Aktivität lindert Beschwerden in den Wechseljahren

Die Aussichten auf die Wechseljahre sind nicht gerade rosig, zumal sie sich über viele Jahre hinziehen können. Es drohen Hitzewallungen, Depressionen, Gedächtnislücken, schlaflose Nächte, trockene Schleimhäute, Falten und steigendes Gewicht.

Allerdings leiden nicht alle Frauen unter den hormonellen Umstellungen in der Lebensmitte. Bei etwa einem Drittel der Frauen sind die Beschwerden so heftig und anhaltend, dass sie behandelt werden sollten. Ein weiteres Drittel kommt mit leichten Unpässlichkeiten oder ein paar zusätzlichen Pfunden davon, während das glückliche letzte Drittel die Wechseljahre ohne Symptome durchlebt und vielleicht sogar ein wenig abnimmt.

Auch etwa jeder dritte Mann leidet unter Wechseljahren.

Ebenso lang wie die Liste der Beschwerden sind die Tipps dagegen: weniger Essen, weniger Kaffee, Alkohol und scharfe Gewürze, leichtere Kleidung, Yoga und andere Entspannungstechniken, pflanzliche Mittel wie Traubensilberkerze, Frauenmantel, Johanniskraut, Hopfen, Salbei und Mönchspfeffer und natürlich viel Sport und eine positive Einstellung zur neuen Lebensphase. Dies alles kann - zumindest bei milden Symptomen - helfen, in Form zu bleiben und die unangenehmen Nebenwirkungen der hormonellen Umstellung erträglicher zu machen. Nicht wenige Frauen kommen damit zurecht, nach einer Weile lassen die Beschwerden nach, da der Körper ein neues Gleichgewicht gefunden hat.

Wer glaubt, damit sei das Thema erledigt, übersieht jedoch etwas ganz Entscheidendes. Mit den Wechseljahren steigt das Risiko der Frauen für Herz- und Gefäßerkrankungen, für Osteoporose, Brustkrebs, Inkontinenz, Infektionen und Demenzen. Nicht selten treten diese Beschwerden erst dann auf, wenn die Wechseljahrbeschwerden längst vergessen sind. Nach Angaben der Professorin Dr. Petra Stute von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern sind die Frauen durchschnittlich 45 Jahre alt, wenn sie die ersten Hitzewallungen bemerken, und mit etwa 50 Jahren haben sie ihre letzte Monatsblutung. Doch erst zwei Jahre später macht die Rückbildung der vaginalen Schleimhaut gesundheitliche Probleme, fünf Jahre nach der letzten Blutung treten Probleme mit den harnleitenden Organe auf, nach rund sieben Jahren kommen Herzerkrankungen und nach zehn Jahren Osteoporose dazu.

Die Symptome zu Beginn der Wechseljahre zeigen also im Grunde nur an, dass sich der Hormonhaushalt jetzt verändert. Die langfristigen Folgen dieser Veränderungen zeigen sich erst viele Jahre später. Das liegt daran, dass die Geschlechtshormone eben nicht ausschließlich für die Fruchtbarkeit zuständig sind, sondern überall im Körper weitere wichtige Aufgaben erfüllen, selbst im Gehirn. Lässt die Hormonproduktion der Eierstöcke beziehungsweise der Hoden nach oder versiegt sie ganz, kann folglich auch die Gesundheit insgesamt beeinträchtigt sein. Das Hormon Östrogen steuert zum Beispiel auch die Energiegewinnung und Körperfettverteilung, das Entzündungsgeschehen sowie den Zucker- und Fettstoffwechsel. Sinkt der Östrogenpegel, ändert sich die Figur, das Körperbild wird maskuliner mit schwindender Taille und mehr Fett im Bauchraum. Damit steigt das Risiko für Fettleber, Diabetes und Herzinfarkt. Vor diesen Erkrankungen sind Frauen bis zu den Wechseljahren durch ihr Östrogen und Progesteron normalerweise gut geschützt. Erst mit dem Eintritt der Menopause steigt ihr Risiko deutlich und gleicht sich dem der Männer an.

Weil die Menschen heute immer älter werden, verbringen die Frauen in wohlhabenden Ländern mindestens ein Drittel ihres Lebens in der Postmenopause. Damit ist die Zeit nach der letzten Monatsregel gemeint. Alle Tipps und Maßnahmen für diese Zeit müssen daher neben den unangenehmen Symptomen während der Wechseljahre auch den langfristigen Erhalt der Gesundheit im Blick haben.

Dafür ist ein gesunder Lebensstil erforderlich mit angemessener Bewegung, Entspannung und Stressabbau, mit ausreichend Schlaf, genug Sonne und einer sättigenden, nährstoffreichen, aber kohlenhydratreduzierten Ernährung. Dennoch wird es nicht immer gelingen, die Auswirkungen der hormonellen Veränderungen der Wechseljahre aufzufangen. Wenn die Beschwerden heftig sind oder wenn trotz vernünftiger Lebens- und Essgewohnheiten das Gewicht steigt, die Knochen zu schnell schrumpfen, die Hirnleistung und die Gefäßgesundheit zu sehr leiden, sollte über einen Hormonersatz nachgedacht werden.

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