Betonkrebs frisst sich durch Landebahnen

Berlin · Die Betonpisten vieler Flughäfen in Deutschland müssen saniert werden. 2,8 Millionen Quadratmeter Fläche sind einem Bericht zufolge betroffen. Länder und Flughafenverband fordern nun Hilfen vom Bund. Der will sich aber offenbar nicht beteiligen.

 Auf vielen deutschen Flughäfen ist der Beton marode. Foto: Fotolia

Auf vielen deutschen Flughäfen ist der Beton marode. Foto: Fotolia

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Dass Autobahnen und Brücken in Deutschland in einem miserablen Zustand sind und mit Milliardenaufwand repariert werden müssen, ist bekannt. Doch auch deutsche Flughäfen haben ein erhebliches Sanierungsproblem. Nach Informationen unserer Zeitung werden innerhalb der nächsten zehn Jahre 1,2 Milliarden Euro benötigt, um beträchtliche Schäden an Start- und Landebahnen zu beheben. Der Grund für den schlechten Zustand der Pisten: der sogenannte Betonkrebs. Die Länder hoffen jetzt auf Finanzhilfen des Bundes.

Hinter dem Begriff Betonkrebs verbirgt sich ein chemischer Vorgang. Fachleute sprechen von einer Alkali-Kieselsäure-Reaktion. Dabei reagieren Bestandteile des Zements mit Kieselsäure der im Beton enthaltenen Steine, sobald er Wasser ausgesetzt sind. Es entstehen Risse und Aufblähungen. Wird nicht zügig saniert, verschlimmert sich der Zustand. Gefährliche Holperpisten entstehen.

Insgesamt gibt es hierzulande 22 internationale Verkehrsflughäfen und rund 70 regionale Airports. "Viele" seien davon betroffen, die Schäden "erheblich", heißt es in einem unserer Zeitung vorliegenden Bericht des Arbeitskreises Luftverkehr der Länder für die am Donnerstag in Heringsdorf beginnende Verkehrsministerkonferenz.

Konkret werden keine Flughäfen benannt. Angeblich sollen aber nach SZ-Informationen unter anderem die Airports Frankfurt und Bremen betroffen sein. Insgesamt sind dem Bericht zufolge 2,8 Millionen Quadratmeter Fläche marode. Der Flughafen Saarbrücken-Ensheim jedenfalls ist vom Betonkrebs nicht betroffen. "Wir haben nur Asphaltflächen", sagte Flughafenchef Thomas Schuck .

Noch in diesem Jahr müsse mit den ersten Sanierungen begonnen werden, um sie in zehn Jahren abschließen zu können, heißt es in dem Bericht. Ansonsten fürchten die Experten um die Leistungsfähigkeit der Flughäfen . Denn "für 2030 sind in Deutschland 300 Millionen Passagiere prognostiziert; das sind über 100 Millionen mehr als 2014", heißt es in dem Bericht. Die Flughäfen müssten entsprechende Kapazitäten bereitstellen. "Zwingende Voraussetzung dafür ist, dass vorhandene Luftverkehrsinfrastruktur saniert wird", mahnen die Fachleute. Derzeit würden die Betreiber vor allem durch "provisorische Maßnahmen" dafür sorgen, dass die Sicherheit des Flugbetriebs nicht beeinträchtigt wird.

Doch wer soll die vom Flughafenverband und den Ländern veranschlagten 1,2 Milliarden Euro bezahlen? Mit dem Betrieb einschließlich Sanierung der Airports verdienen die Flughafenunternehmen aber laut Bericht "aufgrund der Marktmacht der Airlines überwiegend kein Geld". Anders als bei anderen Verkehrsträgern gibt es keine Bundeszuschüsse. Die Länder wollen daher den Bund dazu bewegen, dass er einmalig angemessene Mittel zur Behebung eines "Sondernachteils" bereitstellt. So hofft man, nicht gegen das strenge EU-Beihilferecht zu verstoßen, das staatliche Hilfen kaum zulässt. Dem Vernehmen nach soll die Bereitschaft des Bundes zu Zahlungen aber äußerst gering sein.

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