Schlemmen wie der König

Moritzburg · August der I., auch genannt August der Starke, prägte das Sächsische Elbland vor allem als Gourmet. Bei einer Reise in die malerische Region zwischen Dresden und Meißen können sich Besucher auch heute noch königlich verwöhnen lassen – und einen Blick hinter die Kulissen eines Kultfilms werfen.

 Das repräsentative Schloss Moritzburg vor winterlicher Kulisse: Hier lebte August der Starke bis zu seinem Tode 1733. Foto: Burgi/dpa

Das repräsentative Schloss Moritzburg vor winterlicher Kulisse: Hier lebte August der Starke bis zu seinem Tode 1733. Foto: Burgi/dpa

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Im winterlichen Nebel zeichnen sich langsam die Konturen von Schloss Moritzburg ab. Es überrascht, wie viele Besucher sich trotz des nasskalten Wetters für eine Wanderung vom Bahnhof der nostalgisch dampfenden Lößnitzgrundbahn bis zum Schloss entschieden haben. Doch die Magie des Ortes ist schnell erklärt - denn noch bis Ende Februar geht es hier wahrlich märchenhaft zu. Am Drehort des Kultstreifens "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" aus dem Jahre 1973 lebt die königliche Filmfamilie in einer Ausstellung wieder auf, die in wechselndem Gewand seit Jahren Jung und Alt aufs Neue begeistert.

Wo einst Fürsten tafelten

Im Schloss passieren Besucher zunächst eine mit kostbarem Porzellan gedeckte Tafel. An dieser feierte der Kurfürst von Sachsen und König Polens prunkvolle Feste mit dem Adel Europas. "Hier ließ August der Starke die Gourmetkultur in Sachsen aufleben und wusste sich bestens bei Gelagen, Wildhetzen oder bei einer Seeschlacht im Schlossteich in Szene zu setzen", erzählt der Touristenführer René Kreher. Selbstredend kamen nur erlesene Speisen auf die Tafel.

Der kulinarische Genuss zu längst vergangenen Zeit war jedoch nicht ganz vollkommen, wenn neben Speis und Trank nicht auch das feinste Tafelservice dem Auge schmeichelte: Der Kurfürst gehörte zu den eifrigsten Sammlern ostasiatischen Porzellans. Als ihm die Mannschaft um den Alchemisten Johann Friedrich Böttger im Jahr 1710 in der Albrechtsburg Meißen auf Befehl eine eigene Porzellanmanufaktur anfertigte, kannte seine Begeisterung kaum Grenzen. Heute kann man in den Schauräumen den Porzellankünstlern zusehen, wie sie aus einer zähen Masse das weiße Gold formen, filigran bemalen und bei 1450 Grad Celsius brennen. Und zum krönenden Abschluss wartet im Restaurant der Manufaktur ein köstliches Drei-Gänge-Menü, das wohl auch seiner Hoheit gemundet hätte. Abgerundet hätte der König das Mahl mit einem sächsischen Wein. Einer Sage zufolge soll August I. zuweilen ganze acht Liter auf einmal getrunken haben. Seine besondere Sorge um die Weingüter zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz kann also nicht ganz selbstlos gewesen sein.

Die Sächsische Weinstraße

Die königlichen Weinhänge am Goldenen Wagen in Radebeul sind noch immer eine der Top-Lagen der jetzt unter der Marke Sächsische Weinstraße vereinten Winzer, Gastronomie- und Hotelbetriebe. Sie feiern 2017 ihr 25-jähriges Bestehen. Lutz Gerhard hat nur wenige hundert Meter entfernt einen Hektar Weingelände von seinem Vater geerbt und ist wie 80 Prozent der sächsischen Weinbauern ein Hobbywinzer. Aus sieben Rebsorten lässt er Weine entstehen und öffnet sein Grundstück nebst drei Ferienwohnungen für Besucher, Hochzeiten, Familien- und Firmenfeiern.

Um zur Geburtsstätte des sächsischen Sektes zu gelangen, müssen Besucher vom Goldenen Wagen in Richtung Meißen fahren. Nach wenigen Kilometern taucht auf der rechten Elbhangseite das Schloss Wackerbarth auf, das die Nachfolge der Sektkellerei Bussard antrat. Vor 180 Jahren schlug hier die Geburtsstunde des sächsischen Schaumweines. Mit mehr als 100 Hektar Rebfläche gehört Wackerbarth heute zu den drei größten Weingütern der Sächsischen Weinstraße. Welch friedensstiftende Wirkung von einigen Gläschen sächsischen Weines ausgehen kann, weiß Martin Junge vom Sächsischen Staatsweingut zu berichten. Er führt seine Gäste zum Nachbau eines mit Intarsien verzierten runden Tisches, an dem August der Starke und König Friedrich Wilhelm I. von Preußen in den Jahren 1728/29 die "Vereinigung wider die Nüchternheit" gründeten. Fortan herrschte Frieden zwischen Sachsen und Preußen - jedenfalls bis zum Zweiten Schlesischen Krieg.

Eine Reise durch die märchenhafte Landschaft der Sächsischen Weinstraße wäre nicht komplett, ohne einer echten Prinzessin zu begegnen. Alexandra Prinzessin zur Lippe kommt der Märchenfigur aus "Drei Nüsse für Aschenbrödel" recht nah. Sie führt Besucher zu den schönsten Aussichten ihres Weinberges im Meißner Ortsteil Proschwitz. Damit auch andere in den Genuss königlicher Weine und Speisen kommen, gibt es bei der Prinzessin neben vielen kulturellen Veranstaltungen auch Degustationsmenüs. Die Gäste favorisierten dabei die edlen trockenen Weiß- und Rotweine. Das wäre auch dem unter Diabetes leidenden August besser bekommen, der starke Süßweine bevorzugte. Er starb mit 63 Jahren.

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 Ledertapeten, Kronleuchter und reichlich Gold: In seinen prunkvollen Gemächern feierte der König viele Feste.Foto: Juhran/ DPA

Ledertapeten, Kronleuchter und reichlich Gold: In seinen prunkvollen Gemächern feierte der König viele Feste.Foto: Juhran/ DPA

Foto: Juhran/ DPA

Auf einen Blick Noch bis zum 26. Februar können Reisende die Winterausstellung "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" im Schloss Moritzburg besuchen und sich am Original-Drehort über die Hintergrundgeschichte des deutsch-tschechischen Kultfilms informieren. red schloss-moritzburg.de

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