Die „Zitrone des Nordens“

Goslar · Orange-rot leuchten die Beeren im Herbst an Nord- und Ostsee. Sanddorn ist auf Grund seines hohen Gehaltes an Vitaminen und Antioxidantien als Heilpflanze bekannt. Sein Öl eignet sich für die Hautpflege.

 Sanddorn wächst besonders gerne auf Dünen am Meer und seine orange-leuchtenden Beeren haben einen herb-säuerlichen Geschmack, deshalb werden die Früchte auch als „Zitronen des Nordens“ bezeichnet. Foto: laboko/Fotolia

Sanddorn wächst besonders gerne auf Dünen am Meer und seine orange-leuchtenden Beeren haben einen herb-säuerlichen Geschmack, deshalb werden die Früchte auch als „Zitronen des Nordens“ bezeichnet. Foto: laboko/Fotolia

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Wer häufig im Norden Urlaub macht, kennt Sanddorn-Mus als beliebte Zutat in Kuchen, Marmeladen, Quark und Säften. Doch das Öl der Sanddorn-Beere eignet sich auch für die Hautpflege . Das ist auch in der Naturkosmetik-Branche längst bekannt. Carl-Michael Diedrich aus Goslar gilt als einer der Pioniere auf dem Gebiet. Er interessierte sich bereits in den 1990er Jahren für die säuerlich-herb schmeckende Beere und brachte unter dem Namen Sandorini eine Kosmetikserie auf den Markt, bevor größere Konzerne auf Sanddorn aufmerksam wurden. Diedrich: "Sanddornöl lässt sich gut zu Cremes, Körperlotion und Massageölen verarbeiten. In Shampoo und Duschgel schwimmt das Öl schnell oben auf, diese Produkte sollte man also vor Gebrauch gut schütteln."

Was Sanddorn-Öl so attraktiv für die Körperpflege macht, sind seine Wirkstoffe. "Sanddornöl muss man in zwei Öle aufteilen: einmal in Fruchtfleischöl, einmal in Kernöl", erklärt Carl-Michael Diedrich. "Das Fruchtfleisch ist sehr sauer und enthält etwa fünfzigmal mehr natürliches Vitamin C als eine vergleichbare Menge an Zitrone. Zudem sind zwei wichtige Fettsäuren enthalten, die in ähnlicher Weise nur in Avocadoöl und in Macadamianuss-öl zu finden sind." Es helfe gegen Juckreiz und halte die Haut geschmeidig.

Diesen Effekt bestätigt auch Birgitt Krämer. Sie kennt sich wie Diedrichs mit Sanddorn aus, vertreibt im Namen des früheren Hobbythek-Moderators Jean Pütz Naturkosmetik . Das Fruchtfleischöl enthalte neben den bereits genannten Stoffen auch Beta-Carotin: "Es schützt damit vor Sonneneinstrahlungen, unterstützt die Haut bei Sonnenbrand und wirkt erfrischend bei trockener und stark beanspruchter Haut." Wegen des hohen Carotin-Anteils färbt das Öl nach Erfahrung der Expertin sehr schnell. Man setze es deshalb meist nur tropfenweise ein.

Das Kernöl, der Deutsche Apothekerverband spricht alternativ von Samenöl, wird dagegen aus den getrockneten Sanddorn-Kernen gewonnen. "Dieses Öl ist eher hellgelb in der Färbung. Es enthält hohe Anteile an Linolsäure und Linolensäure", erläutert Diedrich. "Diese sind für die Zellerneuerung der Haut gut, regen die Stoffwechsel der Hautzellen an und halten die Haut straff. Diese beiden Fettsäuren wirken zudem antibakteriell."

In kosmetischen Produkten finde man häufig Mischungen aus beiden Ölen, so der Apothekerverband. Man könne es aber auch als reines Öl verwenden, es eigne sich unter anderem zur Wundheilung und auch bei Neurodermitis. Birgitt Krämer empfiehlt, Sanddornöl direkt auf Hautrötungen zu geben. "Oder man rührt einige Tropfen in eine fertige Creme oder Lotion ein. Vermischt man die Sanddornöle mit Pflanzenölen, wie Mandel- oder Olivenöl, erhält man ein hervorragendes Körperöl für pflegebedürftige Haut." Auch lasse sich in wenigen Schritten aus Naturjoghurt und Sanddornöl eine Gesichtsmaske anrühren.

Carl-Michael Diedrich hat ebenfalls Tipps für "Selbstrührer". Der wichtigste ist seiner Meinung nach, "nicht zu viel Öl zu verwenden, da die orangerote Farbe schnell abfärben und Textilien gerade im Hals- oder Ärmelbereich stark verfärben kann."

Laut Diedrich verbindet sich Sanddorn-Öl gut mit Aloe-Saft, der auch für seine heilende Wirkung bekannt ist: "Daraus lassen sich zum Beispiel After-Sun-Lotionen herstellen, die die ausgetrocknete Haut wieder aufbauen und den Juckreiz stillen."

Birgitt Krämer lobt vor allem die Verbindung von Sanddornöl mit Harnstoff (Urea): "Immer wieder berichten uns Menschen mit Hautkrankheiten und empfindlicher Haut, wie gut sie gerade diese Kombination vertragen."

Konzerne wie Weleda haben die Beere mittlerweile auch für sich entdeckt. "Sanddorn ist in vieler Hinsicht ein Multivitamin-Spender", erklärt Sprecherin Susi Teichmann, "dass er heilende Wirkung hat, ist bereits seit vielen tausend Jahren bekannt. Er kam aus Zentralasien nach Europa."

In Russland und China werde er schon lange bei Hautproblemen eingesetzt. In Deutschland fehlen allerdings genauere Studien dazu. Eine so genannte "Anwenderbeobachtung" an Krebspatientinnen aus Chemnitz belegte zuletzt immerhin, dass Sanddornkosmetik das Hautbild nach der Chemotherapie verbesserte.

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