Bei Stress im Beruf hilft Sport am besten

Dortmund · Wer körperlich fit ist, verträgt psychische Belastungen bei der Arbeit viel besser als Untrainierte. Und beugt Erkrankungen vor.

 Körperliche Fitness beugt nicht nur orthopädischen und Herz-Kreislauf-Beschwerden vor, sondern ist für Berufstätige auch das beste Anti-Stress-Mittel. Je fitter ein Erwerbstätiger ist, desto besser verkraftet er stressige Situationen im Arbeitsalltag. Das belegt eine Studie der TU Dortmund. Foto: Fotolia

Körperliche Fitness beugt nicht nur orthopädischen und Herz-Kreislauf-Beschwerden vor, sondern ist für Berufstätige auch das beste Anti-Stress-Mittel. Je fitter ein Erwerbstätiger ist, desto besser verkraftet er stressige Situationen im Arbeitsalltag. Das belegt eine Studie der TU Dortmund. Foto: Fotolia

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(np) Um im Beruf bestehen zu können, ist eine gute Selbstdisziplin unerlässlich. Das gilt, wenn der leidige Bericht unbedingt fertig werden muss, wenn man gegenüber einem nervigen Kunden freundlich bleiben will oder wenn man der ständigen Ablenkung durch Facebook widerstehen will. Wer sich jedoch ständig zu sehr unter Druck setzt, zehrt seine Kräfte auf und ist von einem Burn-out bedroht.

Forscher des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund haben untersucht, welche Rolle körperliche Fitness dabei spielt, seinen Arbeitsalltag meistern zu können. Es hat sich gezeigt, dass regelmäßiger Sport hilft, mit Stress auf der Arbeit besser umgehen zu können.

In vielen Berufen ist Selbstkontrolle das A und O für eine erfolgreiche Karriere. Das gilt besonders im Dienstleistungssektor. Verkäufer, Ärzte, Rechtsanwälte, Büro- und Bankangestellte müssen ihre individuellen Emotionen regulieren, um den Bedürfnissen des Kunden gerecht zu werden. Sie müssen zudem lange Zeit konzentriert arbeiten können. Das gelingt nur, wenn sie Ablenkungen widerstehen können.

Die Dortmunder Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass zu hohe Anforderungen an die Selbstkontrolle mit der Zeit die Psyche belasten. Das führt dazu, dass sich viele Arbeitnehmer ausgepowert, erschöpft und krank fühlen.

Die Wissenschaftler konnten jetzt belegen, dass körperliche Fitness wie ein Puffer zwischen einer hohen Selbstkontrolle und psychischen Belastungen wirkt. Die Psychologen Klaus-Helmut Schmidt und Wladislaw Rivkin haben Daten von mehr als 800 Personen analysiert, die sich freiwillig zu einer medizinischen Untersuchung gemeldet hatten. Alle Teilnehmer arbeiteten im Finanzsektor. Der Grad der körperlichen Fitness wurde anhand der maximalen Sauerstoffaufnahme während einer sportlichen Tätigkeit ermittelt.

Je höher die maximale Sauerstoffaufnahme bei körperlicher Belastung liegt, desto fitter ist man. Während beispielsweise bei untrainierten jüngeren Menschen die maximale Sauerstoffaufnahme im Durchschnitt 35 bis 45 Milliliter pro Minute und Kilogramm Körpergewicht beträgt, sind es bei hochtrainierten Ausdauersportlern über 80 Milliliter.

Anschließend wurden die Probanden zu psychischen Belastungen auf der Arbeit befragt. Beim Vergleich der Daten zeigte sich, dass Menschen, die körperlich fit sind, weniger Probleme haben, ihre Emotionen und ihr Verhalten auf der Arbeit zu regulieren, als Menschen, die selten Sport machen. Das galt auch, wenn die Anforderungen unterschiedlich hoch waren.

"Wer fit ist, kann psychischen Belastungen und Erkrankungen durch zu viel Stress während der Arbeit vorbeugen", sagt Wladislaw Rivkin. "Gerade in Berufen, die täglich ein hohes Maß an Selbstkontrolle erfordern, könnten Sportangebote vorbeugend eingesetzt werden, um eine Überbelastung zu vermeiden."

Um effektiv und konzentriert zu arbeiten, brauche der Körper zudem ausreichend Energie in Form von Glukose (Zucker), die nur begrenzt zur Verfügung stehe, erklären die Wissenschaftler. Sei der Körper aber durch regelmäßigen Sport in einer guten Verfassung, werde Zucker effizienter in die Zellen transportiert.

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Wer für Stress im Job besonders anfällig ist Die Krankenkasse DAK hat die Gruppen ermittelt, die im Beruf am ehesten unter Stress leiden. Frauen: Viele weibliche Arbeitnehmer müssen Beruf und Familie unter einen Hut bringen. Dabei stellen sie hohe Erwartungen an sich selbst. Das jedoch ist ein typischer Auslöser für Stresssymptome. Dreimal so häufig wie Männer greifen Frauen bei Überlastungsanzeichen wie Schlafstörungen, Verstimmungen oder Nervosität zu Tabletten und anderen Mitteln. Führungskräfte: Menschen in leitenden Positionen sind besonders anfällig für krankhaften Stress. Die Ursachen liegen in den hohen Leistungserwartungen, den langen Arbeitszeiten und fehlendem privatem Ausgleich. Auch hier sollen oft leistungssteigernde Medikamente einen Burn-out aufhalten. Studenten: Jeder vierte Student leidet unter hohem Leistungsdruck, die Hälfte aller Schüler klagt über Schulstress. Leider gehören auch hier häufig "kleine Helfer" aus dem Medizinschrank zur Tagesordnung. Junge Beschäftigte: Zwischen dem 25. und dem 40. Lebensjahr steht viel an: Berufseinstieg, Partnerwahl, Karriere und Familiengründung. Experten sprechen von der "Rushhour des Lebens". Mit dem Druck, der durch die Mehrfachbelastung entsteht, kommen viele besser klar, wenn sie körperlich richtig fit sind.

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