Energiewende gebeutelte RWE-Konzern hat einen wichtigen Schritt zum Neustart getan: Der Aufsichtsrat bestätigte gestern die Vorstands-Teams für die geplante Aufspaltung des Großversorgers in "alte" und "neue" Energie. Das Tableau ist dabei ganz auf RWE-Chef Peter Terium zugeschnitten. Er soll erst die Trennung des Stromriesen mit 60 000 Beschäftigten über die Bühne bringen. Dann konzentriert er sich voraussichtlich ab Ende 2016 nur noch auf die Führung der Zukunftsgesellschaft "NewCo". Zugleich segnete der Aufsichtsrat die umstrittene Dividendenkappung ab - ein Plan, der noch für erheblichen Ärger mit den bei RWE einflussreichen Kommunen sorgen könnte.

Mit dem Chef an der Spitze will RWE bei den erneuerbaren Energien Wind, Wasser und möglicherweise später auch Photovoltaik deutlich zulegen. Bisher kann das Unternehmen bei einem Öko-Investitionsbudget von nur einer Milliarde Euro für die drei Jahre 2015 bis 2017 zusammen mit großen Konkurrenten wie Eon nicht mithalten. Der Etat soll möglicherweise aufgestockt werden, sobald der "NewCo"-Börsengang neue Millionen in die Kasse bringt. Terium wird so zu einem der wichtigsten Ökostrom-Manager Deutschlands.

Anlegervertreter sehen den Schritt positiv. "RWE hat eine neue Tür geöffnet, die bisher verschlossen war", sagt etwa Marc Tüngler von der Aktionärsvereinigung DSW. Denn bisher fürchteten Aktionäre bei Investments in RWE, den teuren Kohleausstieg oder die unkalkulierbaren Altlasten der Atomkraft mitzufinanzieren.

Dass der Konzern seine Dividende streichen will, zeigt, wie groß die Probleme sind: RWE musste noch vor 14 Tagen eine Abschreibung von mehr als zwei Milliarden Euro auf das Kraftwerksgeschäft melden und wird bei der Jahresbilanz kommende Woche einen Nettoverlust von rund 200 Millionen Euro ausweisen. Da die Börsenstrompreise weiter fallen, ist Besserung nicht in Sicht.

Bei den kommunalen RWE-Aktionären hatte es gegen die Pläne zur Dividendenkappung heftige Proteste gegeben. Die Kommunen haben die Millioneneinnahmen aus ihren RWE-Aktien in ihre Haushalte längst eingeplant. Die Stadt Essen als Stammsitz des Konzerns muss beispielsweise rund 18 Millionen Euro kurzfristig abschreiben und sinniert schon öffentlich über Steuererhöhungen.

Gestern stimmte zwar keiner der vier Aktionärsvertreter gegen die Kappung. Der Zorn der Kommunen dürfte sich bei der Hauptversammlung am 20. April aber noch einmal kräftig entladen. Teile der Kommunalaktionäre hatten vor der Aufsichtsratssitzung sogar für die Nicht-Entlastung des Vorstands und Teriums plädiert.

Das RWE-Geschäft ist auf vielfache Art mit den Kommunen und ihren Stadtwerken verflochten. Allein 200 Konzessionsverträge für die Durchleitung von Strom müssen regelmäßig neu verhandelt werden. Eine Vertrauenskrise mit den Kommunen wäre für RWE entsprechend gefährlich.

Meinung:

RWE kommt wieder

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Die RWE ist von der Energiewende arg gebeutelt. Das spüren nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch die Aktionäre. Hart trifft es vor allem die kommunalen Anteilseigner, die die RWE-Dividenden fest ihren Etats eingerechnet haben. Diese können sich bei den Städten und Gemeinden bedanken, die die Energiewende mit Brachialgewalt durchgedrückt haben, nur um sich als "energieautark" feiern zu lassen. Doch RWE kommt als Öko-Konzern wieder. Denn die neuen Marktmodelle der Energiewende brauchen Management-Kompetenz und Kapital. Wenn grüner Strom wie jedes Wirtschaftsgut verkauft werden muss, wird bei den kleinen Bürgergenossenschaften das große Erwachen kommen.

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