Landschaftsbilder von magischer Schönheit

Rerik/Schwaan/Ahrenshoop · Ob Uecker, Bartels oder Müller-Kempf: Die mecklenburgische Ostseeküste hat viele Künstler und Maler inspiriert.

 Am Hafen von Rerik legen neben Segelbooten auch Fahrgastschiffe an. Auf ihnen können Besucher die Halbinsel Wustrow erkunden. Foto: Kurverwaltung Rerik

Am Hafen von Rerik legen neben Segelbooten auch Fahrgastschiffe an. Auf ihnen können Besucher die Halbinsel Wustrow erkunden. Foto: Kurverwaltung Rerik

Foto: Kurverwaltung Rerik

Es gibt sie noch, die Geheimtipps unter Ostsee-Kennern: die kleinen Seebäder, die nicht dem Massentourismus unterliegen. Einer dieser Orte ist Rerik mit seiner Halbinsel Wustrow. Zwischen Salzhaff und Ostsee wirkt das kleine Bad selbst in der Hochsaison nie überlaufen. Das schätzt auch der berühmteste Sohn des Ortes: Günther Uecker.

1930 wurde der deutsche Maler und Objektkünstler in der Gemeinde Wendorf geboren. Uecker, der mittlerweile 86 Jahre zählt, hat seine späte Kindheit und Jugend auf Wustrow verbracht. Heute lebt und arbeitet er in Düsseldorf. Auf Wustrow hat er Dinge erlebt, die sein ganzes künstlerisches Schaffen entscheidend prägten: Als die russische Armee im Zweiten Weltkrieg kam, habe er seine Mutter und Schwester schützen wollen und die Haustür und Fenster von innen vernagelt. Noch immer gehören Nägel zu den Hauptgestaltungsmitteln seiner Werke. Und als 1945 das deutsche Passagierschiff "Cap Arcona" mit KZ-Häftlingen vor Wustrow bombardiert wurde und gesunken ist, musste der junge Uecker die Leichen, die an die Halbinsel gespült wurden, am Strand begraben. Daraus und in Anlehnung an die vielen Flüchtlinge, die heute im Mittelmeer sterben, ist das Projekt Wustrower Tücher entstanden. Die Stellen, an denen Uecker zu jener Zeit die Leichen am Strand Wustrows vergrub, bedeckte er mit Tüchern. Die Wustrower Tücher sind heute im staatlichen Museum in Schwerin ausgestellt.

Uecker zieht es immer wieder nach Rerik. Er ist mittlerweile Ehrenbürger der Stadt, die ihm viel zu verdanken hat. Vor allem, dass die Glocken der einzigen Kirche wieder läuten. Uecker versteigerte am 31. Mai 2012 eines seiner bekanntesten Nagelbilder, eine Spirale, für 340 000 Euro. Mit dem Geld konnte die Evangelische Kirchengemeinde zwei Glocken gießen lassen, den Kirchturm und den Glockenstuhl der Johanneskirche sanieren.

Abseits der Touristenpfade, im Rostocker Hinterland und nur 15 Minuten mit der S-Bahn von der Hansestadt entfernt, liegt die kleine Stadt Schwaan. Die malerische Landschaft und der pittoreske Stadtkern haben vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg viele Künstler inspiriert. Ab 1830 entstand hier die Künstlerkolonie Schwaan. Ihre bekanntesten Söhne sind die impressionistischen Maler Franz Bunke und Rudolf Bartels. Um ihren Werken ein Podium zu geben, hat die Stadt im Jahr 2002 in der ehemaligen Getreidemühle ein Kunstmuseum mit wechselnden Ausstellungen aus der rund 190 Werke umfassenden Sammlung eröffnet.

Noch bekannter ist die Künstlerkolonie Ahrenshoop. Bis in die 1880er Jahre war Ahrenshoop auf dem Fischland ein verschlafenes und sehr armes Fischerdorf. Bei einem Besuch der Region hat der Maler Paul Müller-Kempf 1889 zufällig Arenshoop entdeckt. Ihm bot sich dabei nach eigenen Angaben ein Bild des Friedens und der Einsamkeit. Nur fünf Jahre später baute er die erste Malschule im heutigen Künstlerhaus Lukas auf.

Um die Werke aller Künstler, die über die Jahrzehnte in Ahrenshoop gearbeitet haben, zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat sich 2005 ein Verein gegründet. Durch unermüdliche Arbeit der Mitglieder gibt es seit 2013 das Kunstmuseum Ahrenshoop. Rund 900 Werke und 2000 Grafiken umfasst die Sammlung des Museums heute, dazu noch Werke von Künstlern aus den Kolonien in Schwaan und Hiddensee. Es sind Werke des Impressionismus, der klassischen Moderne, Positionen einer gegenständlichen Kunst der 1920er bis 1940er Jahre bis zur Kunst in der DDR. Auch heute noch wirken viele Künstler in Ahrenshoop. Die Landschaft und der Ort haben nichts von ihrer inspirierenden Schönheit verloren.

Zum Thema:

Für Kunstinteressierte bietet sich die Jubiläumsausstellung "Licht, Luft, Freiheit - 125 Jahre Künstlerkolonie Ahrenshoop" vom 25. März bis 8. Oktober im Kunstmuseum Ahrenshoop an. Touristen können aber auch die Ausstellung "Ekensund im Kreise der Künstlerkolonien an der Ostsee" vom 23. März bis 28. Mai im Kunstmuseum Schwaan besuchen.

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